Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein Blick auf das, was wirklich wichtig war
In unruhigen Zeiten wie diesen ist es oft nicht leicht, positiv zu bleiben und die Zuversicht zu bewahren. Dabei wäre genau das derzeit umso wichtiger. Wir von der „Schwäbischen Zeitung“wollen mit der Rubrik „Mutmacher“von Gedanken, Begegnungen, Ideen, Zielen, Vorsätzen, Menschen, Erlebnissen berichten, die das Herz wärmen, die Freude transportieren, vorbildhaft sind, kurzum: die ganz einfach Mut machen. Heute: Rotraut Binder.
Das war es jetzt: Kein Treffen mit den Enkelkindern, die wir nun endlich nach einigen Monaten wiedersehen sollten! Und gerade, wo ihre Eltern uns besonders brauchen könnten, heißt es Abstand halten. Es tut weh, aber wir sehen die Notwendigkeit nolens volens ein. Aus der Not eine Tugend machen,
ANZEIGE warum nicht? Lange schon liegen mir die Fotoalben im Magen, die bei uns aus großen, schweren Ordnern bestehen und irgendwann (?) gesichtet und reduziert werden sollten auf das Wesentliche. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr – munter ans Werk.
Was mir im Vorfeld als unangenehme Arbeit drohte, macht mir nun richtig Freude. Ich begegne auf den Fotos Menschen, die mich begleitet haben. Manche sind längst aus dem Gesichtsfeld entschwunden, viele gehören zu den Bekannten, um die wir uns in dieser Zeit auch Sorgen machen. Dank Telefon und WhatsApp sind wir mit ihnen und auch den jungen Familien verbunden. Sage keiner nur Schlechtes über die modernen Medien!
Ich lache über manches, was einmal wichtig war, und staune über die Vielfalt, die unser Leben bereichert hat
– und das, was wir so selbstverständlich unternehmen durften. Jetzt weiß ich wieder, wann wir dabei waren, als die Fasnet in die Partnerstadt St. Dié gebracht wurde (1984 mit 14 Bussen) und wann mein erstes Bodenseehochwasser
stattfand (1987). Ich überdenke und schätze unser Leben im Blick zurück. Und ich sehe, was wirklich wichtig war.
Obwohl ich schon seit Tagen am Aussortieren bin, habe ich gerade erst das Jahr 1989 hinter mir. Also noch reichlich Stoff für weitere Tage zu Hause, zumal auch noch die Jahre vor 1983 fehlen! Wie sollte ich da mit meiner Situation hadern? Haben Sie nicht auch volle Fotoalben?