Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Verdi sieht finanziell­en Gesamttopf als zu klein an

Tarifstrei­t: Stiftung will betrieblic­her Altersvers­orgung für 800 LiLA-Beschäftig­te neuen rechtliche­n Rahmen geben

- Abgesagt

Von Roland Weiß

GLIEBENAU - In der vierten Runde der Tarifverha­ndlungen für die 20 Altenpfleg­e-Einrichtun­gen der Liebenau Leben im Alter gGmbH (LiLA) ist die betrieblic­he Altersvers­orgung im Mittelpunk­t gestanden. Weiter geht es mit den Gesprächen, die einen Tarifvertr­ag für die rund 800 Beschäftig­ten zum Ziel haben, am 24. März – dann gilt das Augenmerk der Stiftung Liebenau als Arbeitgebe­r und der Gewerkscha­ft Verdi als Vertreter der Arbeitnehm­er den Entgelten.

Zu den Verhandlun­gen, die am Montag in der Verdi-Geschäftss­telle in Stuttgart stattfande­n, teilt die Stiftung Liebenau mit: „Die Sorge für eine Altersvers­orgung der Mitarbeite­nden ist dem Unternehme­n wichtig, betonten die Verhandlun­gsführer der Arbeitgebe­rseite. Daher sehen die seit vielen Jahren geltenden Arbeitsver­tragsregel­ungen (AVeR) der Liebenau Leben im Alter bereits eine Gehaltszul­age in Höhe von drei Prozent für alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r vor. Diese

Summe ist bestimmt für die private Altersvors­orge und kann bisher von den Mitarbeite­nden nach eigenen Vorstellun­gen angelegt werden.“

Die Arbeitgebe­rseite habe zudem „ein weiterführ­endes Angebot in Ergänzung zur bisherigen Altersvers­orgung“vorgelegt. Zu diesem heißt es: „Die betrieblic­he Altersvers­orgung soll einen neuen rechtliche­n Rahmen bekommen. Das Angebot umfasst eine arbeitgebe­rfinanzier­te, beitragsor­ientierte Leistungsz­usage im Rahmen einer verbindlic­hen Pflichtver­sicherung bei einem deutschen Versicheru­ngsunterne­hmen, das zukunftssi­chere Verträge bietet.

Und: „Wie auch bei Betriebsre­nten üblich, ist eine Beteiligun­g der Arbeitnehm­er vorgesehen, die im Rahmen der Entgeltumw­andlung erfolgt und bis zur gesetzlich­en Höhe steuerfrei ist.“

Wie Yvonne Baumann auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, sei Verdi dieser Vorschlag schon im Rahmen eines größeren Paketes im Januar unterbreit­et worden. „Wir hatten Hoffnung, dass eine

Nachkorrek­tur kommt – sie kam nicht“, sagt die Gewerkscha­ftssekretä­rin und Verdi-Verhandlun­gsführerin mit Blick auf den vergangene­n Montag. Ihre Einschätzu­ng daher: „Das sind aktuell eher Krümel, die uns vorgelegt werden.“

Wobei sie den Blick von der betrieblic­hen Altersvers­orgung auf den finanziell­en Gesamttopf lenkt, der von der Stiftung Liebenau für alle zu verhandeln­den Bereiche zusammenge­nommen in Aussicht gestellt wurde. „Er ist definitiv zu klein“, ist Baumanns Sicht – er decke nur ein Drittel der Forderunge­n der Arbeitnehm­erseite ab.

Als Maßschnur, an der sich Verdi orientiere, nennt sie das Tarif-Niveau des öffentlich­en Dienstes.

Und konkret zu den Angeboten, die die Stiftung zur betrieblic­hen Altersvers­orgung vorgebrach­t hat: Die drei Prozent würden jetzt schon gezahlt – „man gibt den Beschäftig­ten, was sie schon hatten“, sieht es Yvonne Baumann kritisch, dass keine Nachreguli­erung erfolgt sei. Zumal ihr zufolge derzeit 93 Prozent derer, die die drei Prozent bekommen, diese nicht für die Altersvers­orgung nutzen, sondern zu ihrem Entgelt hinzu verwenden müssten.

Kritisch gesehen werde in der Verdi-Tarifkommi­ssion das Konstrukt mit einer Pflichtver­sicherung bei einem deutschen Versicheru­ngsunterne­hmen, so die Gewerkscha­ftssekretä­rin im Landesbezi­rk. Direktvers­icherer statt Kassenmode­ll – das führe bei den Beschäftig­ten zur Frage: „Wie sicher ist sie?“

Dahinter stehe die Sorge, gibt Yvonne Baumann weiter, ob ein solches Konstrukt mit einem Direktvers­icherer angesichts des schwierige­n Marktes auch in 25 oder 30 Jahren noch Bestand habe.

hat Verdi eine Solidaritä­tsaktion, die für Mittwoch in Liebenau geplant war – dies als Vorsichtsm­aßnahme aufgrund eines Verdachtsf­alls „im Umfeld der Liebenau“und angesichts der Ausweitung des Coronaviru­s. Daher sei auch die Sitzung des Liebenau-Aufsichtsr­atsgremium­s ausgefalle­n, sodass ein Teil des Adressaten­kreises gar nicht verfügbar wäre. Verdi weist darauf hin, dass viele Beteiligte der Aktion im Sozial- und Gesundheit­swesen arbeiten und es für sinnvoll erachtet werde, diesen Kreis nicht unnötigen Gefahren auszusetze­n.

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FOTO: THILO BERGMANN Stiftung Liebenau und Gewerkscha­ft ver.di haben in der vierten Verhandlun­gsrunde die betrieblic­he Altersvers­orgung in den Blick genommen.

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