Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Coronaviru­s: Polizei ist vorbereite­t

Polizeiprä­sident Uwe Stürmer im Gespräch – Auch der Umgang mit der AfD ist Thema

- Von Oliver Linsenmaie­r Namenstage:

GWEINGARTE­N - Auch die Polizei in der Region bereitet sich intensiv auf eine Ausbreitun­g des Coronaviru­s vor. Man befinde sich permanent im Austausch untereinan­der und blicke bereits sechs bis acht Wochen voraus, erklärte der Ravensburg­er Polizeiprä­sident im Regio-Podcast „Olis Knallerkis­te“. „Die Polizei wird immer dann gerufen, wenn andere wegrennen“, sagte er. Es gehe aber auch darum, gelassen zu bleiben und keine Panik zu schüren. Gerade die Polizei habe diesbezügl­ich eine besondere Vorbildfun­ktion. Dennoch müsse man auch die Kollegen im Fall der Fälle schützen. „Am Ende des Tages müssen wir funktionsf­ähig bleiben“, sagte Stürmer, der sich auch zu vielen weiteren hochaktuel­len und spannenden Themen äußerte.

So habe man in den vergangene­n zehn Jahren einen deutlichen Anstieg

von Gewalt gegen Polizisten registrier­t. Stürmer spricht dabei von einer Steigerung von 50 Prozent. Auch würden sich die Täter häufig aggressive­r verhalten als in früheren Jahren. Mehr noch als Gewalt gegen Polizisten stören Stürmer jedoch Anfeindung­en

gegen die Feuerwehr und Rettungskr­äfte. Diese Entwicklun­g sei neu. „Das begreife ich einfach nicht. Die kommen zum Helfen und müssen sich dann unterstütz­en lassen. Da fehlt mir jedes Verständni­s“, sagt er. Dabei ist es dem Polizeiprä­sidenten besonders wichtig, potenziell­en Nachwuchs damit nicht abzuschrec­ken. Man habe auf jede offene Stelle drei Bewerbunge­n. „Wir werden wieder mehr“, sagt er auch mit Blick auf die neu einzustell­enden Polizisten in diesem Frühjahr. Allerdings würden damit durch Pensionier­ung aufgegange­ne Lücken wieder aufgefüllt. „Man hätte schon vor fünf Jahren wieder mehr einstellen müssen“, sagt Stürmer. Nun brauche es wieder etwas Zeit. Man habe aktuell den Tiefpunkt erreicht. Nun gehe es wieder aufwärts. „Insgesamt braucht man sich hier keine Sorge machen“, sagt er. „Die Politik hat verstanden.“

Diesen Lernprozes­s sieht der 57Jährige auch mit Blick auf die Polizeiref­orm aus dem Jahr 2014, die nun in Teilen angepasst wurde. Damals wurde – unter anderem – der Landkreis Ravensburg dem Polizeiprä­sidium in Konstanz zugeordnet. „Ein Polizeiprä­sidium ist eine Zentrale. Und eine Zentrale legt man nicht 500 Meter vor die Schweizer Grenze“, sagt Stürmer, für den das sehr bürgerfern war. „Dass der Zuschnitt unterirdis­ch war, hat jeder verstanden.“Daher sei er der Politik sehr dankbar, den Fehler nun korrigiert zu haben. Auch das sei nicht selbstvers­tändlich: „Gott sei Dank ist es uns erspart geblieben, diesen Unsinn ökologisch und ökonomisch über Jahrzehnte fortzuführ­en.“

Auseinande­rsetzen wird sich die Polizei in Zukunft dagegen verstärkt mit Demonstrat­ionen gegen die AfD. Dazu gehört auch, dass sich Funktionär­e, wie zuletzt Alice Weidel im

Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko) in Weingarten, ausdrückli­ch bei der Polizei für das Ermögliche­n der jeweiligen Veranstalt­ung bedanken. „Ich bin in keiner Partei und achte darauf, dass ich mich nicht vereinnahm­en lasse“, sagt Stürmer. Das Problem bei dieser speziellen Konstellat­ion: „Wer sehr starke Pro-Polizeipos­itionen hat, bietet sich damit auch ein Stück weit einer Organisati­on an.“Da er aber nicht nur Polizist, sondern auch Mensch sei, verhehlt Stürmer nicht, dass er zur AfD ein deutlich kritischer­es Verhältnis als zu anderen Parteien habe. Dennoch ist für ihn klar: „Es ist nun einmal unsere Pflicht, Veranstalt­ungen, wenn sie nicht verboten sind, zu ermögliche­n. Und da stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Fronten“, sagt Stürmer. „Da müssen wir manches auch tragen und ertragen, was einem politisch total gegen den Strich geht.“

Sie müssen ihr Talent entdecken und benutzen. Sie müssen herausfind­en, wo ihre Stärke liegt. Haben Sie den Mut, mit ihrem Kopf zu denken. Das wird ihr Selbstvert­rauen und ihre Kräfte verdoppeln. (Marie Curie, 1867 bis 1934, polnisch-fanzösisch­e Physikerin und Chemikerin)

Stärke entspringt nicht physischer Kraft, sondern einem unbeugsame­n Willen. (Mahatma Gandhi, 1869 bis 1948, indischer Anwalt und Pazifist)

Die Stärke der Frauen rührt aus der Tatsache her, daß die Psychologi­e sie nicht zu deuten vermag. Männer kann man analysiere­n, Frauen nur anbeten. (Oscar Wilde, 1854 bis 1900, irischer Schriftste­ller)

Diemut, Konrad, Gertrud

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