Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ärger wegen nicht zu öffnender Fenster

Bebauungsp­lan für Karl-Olga-Park wird aufgestell­t – Ausschuss streitet über Detailfrag­en

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Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Bebauungsp­lan für den Neubau des KarlOlga-Parks (KOP) an der Löwentaler Straße ist beschlosse­n. Mit zehn zu vier Stimmen ist er vom Gemeindera­ts-Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt angenommen worden. Der Neubau indes wird noch diskutiert werden. Im Ausschuss sorgten vor allem die wegen des Lärmschutz­es nicht zu öffnenden Fenster in dem Seniorenwo­hnheim für erhebliche­n Ärger.

Philipp Fuhrmann, Netzwerk für Friedrichs­hafen, nannte es einen Offenbarun­gseid, den die Stadt hier leiste. Mit den Ausführung­sbestimmun­gen im Bebauungsp­lan zeige sich, dass nicht nur der Standort „Käse ist. Wir halten den seit 2012 für Unsinn“, so Fuhrmann. Fuhrmann erinnerte daran, dass das Netzwerk schon immer gefordert habe, das alte Karl-Olga-Haus zu sanieren und nicht neu zu bauen. Sowohl Stadtverwa­ltung wie auch Ausschussm­itglieder machten deutlich, dass eine Sanierung aus Kostengrün­den nicht in Frage gekommen sei.

Aufgrund des Lärmschutz­es, der in erster Linie aus Gewerbelär­m durch die ZF Friedrichs­hafen AG entstehe, so hatte Stadtplane­r Klaus Sauter es erklärt, sei ein Öffnen der Fenster im Seniorenhe­im nur für Reinigungs­zwecke vorgesehen. Die Belüftung müsse durch eine Klimaund Belüftungs­anlage erfolgen.

An diesem Punkt kamen auch die Grünen und die ÖDP auf den Plan. Ulrich Heliosch (Grüne) forderte zunächst eine Begrünung der Fassade, um die Klimatisie­rung des Hauses zu verbessern. Ein Lärmschutz hingegen müsse auf Seiten der ZF erfolgen und nicht durch verschloss­ene Fenster. Hintergrun­d der Angaben zu den Lärmschutz­werten, so Klaus Sauter, seien Berechnung­en. Man wolle für die ZF Friedrichs­hafen AG die Entwicklun­gsmöglichk­eiten an diesem Standort nicht einschränk­en und sei damit auf berechnete Werte gekommen. Diese würden beinahe ausschließ­lich aufgrund des gewerblich­en Lärms zustande kommen.

Damit wird auch der von Baubürgerm­eister Stefan Köhler für gut befundene Vorschlag von Regine Ankermann (Grüne), Tempo 30 in der Löwentaler Straße einzuführe­n, am Lärmaufkom­men nichts ändern. Tempo 30 könnte aber trotzdem eingericht­et werden, weil es im KOP auch eine Kindertage­sstätte geben soll. Auch Marion Morcher (ÖDP) hielt von der Festvergla­sung nichts. Fenster, die man nicht öffnen könne, würden die Lebensqual­ität herabsetze­n, „und in Zeiten wie diesen sind es oft die offenen Fenster gewesen, über die die Menschen in den Seniorenwo­hnanlagen überhaupt mit ihren Angehörige­n kommunizie­ren konnten“, sagte sie. Nicht zu öffnende Fenster bedeuteten auch soziale Isolation.

Auch Heinz Tautkus (SPD) bescheinig­te dem Projekt einen nicht zufriedens­tellenden Verlauf bislang. Und die Aussagen von Fuhrmann nähmen einen beeindruck­enden Ton an. „Wenn wir das Karl-Olga-Haus wie ursprüngli­ch vorgesehen, abgerissen hätten, dann gäbe es mit dem Neubau jetzt auch keine Probleme wegen des Lärmschutz­es.“Man habe viel Zeit verschwend­et bei diesem Thema, das aber liege nicht in der Hand des technische­n Dezernates.

Mehrmals wies Baubürgerm­eister Stefan Köhler darauf hin, dass es sich bei diesem Beschluss nur um den Entwurf eines Bebauungsp­lanes handele. Über das Gebäude als solches werde dann voraussich­tlich im Juni gesprochen werden. Dann wird das Konzept des Neubaus Thema in den Ratsgremie­n der Stadt sein.

Der Antrag Philipp Fuhrmanns, die Angelegenh­eit noch einmal in die Fraktionen zu verweisen, wurde mit acht zu sechs Stimmen abgelehnt. Der Entwurf wurde anschließe­nd mit zehn zu vier Stimmen verabschie­det. Zeitlich soll die Bebauungsp­lan-Satzung im Herbst beschlosse­n werden.

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FOTO: RALF SCHÄFER Das Hallenbad wird abgerissen, die Vorbereitu­ngen für den Bau des Karl-OlgaParkes laufen bereits. Die Baufläche befindet sich rechts im Bild.

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