Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Viele gute Einzelspieler, aber keine wirklich funktionierende Mannschaft
Die Ravensburg Towerstars in der DEL2-Saison 2019/2020 in der Einzelkritik – Verteidiger Sören Sturm überrascht als Topscorer – Eine klare Nummer 1 gab es nicht
GRAVENSBURG - Das plötzliche Ende passt zur turbulenten DEL2-Saison des Titelverteidigers. Von der Vorbereitung weg blieben die Ravensburg Towerstars unter den Erwartungen und unter ihren Möglichkeiten. Die Qualität im sich häufig verändernden Kader bestritt niemand, eine funktionierende Mannschaft sprang dabei aber nicht heraus. Immerhin: das Minimalziel Platz sechs wurde knapp erreicht. Die Einzelkritik:
Trainer
Tomek Valtonen: Noch während Jiri Ehrenberger in Ravensburg wirkte, war mit dem Finnen Valtonen für die neue Saison alles klar. Musste dann damit leben, dass die Erwartungshaltung groß war, weil der für den gefeuerten Ehrenberger gekommene Rich Chernomaz den Titel geholt hatte. Valtonen versuchte viel, wurde aber kaum verstanden, hatte schon zur Länderspielpause keine Fürsprecher mehr im Kader – und wurde durch Chernomaz ersetzt.
Rich Chernomaz: Kam als gefeierter Meistertrainer zurück. Die erwarteten Wunderdinge blieben aus. Die ständige Unruhe im Kader ging auch an ihm nicht spurlos vorüber. Eine echte Mannschaft formte er erst spät. Schaffte immerhin das Minimalziel Platz sechs. Hat auch für die kommende Saison einen Vertrag. Dann kann er sich mit einer neuen Mannschaft wieder beweisen.
GGTorhüter
Olafr Schmidt: Als DEL2-Goalie des Jahres aus Weißwasser zum Meister gekommen. Starker Rückhalt, komplizierter Vorname. Spielte häufiger als Konkurrent Marco Wölfl, war aber nie die klare Nummer 1. Leistete sich immer wieder einen schwachen Auftritt. Nachteil: Er war nicht Jonas Langmann.
GVon Michael Panzram
Marco Wölfl: Von der Bank der Schwenninger Wild Wings zum Meister gekommen. Starker Rückhalt, einfacher Vorname. Spielte weniger als Konkurrent Olafr Schmidt, war aber nie die klare Nummer 2. Leistete sich immer wieder einen schwachen Auftritt. Nachteil: Er war nicht Jonas Langmann.
GVerteidiger
Pawel Dronia: In seiner zweiten Saison bei den Towerstars nicht mehr so auffällig wie in der ersten. Trotzdem ein guter Rückhalt in der Defensive. Verletzungsbedingt machte er nur etwas mehr als zwei Drittel aller Spiele.
Thomas Supis: Eine schwere Verletzung ließ die Towerstars schon sein Saisonende verkünden. Kam aber doch noch zurück. Machte immerhin 32 von 52 Spielen. Unauffällig, wie gewohnt.
Patrick Seifert: Kam mit jeder Menge DEL-Erfahrung von den Krefeld Pinguinen nach Oberschwaben. Fügte sich gut ein, eine Führungspersönlichkeit wurde er aber nicht.
Sören Sturm: Neun Tore, 45 Vorlagen – der Topscorer der Towerstars. Dass es mit ihm ein Verteidiger wurde, zeigt eines der Probleme in dieser Saison. Er war der einzige Defensivspieler aller DEL2Clubs, der zum Schluss den roten Helm trug. Starke Saison, ganz wichtig auch in den Specialteams.
Kilian Keller: Plagte sich mit diversen Verletzungen herum, unter anderem mit einem Haarriss im Kiefer. Machte nur knapp zwei Drittel der Saisonspiele. Wenn er spielte, war auf ihn Verlass.
Maximilian Kolb: Eine feste Größe in der Defensive der Towerstars. Ohne große Momente, was bei einem Verteidiger als Kompliment gelten darf. Durfte sich auch mal offensiv versuchen, als es ein defensives Überangebot gab. Mehr als ein
GGGGGGSaisontreffer sprang aber nicht dabei heraus.
Matias Haaranen: Ein Importspieler in der Defensive ist eher außergewöhnlich. Der Finne, der seine Sommerferien als Gefängniswärter verbringt, vermochte die Erwartungshaltung überwiegend zu erfüllen. Schnell auf den Schlittschuhen, mit gewaltigem Schuss von der blauen Linie. Sieben Tore und 33 Vorlagen sind ein guter Wert.
Daniel Stiefenhofer: Kam mitten in der Saison vom Ligakonkurrenten EC Bad Nauheim, weil er dort unzufrieden war. Füllte die Lücke im Towerstarskader, die durch einige Verletzte entstand. Als alle wieder da waren, spielte Stiefenhofer auch mal offensiv in der vierten Reihe.
GGStürmer
Justin Volek: Durfte nach seinem 18. Geburtstag seinen Gitterhelm ablegen und sich endgültig bei den Großen angekommen fühlen.
GZeigte aber auch schon vorher, dass er gutes Potenzial besitzt. Überstand die schwierige Anfangszeit, als Coach Valtonen so gut wie gar nicht auf ihn setzte. Dann kam Chernomaz wieder – und Volek spielte.
Thomas Brandl: War eine der größeren Enttäuschungen der Saison. Nach sechs Jahren bei den Straubing Tigers in der DEL durften die Fans in Ravensburg viel von ihm erwarten. Kam allerdings auch mit dem Ruf nach Oberschwaben, nicht gerade torgefährlich zu sein. Das bestätigte er. In 50 Spielen reichte es gerade einmal zu vier Treffern.
Vincenz Mayer: Behielt auch unter Coach Valtonen das Kapitänsamt. Füllte es erneut vorbildlich aus. War mit 22 Treffern bester Torschütze der Towerstars. Warf sich in unzählige Schüsse, behielt auch in Krisenzeiten den Überblick.
Andreas Driendl: War eine der größeren Enttäuschungen der Saison. So stark er in der Meistersaison
GGGauftrumpfte, so schwach zeigte er sich oft in seiner zweiten Spielzeit für die Towerstars. Dass ihm Sturmpartner Mathieu Pompei fehlte, taugt nicht als Entschuldigung. Von einem Führungsspieler darf mehr erwartet werden.
Jared Gomes: Mit dem Kanadier, der mitten in der Saison aus Bad Nauheim kam, sollten die Centerpositionen gestärkt werden. Bildete mit Landsmann Shawn O’Donnell ein spannendes Duo, das die Erwartungen aber nur selten erfüllte.
Robin Just: Mehr Höhen als Tiefen. 17 Tore und 32 Vorlagen sind ein ordentlicher Wert. Aus dem Towerstarskader nicht mehr wegzudenken.
Thomas Merl: Der Pechvogel. Nachdem er schon in seiner ersten Saison lange verletzt fehlte, erwischte es ihn auch in der zweiten. Kam immerhin zurück und machte insgesamt 31 Spiele. Vielleicht ist es ihm in einer dritten Saison ja mal vergönnt, konstant durchzuspielen.
Tero Koskiranta: Der Finne war Wunschspieler von Trainer und Landsmann Valtonen. Kam aber nie wirklich an. Mit ganz seltenen Glanzmomenten. Verletzte sich zwischenzeitlich und fehlte länger. Sehr unwahrscheinlich, dass er noch einmal in Ravensburg aufläuft.
Shawn O’Donnell: Kam mitten in der Saison. Immer für eine Überraschung auf dem Eis gut – und für eine Rauferei. Saß gerne auf der Strafbank. Auch länger. Nur richtig torgefährlich war er nicht.
Jakub Svoboda: Nach zwei Spielzeiten in Ravensburg, in denen er jeweils lange verletzt fehlte, wünschte er sich für seine dritte vor allem, mal ohne Probleme durchzuspielen. Das klappte lange, erst gegen Ende war er ein paar Spiele nicht dabei. Hatte aber sehr oft das Visier nicht scharf gestellt, die Pucks flogen überall hin – nur eben selten ins Tor.
GGGGGGDavid Zucker: Lange der beste Spieler in einem Kader, in dem nicht viel stimmte. Dann länger verletzt, nach kurzer Rückkehr gleich wieder. Trotzdem nicht mehr wegzudenken aus dem Towerstarskader.
Yannick Drews: Der aus Kassel gekommene Stürmer spielte eine gute Saison, bis er in Crimmitschau in die Bande rutschte und sich den Knöchel brach.
Michael Fomin: Kam von der Düsseldorfer EG, weil er dort nie spielte, hinterließ quasi keinerlei Eindrücke, die es gerechtfertigt hätten, ihn nicht bald wieder nach Deggendorf ziehen zu lassen.
Timo Gams: Kam mitten in der Saison aus Tölz. Führte sich mit drei Toren im ersten Spiel prächtig ein. Von ihm wird aber vor allem in Erinnerung bleiben, dass er unter Alkoholeinfluss einem Mann in einer Ravensburger Kneipe am Rosenmontag die Nase brach – und am nächsten Morgen aus dem Kader flog.
Calvin Pokorny: Private Probleme ließen ihn während der Saison aus Ravensburg flüchten. Startete in Kaufbeuren neu.
Lubor Dibelka: Verließ die Towerstars schon in der Vorbereitung wieder nach Tölz, weil er das Leben dort so vermisste.
Jeff Hayes: Kam aus Weißwasser mit der Empfehlung, ein verlässlicher Torschütze auf DEL2-Niveau zu sein. Zeigte davon in Ravensburg aber nichts. Zog schnell weiter nach Landshut. Traf dort auch wenig.
Rob Flick: Kam für Jeff Hayes, führte sich mit sechs Toren in zwei Spielen blendend ein. Danach kam nicht mehr viel. Zog weiter nach Tschechien zu Orli Znojmo, um dort die EBEL zu rocken.
Myles Fitzgerald: Kam als völlig überraschendes Weihnachtsgeschenk. Mehr als ein Try-out-Spieler wurde er nicht. Ging weiter nach Bietigheim.
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