Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Topspiel ohne Zuschauer

Friedrichs­hafener Volleyball­er spielen in Berlin vor leeren Rängen

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Von Theresa Gnann

GFRIEDRICH­SHAFEN - Es sollte auch diesmal der Höhepunkt der Bundesliga-Hauptrunde werden, stattdesse­n kommt es zu einem Novum im ewigen Duell zwischen Berlin und Friedrichs­hafen. Das Spiel findet zwar in der Berliner Max-Schmeling-Halle statt – jedoch wegen der Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s vor leeren Rängen. Diese Entscheidu­ng war aufgrund der aktuellen Situation unumgängli­ch, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Volleys. Trost für die Volleyball­Fans: Sport1 übertragt das Spiel live im Fernsehen.

4000 Zuschauer verfolgen die Heimspiele der Berliner, die in dieser Bundesliga­saison bislang ungeschlag­en sind, im Schnitt. Für die anstehende Partie wurden Medienberi­chten zufolge bereits 6000 Karten verkauft – Spitzenwer­t in dieser Saison. Trotzdem habe es keine Alternativ­e gegeben, heißt es in der Mitteilung weiter. „Die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerun­g steht über allem, darum haben wir als BR Volleys uns nach intensiven Gesprächen zu diesem Schritt entschiede­n“, wird Geschäftsf­ührer Kaweh Niroomand zitiert. „Es ist bedauerlic­h, aber unvermeidb­ar, dass es nun ausgerechn­et das Spiel des Jahres trifft. Wir sind uns jedoch unserer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung bewusst und tragen dieser mit unserer Entscheidu­ng Rechnung.“

Auch VfB-Trainer Michael Warm, der sich mit seinem Team zuletzt aus dem Formtief herausgesp­ielt hatte, bedauert die Entscheidu­ng, kann sie aber nachvollzi­ehen. „Die Gesundheit hat oberste Priorität. Das ist klar“, sagt er. „Aber es ist natürlich schade. Wir spielen ja auch für die Zuschauer und wollen ihnen unsere Leistung zeigen. Aber da kann man eben nichts machen.“

Ein Einzelfall ist die Berliner Entscheidu­ng nicht. Auch die Spiele in Düren und Innsbruck finden ohne Zuschauer statt. Es ist davon auszugehen, dass weitere dem Beispiel folgen. Ob nächste Woche, wenn der VfB Friedrichs­hafen die Powervolle­ys aus Düren zum letzten Hauptrunde­nspiel empfängt, Zuschauer in die ZF-Arena gelassen werden, steht derzeit noch nicht fest. Unter Umständen, wird den Friedrichs­hafenern

die Entscheidu­ng ohnehin abgenommen. Denn: Ein Allheilmit­tel sind auch Geisterspi­ele nicht. Der Anteil der Zuschauere­innahmen beträgt bei den Klubs nach VBL-Angaben gut 15 Prozent. Viele Vereine sind also auf die Einnahmen angewiesen. „Für die Vereine bedeuten Spiele ohne Zuschauer erhebliche finanziell­e Einbußen, nicht nur durch fehlende Ticketeinn­ahmen“, sagt Liga-Geschäftsf­ührer KlausPeter Jung auf Anfrage des SID. „Sie werden Probleme haben, ihre Sponsorenl­eistungen erfüllen zu können.“

Im Eishockey war das der Grund, warum die Play-offs in dieser Woche ganz abgesagt wurden. Auch der Volleyball-Liga-Vorstand will am Donnerstag Szenarien diskutiere­n, wie die Saison zu Ende gespielt werden kann. Laut Beschluss kann der Meister nicht schon nach der Hauptrunde ernannt werden. Möglich erscheinen deshalb neben Geisterspi­elen auch verkürzte Play-offs oder nur ein Finale.

Wer in einem solchen möglichen vorgezogen­en Finale spielen würde, entscheide­t sich vielleicht schon am kommenden Wochenende. Momentan

stehen die United Volleys Frankfurt und der VfB Friedrichs­hafen punktgleic­h auf den Plätzen zwei und drei hinter Berlin. „Zwischen Frankfurt und uns wird es richtig eng“, sagt Warm. „Es geht heiß her. Wir wollen unbedingt spielen.“

Zunächst einmal müssen die Friedrichs­hafener jedoch im Geisterspi­el in Berlin ran. Dreimal traf der Rekordmeis­ter in dieser Saison bereits auf die Recycling Volleys, dreimal kassierte er eine Niederlage. Das Spiel wird für den VfB also zur Bewährungs­probe. Ob mit oder ohne Zuschauer.

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