Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Wir haben alle den Beruf des Lehrers ganz neu zu schätzen gelernt“
So lief die erste Woche zurück an der Schule aus Sicht von Eltern und Schülern
FRIEDRICHSHAFEN (mag) - Seit einer Woche gehen die Schüler, die in diesem oder im kommenden Jahr einen Abschluss machen wollen, wieder zur Schule. Nach sieben Wochen Lernen zu Hause. Wie diese sogenannte Homeschooling-Zeit geklappt hat und wie sich die erste Woche zurück im Unterricht für Eltern und Schüler angefühlt hat, hat Marlene Gempp bei Sonja Utz, der Elternbeiratsvorsitzenden der Gemeinschaftsschule Schreienesch, nachgefragt.
Frau Utz, wie liefen die ersten Tage zurück an der Schule aus Ihrer Sicht?
Jede Familie bekam im Vorfeld ein persönliches InfoPaket nach Hause geschickt. Enthalten waren alle wichtigen Informationen über Abläufe, der neue Stundenplan, ein Lageplan der zugeteilten Eingänge und Pausenbereiche sowie die Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen, die der Schüler und die Eltern als Teilnahmevoraussetzung unterschreiben mussten. Unsere Schule hat sich hier sehr große Mühe gegeben und uns Elternvertreter mit ins Boot genommen. Natürlich waren alle sehr aufgeregt, ob die Maßnahmen umsetzbar sind und greifen. Auch war der erste Schultag für die Schüler dadurch etwas beklemmend. Aber die Herzlichkeit der Lehrer und die lockere Stimmung hat es den Schülern leicht gemacht.
Ist es eine Erleichterung für Schüler und Eltern, dass es für einige zumindest wieder losging mit dem Unterricht?
Natürlich ist es für alle leichter, wenn der Schüler wieder in der Schule unterrichtet werden kann. Ich denke, wir haben alle den Beruf des Lehrers ganz neu zu schätzen gelernt.
Sind die Jugendlichen, die nun einen Abschluss machen wollen, genug darauf vorbereitet, trotz der Homeschooling-Phase?
An unserer Gemeinschaftsschule haben wir aktuelle Jahrgänge, die sich auf den Hauptschul- und den Realschulabschluss vorbereiten. Die Vorbereitungsphase läuft bereits seit Anfang des Schuljahres, weshalb es hier besonders um den Aspekt der Festigung bereits erlernter Themen ging. Nach ersten Rückmeldungen kann man sagen, dass Lehrer und Schüler die Zeit gut gemeistert haben und die Schüler sehr konzentriert gearbeitet haben.
Gibt es aus Ihrer Sicht negative, aber auch positive Aspekte des Lernens zu Hause?
Durch die individuellen Lernzeiten an einer Gemeinschaftsschule kennen unsere Kinder das selbständige Lernen bereits. Unsere Lehrer waren sehr kreativ und haben durch verschiedenste Medien den Kontakt zu unseren Kindern gehalten, wodurch sich das Ganze zu Hause recht gut eingespielt hat. Zusätzlich konnte sich der Schüler die Zeiten zu Hause selbst einteilen, beziehungsweise seinem Biorhythmus anpassen, der gerade bei jungen Erwachsenen doch sehr von den sonst üblichen Schulzeiten abweichen kann. Das bedeutete für uns Eltern ein Umdenken und Vertrauen. Aber zusätzlicher Druck hätte in dieser Zeit keinem geholfen.
Die Corona-Krise hat vor allem gezeigt, wie wichtig und dringend die Umsetzung und der Ausbau der Digitalisierung an den Schulen ist.
Denken Sie aus Elternsicht, dass alle Schüler zurückkehren sollten an
ANZEIGE ihre Schulen oder ist die Aufteilung in der momentanen Situation sinnvoll?
Wir finden die aktuelle Vorgehensweise absolut ausreichend. Keiner weiß, wie sich die Werte auf Grund dieser Maßnahme verändern. Deshalb
wäre es fatal, zu früh und zu schnell die Schulen für alle Klassenstufen zu öffnen. Keiner von uns möchte den aktuellen Erfolg gefährden und nochmals von vorne über Wochen mit Homeschooling anfangen.