Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Wahnsinn anstatt Logik“
Zum Bericht vom 23. April „Gemeinderäte gehen auf Abstand“erreichte uns diese Zuschrift:
„Vielen Lesern wird bei diesem Artikel die Kinnlade runtergeklappt sein, so wie mir. Mit welch fadenscheiniger Erklärung sich das Innenministerium über die Corona-Verordnungen hinwegsetzt, um so Sitzungen zu erlauben und auch schon durchzuführen.
Da wissen seit Wochen manche Eltern nicht mehr, wie sie ihren Alltag gestalten sollen, weil nur noch Notbetreuungen angeboten werden, da werden unsere älteren Mitmenschen in Heimen von der Außenwelt abgeschnitten und demente Menschen zeitweise ruhiggestellt mit Medikamenten, da ringt mancher Unternehmer mit der Zukunft seines Betriebes und auf unseren Feldern wachsen Lebensmittel, die für die Müllhalde produziert werden. Die Reihe der massiven Einschränkungen und zum Teil auch Beschneidungen unserer Grundrechte ließe sich fortführen. Denken wir nur an Gastronomie, Ferienhausbesitzer, Urlaub.
Und dann argumentiert das Innenministerium damit, dass „ Gemeinderatssitzungen nicht unter den Begriff der sonstigen Veranstaltungen gemäß der Corona-Verordnung fallen. In welchem hygienischen Universum lebt das Ministerium? Die fadenscheinige Erklärung, oder besser Auslegung der Verordnung, grenzt eher an Wahnsinn oder Aberglaube, anstatt Logik. Wie kann hier ein Verständnis auf der einen Seite (bei den Bürgern) verlangt werden, und auf der anderen Seite herrscht anscheinend Willkür?“
Frank Jakobi, Kressbronn