Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Coronavirus: Polizei ist vorbereitet
Polizeipräsident Uwe Stürmer im Gespräch – Auch der Umgang mit der AfD ist Thema
GWEINGARTEN - Auch die Polizei in der Region bereitet sich intensiv auf eine Ausbreitung des Coronavirus vor. Man befinde sich permanent im Austausch untereinander und blicke bereits sechs bis acht Wochen voraus, erklärte der Ravensburger Polizeipräsident im Regio-Podcast „Olis Knallerkiste“. „Die Polizei wird immer dann gerufen, wenn andere wegrennen“, sagte er. Es gehe aber auch darum, gelassen zu bleiben und keine Panik zu schüren. Gerade die Polizei habe diesbezüglich eine besondere Vorbildfunktion. Dennoch müsse man auch die Kollegen im Fall der Fälle schützen. „Am Ende des Tages müssen wir funktionsfähig bleiben“, sagte Stürmer, der sich auch zu vielen weiteren hochaktuellen und spannenden Themen äußerte.
So habe man in den vergangenen zehn Jahren einen deutlichen Anstieg
von Gewalt gegen Polizisten registriert. Stürmer spricht dabei von einer Steigerung von 50 Prozent. Auch würden sich die Täter häufig aggressiver verhalten als in früheren Jahren. Mehr noch als Gewalt gegen Polizisten stören Stürmer jedoch Anfeindungen
gegen die Feuerwehr und Rettungskräfte. Diese Entwicklung sei neu. „Das begreife ich einfach nicht. Die kommen zum Helfen und müssen sich dann unterstützen lassen. Da fehlt mir jedes Verständnis“, sagt er. Dabei ist es dem Polizeipräsidenten besonders wichtig, potenziellen Nachwuchs damit nicht abzuschrecken. Man habe auf jede offene Stelle drei Bewerbungen. „Wir werden wieder mehr“, sagt er auch mit Blick auf die neu einzustellenden Polizisten in diesem Frühjahr. Allerdings würden damit durch Pensionierung aufgegangene Lücken wieder aufgefüllt. „Man hätte schon vor fünf Jahren wieder mehr einstellen müssen“, sagt Stürmer. Nun brauche es wieder etwas Zeit. Man habe aktuell den Tiefpunkt erreicht. Nun gehe es wieder aufwärts. „Insgesamt braucht man sich hier keine Sorge machen“, sagt er. „Die Politik hat verstanden.“
Diesen Lernprozess sieht der 57Jährige auch mit Blick auf die Polizeireform aus dem Jahr 2014, die nun in Teilen angepasst wurde. Damals wurde – unter anderem – der Landkreis Ravensburg dem Polizeipräsidium in Konstanz zugeordnet. „Ein Polizeipräsidium ist eine Zentrale. Und eine Zentrale legt man nicht 500 Meter vor die Schweizer Grenze“, sagt Stürmer, für den das sehr bürgerfern war. „Dass der Zuschnitt unterirdisch war, hat jeder verstanden.“Daher sei er der Politik sehr dankbar, den Fehler nun korrigiert zu haben. Auch das sei nicht selbstverständlich: „Gott sei Dank ist es uns erspart geblieben, diesen Unsinn ökologisch und ökonomisch über Jahrzehnte fortzuführen.“
Auseinandersetzen wird sich die Polizei in Zukunft dagegen verstärkt mit Demonstrationen gegen die AfD. Dazu gehört auch, dass sich Funktionäre, wie zuletzt Alice Weidel im
Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben (Kuko) in Weingarten, ausdrücklich bei der Polizei für das Ermöglichen der jeweiligen Veranstaltung bedanken. „Ich bin in keiner Partei und achte darauf, dass ich mich nicht vereinnahmen lasse“, sagt Stürmer. Das Problem bei dieser speziellen Konstellation: „Wer sehr starke Pro-Polizeipositionen hat, bietet sich damit auch ein Stück weit einer Organisation an.“Da er aber nicht nur Polizist, sondern auch Mensch sei, verhehlt Stürmer nicht, dass er zur AfD ein deutlich kritischeres Verhältnis als zu anderen Parteien habe. Dennoch ist für ihn klar: „Es ist nun einmal unsere Pflicht, Veranstaltungen, wenn sie nicht verboten sind, zu ermöglichen. Und da stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Fronten“, sagt Stürmer. „Da müssen wir manches auch tragen und ertragen, was einem politisch total gegen den Strich geht.“
Sie müssen ihr Talent entdecken und benutzen. Sie müssen herausfinden, wo ihre Stärke liegt. Haben Sie den Mut, mit ihrem Kopf zu denken. Das wird ihr Selbstvertrauen und ihre Kräfte verdoppeln. (Marie Curie, 1867 bis 1934, polnisch-fanzösische Physikerin und Chemikerin)
Stärke entspringt nicht physischer Kraft, sondern einem unbeugsamen Willen. (Mahatma Gandhi, 1869 bis 1948, indischer Anwalt und Pazifist)
Die Stärke der Frauen rührt aus der Tatsache her, daß die Psychologie sie nicht zu deuten vermag. Männer kann man analysieren, Frauen nur anbeten. (Oscar Wilde, 1854 bis 1900, irischer Schriftsteller)
Diemut, Konrad, Gertrud