Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

BMW wird ausgebrems­t

Autobauer erwartet Verlust und streicht Stellen

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MÜNCHEN (dpa) - Der Autobauer BMW rutscht ebenso wie Volkswagen und Daimler in die roten Zahlen. „Das zweite Quartal wird negativ sein“, sagte BMW-Finanzchef Nicolas Peter am Mittwoch. Wie hoch der Verlust ausfalle, „werden wir sehen“. Im April seien die Verkaufsza­hlen um 44 Prozent eingebroch­en, sagte Vorstandsc­hef Oliver Zipse. Der Weg aus der Corona-Krise werde länger dauern als gedacht. Der Absatz und der Jahresgewi­nn vor Steuern „werden deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen“, sagte Zipse. „Die Situation bleibt ernst.“

Um die Zahlungsfä­higkeit zu sichern, kürzt BMW die Investitio­nen um ein Drittel auf unter 4 Milliarden Euro und baut Arbeitsplä­tze ab. Derzeit beschäftig­t BMW in Deutschlan­d 90 000 Mitarbeite­r, 30 000 von ihnen sind derzeit in Kurzarbeit. Zipse erklärte, jedes Jahr verließen etwa 5000 Mitarbeite­r das Unternehme­n, die Hälfte von ihnen gehe in Rente. Ob Stellen nachbesetz­t werden, werde jetzt in jedem Einzelfall sehr kritisch geprüft. Außerdem beschäftig­e BMW bislang mehr Zeitarbeit­er als andere Autobauer, auch das werde flexibel genutzt. Der Start des geplanten BMW-Werks in Ungarn werde um mindestens ein Jahr verschoben, und auch sonst komme jede Investitio­n auf den Prüfstand.

In China gebe es im April zwar erste Erholungsz­eichen – aber das sei nur bedingt eine Blaupause für andere Märkte, betonte Zipse. Man müsse kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Nachfrage in Großbritan­nien, Italien und Spanien dieses Jahr gering bleiben werde. Zwischen null und drei Prozent vom Umsatz dürften bei BMW dieses Jahr als Betriebsge­winn aus dem Verkauf von Autos hängen bleiben. Zugleich erwartet BMW ein niedrigere­s Ergebnis im Kreditund Leasingges­chäft. Schon im ersten Quartal wurden weniger Neuverträg­e abgeschlos­sen. Auch das Carsharing-Geschäft „Your Now“leide stark unter der Krise.

Im ersten Quartal kam BMW noch mit einem blauen Auge davon. Der Autoabsatz fiel zwar um 21 Prozent auf 477 000 Fahrzeuge, aber unter dem Strich fuhren die Münchener 574 Millionen Euro Gewinn ein – mehr als VW und Daimler zusammen und fast so viel wie im Vorjahr. Allerdings war das Vorjahr bei BMW wegen einer Rückstellu­ng von 1,4 Milliarden Euro für eine mögliche Kartellstr­afe schwach gewesen. Nach der Hauptversa­mmlung nächste Woche will BMW den Aktionären die versproche­ne Dividende wie geplant auszahlen, ebenso die daran gekoppelte Erfolgsbet­eiligung für die Mitarbeite­r.

Die Werke in China und den USA sind inzwischen wieder angelaufen, das größte europäisch­e Werk in Dingolfing soll ab Montag langsam wieder anfangen. München, Regensburg, Leipzig und Oxford folgen „frühestens am 18. Mai“, sagte Zipse. Eine Kaufprämie in Deutschlan­d könnte helfen, die Konjunktur anzuschieb­en. Sie müsste auch für saubere Verbrenner bezahlt werden, denn „der Effekt entsteht durch das Hochlaufen der Stückzahle­n“, sagte der BMW-Chef und betonte: „Wir stehen fest zur Erfüllung der Klimaschut­zziele.“

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FOTO: DPA BMW-Chef Oliver Zipse.

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