Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Churchill beim Joggen
SVon Alexander Tutschner
port ist Mord, so was ähnliches soll Churchill mal gesagt haben. Aber ohne Sport kann man doch auch nicht. Der eine oder andere kennt wahrscheinlich diesen immerwährenden Kampf zwischen dem Feinkostgewölbe und dem sich darunter hartnäckig versteckenden Sixpack. Meine geliebte Sportkombination aus 93 Prozent Golf und sieben Prozent Fitnessstudio ist in Corona-Zeiten zu 100 Prozent abgesagt. Also habe ich mir mal wieder meine Laufschuhe angezogen und bin losgetrabt. Und es hat sich erstaunlich gut angefühlt.
Bis der Weg mich durch einen Bauernhof führte. Schon aus größerer Entfernung sah ich etwas Großes auf dem Weg liegen. Bei langsamer Annäherung entpuppte es sich als ein wirklich großer Berner Sennenhund. Er lag mitten auf der Straße, den Kopf in meine Richtung, aber still auf dem Boden abgelegt. Er fixierte mich. Churchill hatte Recht, dachte ich mir. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und setze zum Vorbeiziehen an. Wahrscheinlich wird er gleich aufspringen und mich stellen, denke ich. Oder nach meinem Bein schnappen. Jogger nerven ihn bestimmt. Ich bin in seinem Revier, er ist hier der Boss. Das zeigt er mir aber nur durch seinen strengen, durchbohrenden Blick. Seinen Kopf bewegt er keinen Millimeter, mit demonstrativer Ignoranz lässt er mich passieren. Bloß keine unnötigen Bewegungen, scheint sein Motto zu sein, Respekt ausstrahlen durch schiere Größe. Der Name Churchill würde gut zu ihm passen.