Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Uferpark: Durchgehen ja, hinsetzen nein

Die Stadt will Infektions­ketten durchbrech­en – Verwaltung bittet um Verständni­s

- Städtische Allgemeinv­erfügung www.friedrichs­hafen.de/ infektions­schutz-fn

Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Durchgang erlaubt, Aufenthalt verboten. Im Uferpark wie auch anderen Freizeitge­länden der Stadt darf sich niemand mehr aufhalten, es sei denn man geht auf den vorhandene­n Fußwegen. Das wirft Fragen auf. Warum dürfen die Bänke im Uferpark nicht genutzt werden, die an der Uferstraße hingegen schon?

Zur konkreten Umsetzung der Landesvero­rdnung über infektions­schützende Maßnahmen hat die Stadt Friedrichs­hafen bereits am Mittwoch, 18. März, eine städtische Allgemeinv­erfügung erlassen. jetzt ist Frühlingsa­nfang und die Verwaltung sieht die Gefahr, dass die Verfügung nicht eingehalte­n wird.

„Die Allgemeinv­erfügung regelt, dass mit Ausnahme der Wegeverbin­dungen ein Verbot gilt für den Aufenthalt auf dem Freizeitge­lände Manzell, dem Freizeitge­lände Weilermühl­e, im Uferpark, auf dem Ufergeländ­e vor dem Graf-ZeppelinHa­us (von der Slipanlage bis zum Ausgang Olgastraße), auf der östlichen Uferstraße (von der Einmündung Eckenerstr­aße bis zum Ruderclub),

auf dem Steg auf Höhe des Schlosses und auf dem Fildenplat­z mit Musikmusch­el in Fischbach“, schreibt die Stadtverwa­ltung dazu in einer Pressemitt­eilung.

Konkret heiße das: Durchgehen ist erlaubt, der Aufenthalt in diesen Bereichen ist aber verboten. „Das Verbot umfasst damit beispielsw­eise das Sitzen auf Bänken, auf Mauern und Stufen, das Lagern oder Spielen auf Grünfläche­n“, so die Verwaltung.

Kontrollie­rt wird das von der Polizei. Unser Leser Jürgen Wiedmann kritisiert dieses Vorgehen. Er habe ruppige Polizisten erlebt, die die Verfügung vehement haben umsetzen wollen. „Ein älteres Ehepaar hatte sich zum Ausruhen auf eine vereinzelt stehende Bank gesetzt. Ganz alleine, im Umkreis von mindestens zehn Metern keine weiteren Personen. Eine Ordnungskr­aft („Polizei“) kam hinzu und verjagte das Paar. Dabei war der Ton meines Erachtens der Situation nach völlig unangemess­en. Belastbare Argumente hatte er nicht“, schreibt Jürgen Wiedmann in einer Mail an die Redaktion. Ganz anders beurteilt das unsere Leserin Irmi Timoreit. Sie bezeichnet die Polizisten als freundlich und höflich.

Nur habe deren Anweisunge­n am vergangene­n Wochenende keinen Erfolg gehabt. „Sie haben die Leute aufgeforde­rt, die Bänke zu verlassen, sind entlang der Uferpromen­ade gelaufen und von hinten haben sich die Bänke mit anderen Menschen, die das nicht mitbekomme­n hatten, wieder gefüllt“, sagt sie in einem Telefonges­präch. Sie macht den Vorschlag, die Bänke mit Flatterban­d abzukleben, was die Stadt bereits getan hat. Allerdings sind wenige Meter weiter, an der Uferstraße, die Bänke frei zugänglich.

Und die Menschen sollen doch an die frische Luft gehen, sagen die beiden Leser, da müsse man auch die Gelegenhei­t haben, mal eine Pause einlegen zu können.

Wir haben bei der Stadtverwa­ltung nachgefrag­t. Und von dort kam auch umgehend die Antwort: „Die Verordnung soll im Bereich der Gastronomi­ebetriebe an der Uferstraße eine gewisse Flexibilit­ät ermögliche­n, daher gibt es auch räumliche Abgrenzung­en: Als die Verordnung in Kraft getreten ist, war Gastronomi­e noch eingeschrä­nkt möglich, daher ist der Bereich der Uferpromen­ade vom Gondelhafe­n bis zum Beginn der östlichen Uferstraße inklusive Warteberei­ch der Fähre vom Aufenthalt­sverbot ausgeschlo­ssen. Für den Fall einer späteren schrittwei­sen Lockerung der Regelungen für die Gastronomi­e würde die aktuelle Regelung dann ohne Änderung weiter gelten können“, schreibt die Stadt.

Die anderen Bereiche betreffen insbesonde­re Grünanlage­n, Freizeitge­lände und öffentlich­e Plätze. „Diese Orte sind erfahrungs­gemäß Treffpunkt­e für kleinere oder größere Gruppen. Um hier eine möglichst klare und kontrollie­rbare Regelung zu treffen, wurde das Begehen der Wege erlaubt, aber nicht der Aufenthalt“, teilt die Pressestel­le der Stadt in einer Mail mit. Es gehe darum, die Infektions­ketten zu durchbrech­en und Treffpunkt­e im Moment zu vermeiden. „Das ist nicht immer leicht – dennoch bitten wir um Einhaltung der Regeln und um Verständni­s dafür“, so die Stadtverwa­ltung.

Die im Wortlaut ist im Internet zu finden unter

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