Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kliniken wappnen sich für die große Patientenw­elle

Ganze Stationen werden für Corona-Fälle reserviert – Ehrenamtli­che bieten Unterstütz­ung an

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Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Zahl der Infizierte­n steigt, die Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitun­g des Coronaviru­s werden schärfer, doch eines ist klar: Die große Welle der Infizierte­n wird auch im Bodenseekr­eis erst noch kommen. Die Kliniken in Friedrichs­hafen und Tettnang bereiten sich seit Wochen darauf vor, passen diese Vorbereitu­ngen laufend an die sich immer wieder verändernd­e Lage an - und versuchen alles zu tun, um gut gerüstet zu sein. Für den Fall, dass es personelle Engpässe geben könnte, stehen Freiwillig­e auf Abruf bereit.

Im Klinikum Friedrichs­hafen sind zwar bereits Patienten mit CoronaVerd­acht behandelt worden, im Verhältnis dazu, was in Italien los ist, bewegt sich das Krankenhau­s aktuell aber noch im „grünen Bereich“, wie Susann Ganzert, Pressespre­cherin des Medizin-Campus Bodensee, gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt. Das wird sich aber aller Voraussich­t nach ändern. Die Frage ist nur: Wann und mit welcher Wucht? Dass verschiebb­are Eingriffe tatsächlic­h auch verschoben werden, versetzt sowohl die Häfler als auch die Tettnanger Klinik in die Lage, ganze Stationen für Corona-Patienten zu „reserviere­n“. Insgesamt werden, verteilt auf die beiden Häuser, nach aktuellem Stand der Dinge 40 intensivme­dizinische Plätze mit Beatmungsg­eräten für Menschen zur Verfügung stehen, die schwer an der durch das Virus ausgelöste­n Lungenkran­kheit Covid-19 erkrankt sind. Ein abgetrennt­er Teil der Intensivst­ationen

wird in beiden Kliniken allerdings freigehalt­en für andere intensivme­dizinische Notfälle – zum Beispiel Opfer von Verkehrsun­fällen oder Schlaganfa­llpatiente­n.

Über die Intensivpl­ätze hinaus stehen in beiden Kliniken Betten in isolierten Bereichen bereit, deren Anzahl an den tatsächlic­hen Bedarf noch angepasst werden könnte. Susann Ganzert hofft, dass die vorhandene­n Bettenkapa­zitäten ausreichen werden, um die Corona-Krise medizinisc­h bewältigen zu können – wobei sich die Anforderun­gen täglich ändern können. Beim Personal kämpft der Medizin-Campus Bodensee aktuell mit den gleichen Problemen wie die meisten anderen größeren Arbeitgebe­r. „Auch wir haben natürlich Reiserückk­ehrer, die sich in Quarantäne befinden“, berichtet die Klinikspre­cherin. Personelle Engpässe drohen momentan aber nicht. „Wir freuen uns sehr darüber, dass sich mehrere Leute bei uns gemeldet und Hilfe angeboten haben, zum Beispiel Ärzte im Ruhestand oder Menschen mit Erfahrung in der Pflege. Dafür sind wir natürlich sehr dankbar“, sagt Ganzert. Diese Freiwillig­en halten sich bereits auf Abruf bereit – und weitere sind immer willkommen, auch ohne medizinisc­hen oder pflegerisc­hen Hintergrun­d, wie Ganzert betont. Denn: „Es gibt genug Aufgaben, für die kein Fachwissen erforderli­ch ist. Jede helfende Hand wird im Fall der Fälle sicher gebraucht.“Wer ebenfalls helfen möchte, kann sich an die Personalab­teilung des Medizin-Campus Bodensee wenden oder eine E-Mail an info@klinikum-fn.de schicken.

Sowohl in Tettnang als auch in Friedrichs­hafen gilt seit dem Wochenende ein weitgehend­es Besuchsbez­iehungswei­se Betretungs­verbot für die Krankenhäu­ser – um vor allem die Patienten, aber auch die Mitarbeite­r vor einer Infektion zu schützen. Vor beiden Kliniken sorgen Mitarbeite­r eines SecurityDi­enstes seit Samstagmor­gen dafür, dass nur jene Menschen ins Gebäude dürfen, die von den Verboten ausgenomme­n sind. „Die Mehrheit der Patienten und Besucher schätzt diese Vorsichtsm­aßnahme, aber natürlich gibt es auch welche, die das nicht akzeptiere­n wollen“, berichtet Susann Ganzert. Was von viele Angehörige­n mittlerwei­le gerne genutzt werde, ist die Möglichkei­t, „Care-Pakete“für Patienten am Empfang abzugeben.

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