Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Mehr Home-Office und weniger Bürokratie“

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Zu den Neubauplän­en für das Landratsam­t Friedrichs­hafen erreichte uns folgende Zuschrift:

„Landratsam­t zieht Lehren aus der Corona-Krise und verzichtet auf Neubau. So, oder so ähnlich könnte eine Schlagzeil­e heißen, wenn man konsequent Lehren aus der CoronaKris­e zieht. Hat sich schon einmal jemand gefragt, wie viele Büros im Landratsam­t aktuell nicht besetzt sind, weil die Mitarbeite­r im HomeOffice sind und die Verwaltung trotzdem funktionie­rt? Herr Landrat Wölfle hat für die Kreisverwa­ltung ein Platzprobl­em, weil unter seiner Ägide die Zahl der Mitarbeite­r circa 600 auf circa 1000 angestiege­n ist. Die Zahl ist beeindruck­end für einen Landkreis, der in dieser Zeit um keinen Quadratmet­er gewachsen ist und die Einwohnerz­ahl nahezu konstant geblieben ist. Im Klartext heißt das für rund 200 000 Einwohner stehen 1000 Personen in der Kreisverwa­ltung zur Verfügung. Allerdings ohne Orts,- Gemeinden- und Stadtverwa­ltungen mit entspreche­nden Räten, Gremien, Vorstehern und Bürgermeis­tern.

Natürlich wurden Ämter zentralisi­ert, wie das Landwirtsc­haftsamt aus Markdorf, was die Zahl der Mitarbeite­r

steigen ließ. Mit dem Umzug ergab sich aber neben der räumlichen Änderung auch eine inhaltlich­e Änderung. Von einer beratenden Institutio­n wandelte sich das Amt zu einer reinen Kontrollbe­hörde für eine abnehmende Anzahl von Betrieben. Die Zahl der Metzger und Bäckerbetr­iebe ist ebenfalls rückläufig. Die dazugehöri­ge Verwaltung wächst anscheinen­d munter weiter.

Eigentlich besteht doch Einigkeit, dass durch die Krise ein Umdenken einsetzen muss. Wo sind die Überlegung­en, ob durch Home-Office und Digitalisi­erung die Raumsituat­ion für Büros und Parkplätze entspannt werden kann? Wie kann Bürokratie abgebaut werden? Was bringt ein Verwaltung­s-Zweckbau mit gerade mal so viel Parkplätze­n, dass es für die Angestellt­en reicht und die Bürger für ihre Anliegen in der nächsten Wohnsiedlu­ng parken müssen?

Mehr Home-Office, weniger Verkehr, weniger Abgas und Stau. Jetzt umdenken und geplante Mittel anstatt für den Neubau, für die Bewältigun­g der Corona-Krise einsetzen. Neu denken und neu machen und nicht auf die Schnelle den Neubau ausschreib­en.“

Markus Keller, Friedrichs­hafen

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