Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tourismusbranche bereitet sich auf eine etwas andere Saison vor
Wegen Corona-Pandemie dürften in diesem Sommer mehr Menschen ihren Urlaub in Deutschland verbringen
FRIEDRICHSHAFEN (saf) - Der Sommer rückt näher. Der Sommerurlaub im entlegenen Ferienparadies scheint angesichts gesperrter Grenzen und Reisebeschränkungen momentan in weiter Ferne. Noch ist völlig unklar, was im Sommer überhaupt erlaubt sein wird. Immer wahrscheinlicher wird deshalb, dass die Menschen ihren Urlaub im Heimatland verbringen. Das hat auch Auswirkungen auf die beliebte Tourismusregion Bodensee.
Ob eine große Tourismuswelle den Bodensee erreichen werde, ist noch unklar, sagt Ute Stegmann, Geschäftsführerin Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT): „Das ist schwer zu sagen. Vor allem, da wir im Moment noch nicht sicher wissen, wie die Reisebeschränkungen wirklich gelockert werden.“Bei der DBT glaubt man aber, dass der Bodensee-Tourismus von einer Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen
profitieren würde. „Das würde uns Gäste zuführen, die sonst im Ausland Urlaub machen würden. Man muss ja nicht Tausende von Kilometern fliegen, um Urlaub zu machen“, sagte Stegmann bei einer Pressekonferenz.
Nach Auskunft aus den Urlaubsorten sind die Sommermonate aktuell bereits gut gebucht. Viele Buchungen seien schon „vor Corona fix" gewesen. Für den Herbst plane man besondere Marketingmaßnahmen. Dahinter steckt auch die Hoffnung, Ausfälle aus dem bisherigen Jahr zumindest teilweise kompensieren zu können. Ganz werde das kaum gelingen, auch weil durch Abstandsregelungen etwa in der Gastronomie voraussichtlich weniger Gäste bewirtet werden könnten, sagt Stegmann.
„Da müssen wir abwarten, was von der Bundes- und Landesregierung beschlossen wird“, sagt der
Langenargener Hotelier Roman Wocher. Für sein Haus, die „Seeperle“, habe er Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken besorgt, aber man warte weiter ab, was genau komme. Wocher erhofft sich den großen Touristenansturm. Bedenken vor zu viel hat er nicht. „Mehr als voll haben können wir nicht.“Er vermutet, dass besonders die Häuser, die nicht direkt am See liegen und damit ohnehin fast immer gut gebucht sind, noch mehr von einem großen Andrang profitieren könnten.
Dass die Verluste in der Region damit aufgefangen werden, glaubt er allerdings nicht. „Es wird immer welche geben, die überleben, aber auch welche, die es zu hart treffen wird.“Besonders für Angestellte in der Branche seien die Zeiten schwer. Zur Kurzarbeit käme noch der Wegfall von Trinkgeld dazu. „Das geht an die finanzielle Existenzgrundlage“. Sein Hotel sieht er gerüstet, auch wenn die ausgebliebenen Umsätze schmerzen: „Die Verluste bislang werden uns wahrscheinlich noch über die nächsten sieben Jahre beschäftigen.“Dennoch bleibt er optimistisch: „Irgendwann muss es ja zurück zur Normalität gehen.“
Zunächst gilt es aber, die in den Startlöchern stehende Saison unter Auflagen zu bewältigen. „Die Gastronomieund Beherbergungsbetriebe bereiten sich aktuell gut darauf vor, wie sie die Hygiene- und Abstandsregelung gut einhalten können. Das selbe gilt auch für Freizeiteinrichtungen und Museen“, sagt DBT-Geschäftsführerin Stegmann. Aber auch beim Verband selbst haben die besonderen Umstände die Vorbereitung verändert.
„Unser Schwerpunkt lag in den ersten Tagen und Wochen darin, die sich fast täglich ändernden Vorschriften und Informationen gegenüber unseren Tourismusgemeinden und auch gegenüber anfragenden Gästen zu kommunizieren“, sagt Stegmann. Das dürfte sich auch in der nächsten Zeit kaum ändern. „Diese Arbeit geht jetzt weiter, und je mehr Tourismus wieder möglich sein wird, um so wichtiger wird diese Arbeit werden.“