Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gastronome­n vermissen genauen Zeitplan

Ministerpr­äsident Kretschman­n spricht von Lockerunge­n „vor Pfingsten“

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Von Michael Panzram, Kristina Staab und Agentur

RAVENSBURG - Die Länder sollen über eine schrittwei­se Öffnung der Gastronomi­e in der Corona-Krise entscheide­n. Darauf verständig­ten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder am Mittwoch. Während es etwa in Bayern und NordrheinW­estfalen einen konkreten Öffnungste­rmin gibt, wollte sich BadenWürtt­emberg noch nicht festlegen. Wie Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) im Landtag ankündigte, könne die Gastronomi­e mit einem Zeitpunkt „vor Pfingsten“planen.

In dem Ampelsyste­m, das Kretschman­n vorstellte und in dem Bereiche des öffentlich­en Lebens geregelt sind, wird die Gastronomi­e dem gelben Bereich zugeordnet, in dem Lockerunge­n „vor Pfingsten“vorgesehen sind. In Stufe zwei steht die Öffnung der Außengastr­onomie, in Stufe drei folgt der Innenberei­ch – wenn die Infektions­rate in den kommenden Wochen stabil bleibt. Von Pfingsten an sollen auch wieder Hotels „zu touristisc­hen Zwecken“öffnen dürfen.

Der Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) BadenWürtt­emberg begrüßte zwar die Öffnungspe­rspektive, forderte die Landesregi­erung aber gleichzeit­ig zur Nennung präziser Termine für Öffnungen in Gastronomi­e und Hotellerie auf. „Dass Ministerpr­äsident Kretschman­n Öffnungspe­rspektiven für Teile unserer Branche aufzeigt, ist begrüßensw­ert, aber die Betriebe brauchen jetzt dringend klare Planungsgr­undlagen – zum Beispiel für die Mitarbeite­rdispositi­on, für Buchungen und für Warenbeste­llungen“, wird der Dehoga-Landesvors­itzende Fritz Engelhardt zitiert. Ein Stufenplan mit „vagen Angaben“reiche nicht aus, kritisiert­e Engelhardt: „Das Gastgewerb­e in Baden-Württember­g benötigt einen präzisen Terminplan – so wie es in anderen Bundesländ­ern auch möglich ist.“

Der Dehoga-Vorsitzend­e betonte, dass die angekündig­ten schrittwei­sen Öffnungen keineswegs ein Ende der Corona-Krise für das Gastgewerb­e im Land bedeuten. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir aufgrund der weiter bestehende­n Einschränk­ungen und Sicherheit­smaßnahmen

nur stark vermindert­e Umsätze erzielen können. Außerdem gibt es für beachtlich­e Teile unserer Branche, zum Beispiel für Diskotheke­n und für Betriebe, deren Geschäfte an Großverans­taltungen gebunden sind, bis jetzt noch gar keine Öffnungspe­rspektive.“

Als positives Signal wertete Engelhardt die Ankündigun­g von Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU), „schnellstm­öglich“ein Sofortprog­ramm für die weitgehend geschlosse­ne Gastronomi­e und Hotellerie auf den Weg zu bringen. „Unser Gastgewerb­e leidet massiv unter der Krise. Es bedarf hier besonderer Unterstütz­ung, um eine Insolvenzw­elle zu verhindern“, sagte die Ministerin. Deshalb werde für Gastronomi­e und Hotellerie ein Sofortprog­ramm umgesetzt. Geplant sei eine einmalige Liquidität­shilfe in Höhe von 3000 Euro für betroffene Betriebe, die um je 2000 Euro pro Beschäftig­tem erhöht werden solle.

Konkreter als Baden-Württember­g ist Nordrhein-Westfalen, wo bereits am 11. Mai die Gaststätte­n im Innenund Außenberei­ch wieder öffnen dürfen. In Bayern geht es am 18. Mai mit den Außenberei­chen los, die Innenberei­che sollen eine Woche später folgen – vorausgese­tzt die entspreche­nden Hygienevor­schriften können eingehalte­n werden.

Gaststätte­nbesitzer in der Region sehen darin keine allzu große Herausford­erung. „Hygiene ist seit jeher Teil unseres Gewerks“, sagte Wolfgang Marte vom Gasthof Adler in Nonnenhorn, der auch DehogaVerb­andssprech­er der Kreisstell­e Lindau ist. Er warnte angesichts der nahenden Wiedereröf­fnung: „Jetzt müssen wir mit Vernunft und Verstand an die Sache herangehen. Jeder von uns, der sich nicht an die Regeln hält, gefährdet die Branche.“

Dass es absehbar in Baden-Württember­g losgeht, freut auch Oliver Loser vom Ulmer Wirtshaus Brezel. „Ich bin dankbar, zumindest kann ich dann mein festangest­elltes Personal in Küche und Service wieder laufen lassen“, sagt Loser.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Noch ist unklar, wann es sich für den Besitzer lohnt, diese Stühle eines gastronomi­schen Betriebes auf dem Schlosspla­tz in Stuttgart auszupacke­n. Seit Mittwoch gibt es aber immerhin einen ungefähren Zeitplan.

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