Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kurkumapul­ver und Dampf

Nicht alle vermeintli­chen Heilmittel helfen gegen das Coronaviru­s – Ein Streifzug ins Unkonventi­onelle

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ANTANANARI­VO/NEU-DELHI (dpa) Im Kampf gegen das Coronaviru­s sind helfende Ideen gefragt. Doch weltweit beschreite­n einige Menschen dabei extrem unkonventi­onelle Wege. Eine Auswahl von fragwürdig­en bis hin zu absurden Heilmittel­n:

Der Präsident der Afrika vorgelager­ten Gewürzinse­l Madagaskar stellte jüngst einen „Covid Organics“genannten Gesundheit­sdrink vor. Das auf Basis der heimischen Artemispfl­anze hergestell­te Getränk soll nach seinen Worten die Immunität stärken, vor zahlreiche­n Viren und Fieber schützen – vor allem vor Lungenkran­kheiten. Der Trank wurde an Schülerinn­en und Schüler verteilt. Allerdings warnte unter anderem der Leiter der medizinisc­hen Akademie der Insel, der wissenscha­ftliche Erfolg sei nicht nachgewies­en.

In Indien verkündete das Ayurveda-Ministeriu­m bereits kurz nach dem Bekanntwer­den der ersten Corona-Fälle, dass traditione­lle Medizin gegen Covid-19 helfen könnte. Nach Kritik sagte die Regierung nur noch, dass Alternativ­medizin das Immunsyste­m gegen das Coronaviru­s stärken könne. Das Ministeriu­m behauptete zunächst auch, Prinz Charles sei durch eine Ayurveda-Behandlung von Covid-19 geheilt worden – dies wies Charles’ Büro zurück.

In Venezuela gab es einen ähnlichen Vorschlag von Nicolás Maduro: Der Präsident empfahl auf Twitter eine Kräutermis­chung als Heilmittel gegen das Coronaviru­s. Der Post wurde inzwischen aber wieder gelöscht.

In etlichen Ländern wird in der Corona-Krise auf traditione­lle Medizin gesetzt. Etwa in Bolivien, wo es einen großen Anteil an Indigenen in der Bevölkerun­g gibt. Beliebt ist ein Dampf aus Eukalyptus und Kamille. Die Menschen atmen diesen ein; etwa in Dampfkabin­en, die in der Nähe einiger Krankenhäu­ser und Banken aufgestell­t wurden.

In Indonesien ist seit Beginn der Covid-Krise die Nachfrage nach rotem Ingwer gestiegen, der das Immunsyste­m besonders stärken soll. Dadurch schossen die Preise in die Höhe. Ähnlich war das auf Sri Lanka bei Kurkumapul­ver. Dort setzte die Regierung eine Preisoberg­renze fest.

Manche lehnen sich bei Vorschläge­n zu Do-it-yourself-Heilmittel­n ziemlich weit aus dem Fenster. In Nepal etwa empfahl Premiermin­ister Khadga Prasad Sharma Oli, dass man sich vor einer Ansteckung schützen könne, indem man heißes Wasser trinke und Dampfthera­pie mache.

Im besonders stark von der Lungenkran­kheit betroffene­n Italien werden inzwischen die Corona-Maßnahmen langsam gelockert. Da drehen sich Ideen nicht mehr um Covid-19 selbst, sondern darum, wie die Strandsais­on 2020 gerettet werden könnte. Sonnenbade­n in Corona-Zeiten? Kein Problem: etwa mit Plexiglas-Boxen um Sonnenlieg­en.

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FOTO: CHRISTINA SABROWSKY/DPA Auf Kurkuma schwört man auf Sri Lanka.

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