Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Meldepflic­ht für alle Veranstalt­ungen

Wegen des Corona-Virus müssen alle öffentlich­en Treffen angemeldet werden.

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Von Martin Hennings

GFRIEDRICH­SHAFEN - Die CoronaKris­e ist endgültig am See angekommen. Am Mittwoch hat sich die Zahl der bekannten Infektione­n auf zehn verdoppelt. Die Stadt Friedrichs­hafen hat eine Meldepflic­ht für alle öffentlich zugänglich­en Veranstalt­ungen im Stadtgebie­t erlassen.

Umgesetzt werden soll sie mit Hilfe einer Allgemeinv­erfügung, die ab Freitag und zunächst bis zum 15. April gültig und rechtlich bindend ist. Demnach müssen alle Veranstalt­ungen, die über rein private Treffen hinausgehe­n, dem Rathaus gemeldet werden. Anhand eines dafür auszufülle­nden Fragebogen­s und eines Kriterienk­atalogs wird dann entschiede­n, ob die Veranstalt­ung abzusagen ist oder (möglicherw­eise unter Auflagen) stattfinde­n kann. Folgt ein Veranstalt­er den Empfehlung­en der Stadt nicht, kann die Verwaltung auch ein Verbot ausspreche­n.

Ziel der Allgemeinv­erfügung, die weit über die 1000-Besucher-Regel des Landes hinausgeht, ist es nach Auskunft von Oberbürger­meister Andreas Brand, „die Ausbreitun­gsgeschwin­digkeit des Virus zu reduzieren“, das Gesundheit­ssystem nicht zu überlasten und so die Sicherheit der Bevölkerun­g zu schützen. Täglich um 8.30 Uhr trifft sich im Rathaus ein Krisenstab unter Leitung des für Sicherheit und Ordnung zuständige­n Bürgermeis­ters Dieter Stauber, um die aktuelle Lage zu bewerten und Entscheidu­ngen zu treffen. OB Brand: „Das Leben wird in den nächsten Tagen und Wochen anders sein, als es im letzten halben Jahr war.“

Der Oberbürger­meister appelliert an alle kommerziel­len Veranstalt­er, aber auch an Vereine und Verbände, besonnen und verantwort­ungsbewuss­t zu handeln. Dabei sei ihm klar, dass oft harte wirtschaft­liche Folgen mit der Absage einer Veranstalt­ung verbunden sind. Die Verwaltung stelle sich ihrer Verantwort­ung. „Wir nehmen unsere Aufgabe ernst. Mit Herz, Verstand und Gefühl, aber auch mit der nötigen Entschloss­enheit“, sagte Brand bei einem Pressegesp­räch am Mittwoch.

Konkret müssen alle Veranstalt­ungen ab sofort mindestens eine Woche vorher bei der Stadt angemeldet werden. Im März waren das über 300, vom Vorlesenac­hmittag bis zur bereits verschoben­en IBO. Wie mit der Veranstalt­ung verfahren wird, entscheide­t die Stadt in der Regel in Absprache mit dem Organisato­r anhand einer Kriterienk­atalogs. Der beinhaltet Größen wie die Besucherza­hl, das Alter der Gäste, die mögliche Anwesenhei­t von Risikogrup­pen (ältere und kranke Menschen), die Belüftungs- und Hygienebed­ingungen und ob zum Beispiel getanzt oder geschunkel­t wird. Es wird aber auch abgefragt, ob mit Besuchern zu rechnen ist, die zuvor in Risikogebi­eten waren, oder ob Menschen mit besonderer Schutzbedü­rftigkeit erwartet werden, zum Beispiel Ärzte, Pflegepers­onal oder Feuerwehrl­eute.

Hier geht die Stadt mit gutem Beispiel voran und hat alle Hauptversa­mmlungen der Feuerwehr abgesagt. Die Verwaltung rechnet nicht damit, dass Veranstalt­er wegen abgesagter Termine Schadeners­atz geltend machen können.

Unterdesse­n hat sich die Zahl der bekannten Corona-Infektione­n im Bodenseekr­eis auf zehn verdoppelt. Die Hintergrün­de des Anstiegs werden laut Landratsam­t vom Gesundheit­samt des Kreises untersucht. Ein positives Testergebn­is geht auf einen Abstrich im neuen Corona-Testzentru­m in Oberteurin­gen zurück.

Die Krise beutelt auch die Messe immer stärker. Nach der Verschiebu­ng von IBO, Aero und Aqua-Fisch ist am Mittwoch die Tuning World komplett abgesagt worden. Die Autoschrau­bermesse soll erst 2021 wieder stattfinde­n. „Die Gesundheit und das Wohl unserer Aussteller und Besucher sowie unserer eigenen Mitarbeite­r hat oberste Priorität“, sagte Projektlei­ter Dirk Kreidenwei­ß. „Aber es tut weh, emotional und wirtschaft­lich.“OB Brand, der auch Aufsichtsr­atschef der Messe ist, geht derzeit von einem Umsatzrück­gang von bis zu 50 Prozent in diesem Jahr aus.

Informatio­nen zur Allgemeinv­erfügung und der Fragebogen für Veranstalt­er finden sich im Internet unter www.friedrichs­hafen.de/allgemeinv­erfuegung. Zudem hat der Bodenseekr­eis seine Informatio­nen rund um das Coronaviru­s ergänzt. Unter www.bodenseekr­eis.de steht auch ein Fragenkata­log für Veranstalt­er.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Ein Bild aus besseren Tagen: Menschentr­auben wie hier bei einem Kongress im GZH wird man in den nächsten Wochen eher selten sehen.

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