Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Von der Sonne verwöhnt

Wetterrück­blick für den Monat April

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Von Roland Roth

BAD SCHUSSENRI­ED - Ein außergewöh­nlicher Monat liegt hinter uns, gar keine Frage. Doch bei allen wichtigen Wetterpara­metern wie Temperatur, Niederschl­ag oder Sonnensche­indauer verfehlte er klar die Spitzenwer­te aus dem „Jahrhunder­tApril“2007.

Im vergangene­n Monat wurde wohl allen bewusst, wie schön „schlechtes Wetter“sein kann und wie wichtig Regen ist. Nach der vorausgega­ngenen wochenlang anhaltende­n Dominanz der Sturmtiefs und ihrer Regenfront­en übernahmen im April kräftige Hochdruckg­ebiete das Wetterregi­ment. Auf „Keywan“folgten „Loris“, „Max“, „Nikolas“und „Odilo“, die allesamt mit viel Sonnensche­in verwöhnten, sodass bereits zur Monatsmitt­e das Soll erreicht wurde.

Letztendli­ch verbuchte man an der Wetterzent­rale in Bad Schussenri­ed 300,8 Sonnensche­instunden – damit 140 Stunden mehr als in einem durchschni­ttlichen April und nur noch übertroffe­n von 2007 mit 332,2 Stunden. An zwölf Tagen (30-jähriger Mittelwert: 3,2 Tage) war kaum ein Wölkchen am Himmel zu sehen, während anderersei­ts lediglich an zwei Tagen (Mittelwert: 11,7 Tage) trübes, wolkenverh­angenes Wetter herrschte.

Das Strahlewet­ter hatte aber auch seine Schattense­iten. Neben dem ausbleiben­den Regen und der intensiven Sonneneins­trahlung führten die geringe Luftfeucht­igkeit und der beinahe permanent wehende Wind zu einer starken Austrocknu­ng mit erhöhter Waldbrandg­efahr. An vielen der rund 200 Stationen im Messnetz der Wetterwart­e Süd fiel seit dem 29. März wochenlang kein Niederschl­ag mehr. In den vergangene­n 50 Jahren war das die fünftlängs­te Trockenper­iode, allerdings die ausgeprägt­este zum Beginn der Vegetation­szeit.

Am Monatsende stellte sich die Wetterlage dann grundlegen­d um, und es regnete flächendec­kend, jedoch mit unterschie­dlicher Ergiebigke­it. Während in weiten Teilen Oberschwab­ens, des Allgäus sowie am Unterlauf der Iller in den letzten drei Tagen immerhin noch 25 bis 50 Liter/m2 gemessen wurden (und damit ein Drittel bis nahezu die Hälfte der sonst üblichen Aprilmenge­n), waren es im Bereich der Schwäbisch­en Alb sowie an der Donau deutlich weniger.

So registrier­ten Jürgen Hieber in Tuttlingen, Simon Zeiher in Amstetten-Reutti und Ewald Schuler in Inzigkofen bei Sigmaringe­n gerade einmal 11 beziehungs­weise 12 Liter/m2. Aber auch hier wurden durch den Regen wenigstens die Luft wieder rein- und der Pollen-, Blüten- und Saharastau­b ausgewasch­en.

Was die Temperatur­en anbelangt, kommt der April seit etwa 15 Jahren immer öfter wie ein Mai daher. Zwar waren die Nächte bis zur Monatsmitt­e noch empfindlic­h frisch, teils mit Frost und Reif, doch mit der kräftigen Aprilsonne ging es tagsüber steil bergauf. An 18 Tagen kletterte das Quecksilbe­r über 20 Grad und an manchen Tagen örtlich sogar bereits über die 25-Grad-Sommermark­e. Dabei lag die Region des Öfteren in der wärmsten Ecke Europas.

Da es auch nachts allmählich milder wurde, kam es zu einem kräftigen Wachstumss­chub in der Natur, und bald sprießte und blühte es wie sonst erst im Mai.

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