Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Krisenteams überwachen den gesamten ZF-Betrieb
Große Herausforderung, Lieferketten aufrechtzuhalten
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - „Unser Ziel ist, unsere Kunden so lange wie möglich und erforderlich zu beliefern“, sagt der ZF-Unternehmenssprecher Andreas Veil. Und dafür unternimmt die ZF Friedrichshafen eine ganze Menge.
Die Verantwortlichen stehen mit den Kunden in permanentem Austausch zu Fragen wie dem Umfang benötigter Lieferungen. So haben auch Kunden über Pläne informiert, ihre Produktionskapazitäten vorübergehend einzuschränken oder die Produktion insgesamt zu unterbrechen. „Derzeit eruieren wir mit den Werkleitern und Produktionsverantwortlichen vor allem der europäischen ZF-Werke, welche Änderungen in unserem Produktionsprogramm daraus folgen“, sagt Veil. In diesem hochdynamischen Prozess könne man aktuell nicht präzise für einzelne Standorte bewerten, wie sich die geänderten Kundenabrufe auf das Produktionsnetzwerk mit weltweit über 160 Produktionswerken auswirken.
Im Krisenmanagement setzt ZF auf eine eigene Strategie. Das Unternehmen hat schon vor Wochen deutschlandweit und international Krisenteams aufgestellt, die die Auswirkungen der Verbreitung des Coronavirus auf ZF beobachten, auswerten und daraus Maßnahmen zum bestmöglichen Schutz der Mitarbeiter ableiten. Mit der jüngsten Verschärfung der Pandemie und stark steigenden Fallzahlen hat ZF seine Regelungen für die Arbeit im Home Office nochmals ausgeweitet. In Absprache mit dem Vorgesetzten können alle Mitarbeiter, die ihre Arbeit auch von zuhause aus sinnvoll erledigen können, Home Office in unbegrenztem Umfang ausüben. Ziel ist, das Infektionsrisiko zu entzerren und zu minimieren. Das sollen alle ZF-Mitarbeiter bei der Arbeit genauso beherzigen wie im Privatleben. „Auch hier muss die Devise lauten, so wenig Sozialkontakte wie möglich zu haben. Solidarisches Verhalten ist gefragt. Es geht um die Gefahr, sich anzustecken – mehr aber noch um die Gefahr, Ansteckungsrisiko für ältere und schutzbedürftige Menschen zu sein“, sagt Andreas Veil und legt sehr viel Wert auf diesen Hinweis.
Produktionsmitarbeiter werden unter anderem mit Pausen zwischen den Schichten statt überlappenden Schichten geschützt. Außerdem gibt es verkürzte Reinigungszyklen und die nochmalige nachdrückliche Aufforderung, Abstand zu allen Kollegen zu halten und die Hygienemaßnahmen besonders gründlich einzuhalten. Auch in den Kantinen werden Sicherheit und Schutz verstärkt: Essen gibt es nicht mehr in Selbstbedienungs-Theken, sondern wird wie auch das Besteck nur noch durch Kantinenpersonal ausgegeben.
Die ZF Friedrichshafen AG hat die Öffnungszeiten der Kantine verlängert, um den Betrieb zu entzerren. Durch eine reduzierte Bestuhlung wird zwischen den einzelnen Sitzplätzen in der Kantine wird ausreichend Abstand sichergestellt.
Laut Unternehmenssprecher wird es wirtschaftliche Auswirkungen des Coronavirus auf ZF geben, die sind aber zurzeit noch nicht quantifizierbar. Ebenso wenig lasse sich verlässlich abschätzen, welche Auswirkungen der nun eingeschränkte Grenzverkehr auf die Lieferketten habe. Unterbrochene Lieferketten gebe es Stand Dienstag noch nicht. Trotzdem steht die Logistik des Unternehmens vor enormen Herausforderungen, um diese Lieferketten aufrechtzuerhalten.