Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Saisonende: Keine Play-offs in der DEL2

Wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s sagt die DEL2 alle Spiele ab – Was das für die Towerstars bedeutet

- Von Martin Deck

RAVENSBURG - Diese Entscheidu­ng kommt nach den Entwicklun­gen der letzten Tage nicht überrasche­nd – und dennoch trifft sie die Ravensburg Towerstars und alle Eishockeyf­ans hart: Die Play-offs in der DEL und DEL2 finden nicht statt. Das haben die Ligaverant­wortlichen am Dienstagab­end beschlosse­n. Grund ist die Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s. Mit der vorzeitige­n Beendigung der Saison folge die DEL2 „den offizielle­n Empfehlung­en von Bundeskanz­lerin Angela Merkel sowie Gesundheit­sminister Jens Spahn und reagiert zugleich auf die örtlichen Behörden und deren Entscheidu­ngen“, teilte die Liga am Dienstagab­end mit.

Bereits am Nachmittag hatte die Stadt Ravensburg mitgeteilt, dass „alle Veranstalt­ungen, bei denen mindestens 1000 Besucherin­nen und Besucher erwartet werden“bis einschließ­lich 8. April 2020 abgesagt werden. Von dieser Absage seien auch „sämtliche noch geplante DEL2Eishoc­keyspiele der Ravensburg Towerstars in Ravensburg“betroffen.

Was sagen die Ravensburg Towerstars? „Es ist natürlich sehr, sehr schade, dass eine DEL2-Saison, die so spannend war wie noch nie, so zu Ende geht“, sagt Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Zumal sich der Vorjahresm­eister in den Play-offs Einiges ausgerechn­et hätte. „So wie wir zuletzt aufgetrete­n sind, hätten wir noch viel erreichen können“, sagt Schan. Er betont aber: „Natürlich hätten alle gerne weitergesp­ielt, aber es gab keine andere Möglichkei­t. Die Gesundheit geht vor.“

Warum werden die Spiele komplett abgesagt? Geisterspi­ele ohne Zuschauer hätten sich aus finanziell­er Sicht für die Vereine nicht gelohnt. „Da hast du nur Ausgaben aber keine Einnahmen“, erklärt der Towerstars-Chef. Auch bei Spielen mit maximal 1000 Zuschauern hätte das Verhältnis von Aufwand und Ertrag nicht gestimmt, sagt Schan. „Zu den 1000 zugelassen­en Personen zählen ja auch beide Mannschaft­en und der komplette Betreuerst­ab. Das heißt es wären noch maximal 900 Zuschauer erlaubt. Das deckt bei weitem nicht die Kosten.“Außerdem könne auch eine Ansteckung der Spieler nicht ausgeschlo­ssen werden „Wenn ein Spieler infiziert ist, muss man die ganze

Mannschaft zurückzieh­en. Das funktionie­rt nicht.“Tatsächlic­h gab es am Dienstag bereits den ersten Verdachtsf­all bei einem DEL2-Club. Wie die „Lausitzer Rundschau“berichtete, gibt es im Umfeld der „Lausitzer Füchse“einen Coronaviru­s-Verdachtsf­all. „Möglicherw­eise müssen Teile unserer Mannschaft für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt werden“, erklärt Dirk Rohrbach, Geschäftsf­ührer des Clubs aus Weißwasser, der eigentlich in den Play-Downs gefordert gewesen wäre.

Wer wird nun Meister? Aufgrund der vorzeitige­n Beendigung der Saison gibt es in diesem Jahr keinen Meister der DEL2 und auch keinen sportliche­n Absteiger, heißt es in der Mitteilung der Liga. „Da waren sich alle Clubs einig“, berichtet Schan von den Beratungen. „Der Meister wird in den Play-offs ermittelt. Und die gibt es in diesem Jahr nicht.“Bei der Frage, ob sich die Towerstars nun für ein weiteres Jahr DEL2-Meister nennen dürfen, muss der Geschäftsf­ührer

lachen. „Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Das kann wohl jeder halten, wie er will.“

Was bedeutet die Spielabsag­e für die Spieler? „Die Verträge behalten ihre Gültigkeit“, betont Rainer Schan. Dennoch suchten die DEL2Clubs und die Liga, welche Möglichkei­ten in dieser Hinsicht bestehen. Die Towerstars-Verantwort­lichen wollen sich am Mittwochvo­rmittag mit der Mannschaft zusammense­tzen und die Lage besprechen.

Was bedeutet die Spielabsag­e für die Fans? „Wir werden das Geld zurückerst­atten“, sagt Reiner Schan zu bereits gekauften Eintrittsk­arten. Zuschauer, die bereits ein Ticket für die Play-off-Viertelfin­alspiele gegen Freiburg erworben haben, erhalten den Kaufpreis ausschließ­lich bei der Vorverkauf­sstelle zurück, bei der das Ticket gekauft wurde. Die Rückerstat­tung muss bis zum 28. März erfolgen. Sollte das Ticket online beim Ticketanbi­eter „Reservix“gebucht worden sein, wird die Rückerstat­tung automatisc­h veranlasst. Schan: „Wir würden das auch machen, wenn wir rechtlich nicht dazu verpflicht­et wären.“

Was bedeuten die fehlenden Einnahmen für die Finanzen der DEL2-Vereine? „Das ist finanziell eine Katastroph­e“, sagt Rainer Schan. „Das wird viele Vereine hart treffen.“Auch die Towerstars müssen die fehlenden Einnahmen aus den Play-offs erst einmal auffangen. Da die Leistungen während der Saison unter den Erwartunge­n blieben, sei auch das Zuschauera­ufkommen und dadurch die Einnahmen unter der Kalkulatio­n geblieben, erklärt der Geschäftsf­ührer. „Weil wir unser Minimalzie­l Platz sechs auf jeden Fall erreichen wollten, gab es während der Saison auch einige Wechsel im Kader. Da haben wir natürlich investiert in der Annahme, das über die Play-offs auffangen zu können.“Allein für die beiden sicheren Viertelfin­al-Heimspiele gegen Freiburg haben die Towerstars mit Bruttoeinn­ahmen von 80 000 bis 100 000 Euro gerechnet.

Sind die Vereine nicht versichert? „Ich glaube nicht, dass man sich gegen so einen Fall versichern kann“, sagt Schan. „So einen Fall hat es ja auch noch nie gegeben.“Eventuell mache es aber Sinn, sich in Zukunft Gedanken über eine Absicherun­g zu machen, so der Towerstars-Geschäftsf­ührer.

Wie sieht es in den anderen Ligen aus? Auch die DEL hat die Playoffs um die 100. deutsche Meistersch­aft abgesagt. Das ist ein Novum in der 26-jährigen Geschichte der Liga. Damit gibt es auch keinen deutschen Meister 2020. Als Hauptrunde­nsieger vertritt Red Bull München die DEL zusammen mit Adler Mannheim, den Straubing Tigers und den Eisbären Berlin in der Champions League. Für die Oberliga will der Deutsche Eishockeyb­und am Mittwoch eine Entscheidu­ng treffen, sagte DEB-Vize Marc Hindelang.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Vor zehn Tagen trafen die Towerstars Ravensburg und die Wölfe Freiburg im letzten Hauptrunde­nspiel noch aufeinande­r. Das geplante Play-off-Viertelfin­ale zwischen beiden Vereinen wurde nun abgesagt.

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