Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tollhaus 3. Liga: „Wir sind nur Marionetten“
Die 3. Liga will am 26. Mai wieder starten, es gibt allerdings massive Widerstände, besonders von den Clubs aus dem Osten
LEIPZIG (dpa) - Der Deutsche Fußball-Bund plant unbeirrt den Neustart, Revoluzzer aus der Regionalliga schießen quer und ein Spieler sieht sich nur noch als Marionette: Die 3. Liga gleicht eher einem Tollhaus als einem Premiumprodukt aus dem Hause DFB. Dennoch: Am 26. Mai soll der Ball auch im Unterbau der Bundesligen wieder rollen – wenn die Politik zustimmt. So teilte es der Verband den Clubs mit.
„Da das von der Politik freigegebene Konzept vom ersten Tag an gemeinsam von DFL und DFB ausgearbeitet wurde und gleichermaßen für unsere Ligen und Wettbewerbe angewendet werden soll, sind wir optimistisch, zeitnah eine bundesweite Freigabe zu erhalten“, heißt es in dem internen Papier. Ein Zeitplan wurde ebenfalls mit auf den Weg gegeben. Die erste Coronavirus-Testreihe
soll vom 10. bis 12. Mai durchgeführt werden, die zweite vom 12. bis 14. Mai. Spätestens am 15. Mai könne mit Genehmigung der Politik das erste Teamtraining stattfinden.
Elf Tage später würde die Saison weitergehen. Am Montag soll das DFBPräsidium die Pläne verabschieden.
Damit man aufgrund regionaler Unterschiede wirklich auf der sicheren Seite ist, hat man in Frankfurt offenbar auch neutrale Spielorte in Betracht gezogen. Der „Kicker“berichtet, dass der Drittliga-Ausschuss bei Präsidium und Vorstand des DFB einen entsprechenden Antrag einreichen will. Derzeit dürfen zum Beispiel der Hallesche FC und der 1. FC Magdeburg bis zum 27. Mai nicht einmal ein Teamtraining bestreiten.
Der Antrag sieht laut des Berichtes vor, dass Spielausschussleiter Manfred Schnieders einen neutralen Spielort festlegen kann. Das zwölfköpfige Gremium, dem auch Magdeburgs Manager Mario Kallnik angehört, soll sich mit einer Gegenstimme auf den Schritt verständigt haben. Es soll zudem der Möglichkeit vorbeugen, dass eine Kommune wegen zu vieler Neuinfektionen die Corona-Restriktionen wieder verschärft und Stadien sperrt.
Derweil gibt es massive Kritik von Spielern am Verband. „Der DFB will unbedingt, dass es weitergeht. Die Spieler werden zu diesem Thema aber überhaupt nicht einbezogen. Wir sind nur Marionetten“, sagte Sören Bertram vom 1. FC Magdeburg der „Volksstimme“. Er habe Angst davor, sich bei einem Spiel anzustecken und den Kopf nicht frei, „weil wir nach einer Infektion für den Rest unseres Lebens Lungenprobleme haben könnten“. Kürzlich hatte bereits Bertrams Teamkollege Timo Perthel einen Abbruch der Saison gefordert.
Bertrams Chef, FCM-Manager Kallnik, betonte erneut die hohe finanzielle Belastung durch eine Fortsetzung
der Liga. Der 45-Jährige bezifferte die Zusatzkosten für seinen Club auf 740 000 Euro. Der Hallesche FC nahm am Sonntag eher unfreiwillig das Training in Kleingruppen auf. Präsident Jens Rauschenbach sagte, man sehe sich aufgrund des Drucks des DFB dazu gezwungen, um den Wettbewerbsnachteil nicht noch größer werden zu lassen. Man habe weiter erhebliche Bedenken.
Und als hätten sie beim DFB nicht schon genug mit den 20 Drittligisten zu tun, kommt nun auch noch eine Alternativbewegung aus der Regionalliga hinzu. Mindestens 25 Viertligisten unterstützen einen Antrag auf eine zweigleisige 3. Liga. Dieser Antrag soll auf dem Außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai vom Saarländischen Fußball-Verband eingebracht werden. Ob der DFB den Antrag annimmt, ist noch offen.