Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Trauer, Bestürzung, Fassungslosigkeit
Reaktionen auf den Tod von Heinrich Grieshaber: Weggefährten würdigen Persönlichkeit und Lebensleistung
Von Oliver Linsenmaier, Frank Hautumm, Ben Wagener und Martin Hennings
WEINGARTEN - Der Tod des langjährigen IHK-Präsidenten Heinrich Grieshaber hat in der Region große Bestürzung und Betroffenheit ausgelöst. Zahlreiche Wegbegleiter sind geschockt vom plötzlichen Ableben des 71-Jährigen, der noch im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz erhalten hatte. Gerade in Weingarten, wo Grieshaber sein erfolgreiches Logistikunternehmen aufgebaut hatte, ist die Trauer groß. Allen voran zeigte sich Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald fassungslos. Erst vor Kurzem habe er noch mit Grieshaber telefoniert. Nun sei er viel zu früh gegangen und hinterlasse eine schmerzliche Lücke, so der OB auf SZ-Nachfrage.
„Heinrich Grieshaber war ein großer Visionär, ein echter Macher, ein Forderer und ein Förderer mit dem Herz am rechten Fleck. Ein Botschafter unserer Stadt, der trotz seiner beispielhaften unternehmerischen Lebensleistung nie an Bodenhaftung verlor, sich nie auf Erfolgen ausruhte, sondern immerzu Ausschau nach neuen Herausforderungen hielt“, sagte Ewald, der an Grieshabers 70. Geburtstag vor zwei Jahren eine Laudatio unter der Fragestellung „Wie viele Leben passen in ein Leben“gehalten hatte. Der Unternehmer habe sich nicht nur mit seiner Stiftung für die Schwachen der Gesellschaft eingesetzt, sondern mit großzügigen Spenden auch gemeinnützige Projekte unterstützt. „Mit Heinrich Grieshaber gedenken wir einer herausragenden Weingartener Unternehmerpersönlichkeit und einem sozial engagierten Menschen, der uns stets und unvergessen in Erinnerung bleiben wird“, sagte Ewald.
Auf mehr als 30 gemeinsame Jahre kann der langjährige Weingartener Verwaltungsdirektor Günter Staud, gerade in seiner damaligen Funktion als Stadtmarketing-Geschäftsführer, zurückblicken. „Das hat mich wie ein Donner getroffen und schockiert mich zutiefst“, sagte Staud. Grieshaber sei ein Vorzeigeunternehmer gewesen. Gerade für Weingarten, aber auch für die gesamte Region habe er extrem viel geleistet. Auch wenn Grieshaber im Beruf immer viel Leistung verlangt habe, habe er sein Gegenüber stets mit Respekt behandelt. Er sei ein Mann der Tat gewesen. So erinnert sich Staud, wie Grieshaber für einen städtischen Imagefilm selbst einen Helikopter flog, um Aufnahmen von einem Heißluftballon machen zu können. „Er hat einen nie spüren lassen, was für ein großer Unternehmer er ist. Er hat sich auch immer etwas Lausbübisches bewahrt. Das habe ich unheimlich an ihm geschätzt“, sagte Staudt. „Ich werde die Begegnungen vermissen.“
Auch Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp traf die Nachricht vom Tode Grieshabers zutiefst. Sie habe ihn sprachlos und sehr traurig gemacht. Man verliere „eine große Unternehmerpersönlichkeit“, die
Grieshaber Logistik „mit sehr viel Herzblut und Einsatz zu dem gemacht hat, was es heute ist.“
Dabei unterstrich Rapp mit Blick auf seine IHK-Präsidentschaft Grieshabers Verdienste um die Wirtschaft in der Region. „Heinrich war ein Mann des Wortes und der Tat, der auch in verschiedenen ehrenamtlichen Projekten in großzügiger Art Gutes tat. Die Wirtschaftsregion Bodensee-Oberschwaben verliert in Heinrich Grieshaber einen wichtigen Motor und einen ,Vorzeige-Unternehmer’“, sagte Rapp. „Wir alle verlieren einen liebenswerten, lebensfrohen, offenen, direkten und ehrlichen Menschen. Ich kann es noch gar nicht fassen.“
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Ähnlich ergeht es den drei Geschäftsführern von Grieshaber Logistik. „Ich war immer beeindruckt, mit welchem Einsatz er sich für die Entwicklung des Unternehmens eingesetzt hat und trotzdem die Zeit für seine soziale Verantwortung fand. Die Pflicht gegenüber der Gesellschaft war ihm sehr wichtig, das Engagement der Stiftung sowie sein Einsatz in der IHK und den Verbänden sind dafür der beste Beweis“, sagte Alexander Tesch. Derweil unterstreicht Roland Futterer, dass Grieshaber auch nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer immer engagiert war: „Er war bis zuletzt stets präsent und hat die Geschehnisse im eigenen Unternehmens mit großer Leidenschaft verfolgt und beeinflusst. Loslassen ging gar nicht – Vollgas war sein Motto.“
Der dritte Geschäftsführer Gregor Schnell, sieht derweil vor allem, was Heinrich Grieshaber ihnen mit auf den Weg gegeben hat. „Partnerschaftliche Zusammenarbeit, Handschlag statt komplexer Vertragskonstrukt, Langfristigkeit und Zuverlässigkeit waren Tugenden, die wir von ihm gelernt haben und die durch seine Stiftung ein stabiles Fundament erhalten haben. Daran werden wir festhalten“, versicherte er.
Betroffen zeigte sich auch Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand. Man werde Grieshaber vermissen. „Vermissen als Weggefährten und Begleiter, als Freund und Unterstützer der Messe, als Unternehmer und Arbeitgeber im wahrsten Sinne des Wortes. Heinrich Grieshaber hat sein Umfeld und auch die Region geprägt, hat sich unermüdlich eingesetzt für die Belange der Wirtschaft, Industrie und Handel ebenso wie für soziale Fragen, für die Menschen vor Ort“, sagte Brand. „Er war zutiefst geprägt von Mitmenschlichkeit, ein Förderer von Bildung und Kultur. Er wird uns fehlen.“
Auch Landrat Harald Sievers würdigte den Weingartener Unternehmer. „Ich habe Heinrich Grieshaber in all unseren Begegnungen als eine wirklich herausragende Unternehmerpersönlichkeit und einen vielfach engagierten Bürger unseres Landkreises erlebt“, sagte Sievers. „Dass sein Wirken auch durch seine
Wahl zum Ehrenpräsidenten unserer Industrie- und Handelskammer gewürdigt worden ist, hat mich sehr gefreut. Für seine Unterstützung der Bürgerstiftung Landkreis Ravensburg bin ich ihm persönlich sehr dankbar.“
Seinen gesellschaftlichen Einsatz würdigte auch Ewald Kohler, Geschäftsführer der Kinderstiftung Ravensburg. „Heinrich Grieshaber war ein ganz großer Freund der Kinder. Und die Kinder haben ihn geliebt“, sagt er. Grieshaber hatte sich seit der Gründung der Stiftung als Botschafter für sie stark gemacht. „Er hat uns darüber hinaus aber auch im Hintergrund enorm unterstützt, immer wieder auch finanziell“, so Kohler zur „Schwäbischen Zeitung“. „Wir haben Heinrich Grieshaber ganz viel zu verdanken und können uns noch gar nicht vorstellen, künftig ohne ihn weitermachen zu müssen.“
Immer wieder war Grieshaber in der Vergangenheit als großzügiger Sponsor aufgetreten. Zu seinem 70. Geburtstag hatte er statt Geburtstagsgeschenken um eine Spende für das Projekt „Demokratie leben“der Städte Ravensburg und Weingarten gebeten. Eine nennenswerte Summe kam zusammen, die Grieshaber mit einem vierstelligen Betrag auf die Gesamtsumme von 22 000 Euro aufrundete. Das Geld floss in das Gemeinschaftsprojekt Anne Frank, das die beiden Städte gemeinsam umsetzten.
Einen Nachruf auf Grieshaber finden Sie auf
Heinrich