Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Herantasten an den neuen Schulalltag
Bei vielen herrscht Erleichterung über die Wiederaufnahme des Unterrichts
Von Silja Meyer-Zurwelle
FRIEDRICHSHAFEN - Es sind Tage zwischen großer Erleichterung und weiteren Unsicherheiten, wie es weitergehen wird: Seit dem 4. Mai sind die Schultore wieder geöffnet. Doch noch immer ist der Unterrichtsalltag stark eingeschränkt, wird beherrscht von zahlreichen Schutz- und Hygienemaßnahmen und lässt deshalb nicht zu, dass gleich wieder alle Schüler im Klassenzimmer Platz nehmen. Auch so manche Lehrer müssen noch zuhause bleiben, da sie zur Risikogruppe gehören.
Die ersten, die Anfang Mai zurückkommen durften, waren die Schüler der Kursstufe – also die Klassen 9 und 10 beziehungsweise 11 und 12. Viel Lob hat Steffen Rooschüz, Leiter der Merianschule und geschäftsführender Schulleiter der Stadt, für seine Schützlinge. „Das läuft bisher ganz wunderbar. Die Schüler sind froh, dass sie wieder in die Schule dürfen und die Lehrer, dass sie wieder unterrichten können“, berichtet er. Ganz besonders sinnbildlich für diese Stimmung der Erleichterung habe er den Ausspruch einer Schülerin empfunden. „Ihr glaubt gar nicht, wie hart die Schule gefehlt hat“, habe diese am ersten Tag gesagt. „Eltern und Schüler sind alle durch von den vergangenen Wochen. Da kam schon häufig die Frage, wann es denn endlich wieder losgeht“, sagt der Schulleiter.
Rooschüz sieht auch, dass die Schüler im Gegenzug „sehr diszipliniert“sind. „Es sind ja derzeit auch noch wenige im Haus, die Viertklässler kommen erst ab dem 18. Mai dazu. Bisher lassen sich die Abstandsregelungen also gut einhalten“, meint er. Wie allerdings bei mehr Schülern ein rotierendes und einheitliches System geschaffen werden könne, wisse er momentan auch noch nicht. „Die Bedingungen sind doch an jeder
Schule anders. Wie viele Toiletten gibt es? Wie viele Auf- und Ausgänge? Wie viele Lehrer fallen aus? Diese Fragen spielen da alle mit rein und sorgen für ganz unterschiedliche Ausgangsbedingungen“, konstatiert Steffen Rooschüz.
„Wir können noch nicht wieder richtig loslegen“, ist sich auch Stefan Oesterle, Leiter der Claude-DornierSchule, sicher. Ein Regulärbetrieb nach den Sommerferien, bei dem aber eine Abstandsregel weiter gelte, sei nicht möglich, sagt er. „Wir hätten unter dieser Voraussetzung bei uns dann 210 Gruppen, aber nur 80 Räume“, erläutert der Leiter. Dass die teilweise Rückkehr jetzt jedoch zunächst auch Erleichterung hervorgerufen hat, konnte auch Oesterle in der vergangenen Woche beobachten.
„Der Druck auf Seiten der Lehrer war sehr hoch, die Schüler trotz aller Unwägbarkeiten regelmäßig mit Material zu versorgen – dementsprechend war auch die Belastung. Dass in den vergangenen zehn Jahren nicht in die Digitalisierung investiert wurde, hat sich in dieser Krise gerächt. Auch die Schüler haben sich gefreut, dass sie wiederkommen durften und sich wiedersehen konnten. Gerade die, die parallel auch schon in Betrieben ausgebildet werden, konnten dort zum Großteil ja auch nicht mehr weitermachen, weil fast alles geschlossen hatte. Zuhause hatten die Schüler durch die ganzen öffentlichen Einschränkungen letztlich dann doch auch kein Gefühl von Ferien“, meint er. Bis Pfingsten fahre sein Team nun „auf Sicht“. „Da uns schon jetzt die Räume ausgegangen wären, sind wir auf Sporthallen ausgewichen. Dabei hat uns der Kreis immens unterstützt und sogar noch extra einen Messeboden ausgelegt“, lobt Oesterle. An der Grundschule Fischbach bricht indes die achte Woche in der Notbetreuung an. „Gerade sind es täglich 30 Kinder“, sagt Rektorin Christine Waggershauser. Dem Schulanfang für die vierten Klassen ab dem 18. Mai sieht sie insgesamt entspannt entgegen. Auch sie hat mit ihrem Team so einige Konferenzen hinter sich, in denen Pläne festgezurrt wurden. „Wenn die Viertklässler dazukommen, sind es immer noch nicht so viele Kinder und wir haben durch die Notbetreuung ja jetzt schon den Großteil der Maßnahmen gut erproben können. Das Schulgebäude ist so hergerichtet, dass die Kinder kommen können“, schildert Waggershauser. Der Einstieg der Viertklässler sei dann wiederum die Testphase für den Wechselbetrieb nach den Pfingstferien, wenn wochenweise jeweils die 1. und 3. Klassen sowie die 2. und 4.Klassen in die Schule kommen. „Wenn wir jetzt bei den 4. Klassen noch merken, dass es an dieser oder jener Stelle hakt, können wir bis Pfingsten gut nachjustieren“, ist sich die Rektorin sicher. INTERVIEW