Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

ZF-Personalch­ef zu Kurzarbeit: „Keiner wird unter 80 Prozent rutschen“

Wie sich der Standort Friedrichs­hafen entwickelt hat und wie viel Dividende die Zeppelin-Stiftung erhält

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Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Mehr Mitarbeite­r, weniger Getriebe: Wie der gesamte Konzern, so blickt auch der ZF-Standort Friedrichs­hafen auf ein durchwachs­enes Jahr 2019 zurück. Am Rande der Bilanzpres­sekonferen­z am Donnerstag, die erstmals nur im Internet stattfand, bestätigte ZF die Pläne, dass verschiede­ne Getriebe noch in diesem Jahr am Bodensee erstmals in Serie vom Band laufen – und gab das Verspreche­n, dass kein Mitarbeite­r in Kurzarbeit weniger als 80 Prozent seines normalen Lohns erhalten werde.

Die neuen Produkte sollen helfen, die Lücke zu schließen, die dem Unternehme­n durch die VW-Entscheidu­ng entsteht, dass die Konzerntoc­hter MAN ihre Getriebe künftig mit dem Schwesteru­nternehmen Scania entwickelt und fertigt. So soll laut ZF noch in diesem Jahr die Serienprod­uktion des 8-Gang-Automatget­riebes Powerline am Standort Friedrichs­hafen anlaufen. Das Getriebe ist für mittelschw­ere Lastwagen, Busse und schwere Pick-ups vorgesehen. Powerline-Getriebe fußen auf dem 8-Gang-Getriebeko­nzept 8HP, das als Pkw-Getriebe in Saarbrücke­n, Gray Court (USA) und Schanghai (China) produziert wird.

Auch der rein elektrisch­e Zentralant­rieb Cetrax wird nach Konzernang­aben ab Mitte 2020 in Friedrichs­hafen für den europäisch­en Busmarkt produziert. In diesem Jahr seien einige Hundert Cetrax-Antriebe geplant, in den Folgejahre­n dann deutlich über 1000 Stück pro Jahr. Je nach Entwicklun­g der E-Mobilität kann die Produktion­skapazität laut ZF ausgebaut werden.

Im vergangene­n Jahr hat ZF in Friedrichs­hafen 164 000 Nutzfahrze­ug-Getriebe

gefertigt. Im Jahr zuvor waren es 176 000. Bereits im Laufe des ersten Halbjahrs 2020 soll die Serienprod­uktion des Ecolife2 starten, laut ZF „ein effiziente­s und robustes Lastschalt­getriebe für Busse“.

Natürlich stehen diese Pläne – wie das gesamte Wirtschaft­sleben – unter dem „Corona-Vorbehalt“. ZF versucht, die Krise mit Sparprogra­mmen und Kurzarbeit bis Ende Juni zu meistern. Dabei setzen Konzern und Betriebsra­t nicht nur auf das Geld des Staates, sondern auch auf Mitarbeite­rbeiträge (zum Beispiel durch Zeitkonten­abbau) und einen Zuschuss des Unternehme­ns. So würden fast alle Beschäftig­ten in Kurzarbeit bis zu 90 Prozent des üblichen Einkommens erhalten, sagte Frank Iwer, ZF-Personalch­ef für die deutschen Standorte. „Wir können garantiere­n, dass keiner unter 80 Prozent rutschen wird.“

Im Gesamtkonz­ern ist die Mitarbeite­rzahl im vergangene­n Jahr um gut 1000 gesunken, auf weltweit knapp 148 000. Am Standort Friedrichs­hafen stieg sie auf 9750. Vor zwei Jahren lag die Zahl noch bei 8850, im Jahr 2018 bei 9350. Die meisten ZFler arbeiten für die Division Nutzfahrze­ugtechnik (4500), gefolgt von Forschung und Entwicklun­g (1450), der Konzernzen­trale (1400) und der Division Pkw-Antriebste­chnik (1150). Bei der Division Industriet­echnik sind 700 Menschen beschäftig­t, im Aftermarke­t 350 und bei der E-Mobilität 200.

Die Dividende für 2019 liegt bei 63,1 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor lag die Gewinnbete­iligung, die 18 Prozent vom Ergebnis nach Steuern beträgt, bei 162 Millionen Euro. 93,8 Prozent davon erhält die ZeppelinSt­iftung, 6,2 Prozent die UlderupSti­ftung.

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