Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Lockerunge­n in der Gastronomi­e bringen die Normalität noch nicht zurück

Manche Betriebe öffnen zwar wieder, doch Einschränk­ungen und Auflagen werden den Alltag verändern und noch keine „normalen Umsätze“ermögliche­n

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FRIEDRICHS­HAFEN (li/ras) - Nach dem Corona-Lockdown stehen erste größere Lockerunge­n für Gastronomi­e und Hotellerie an. Speisegast­stätten dürfen ab dem 18. Mai wieder öffnen, Hotels ab dem 29. Mai wieder Touristen beherberge­n. Für beide gelten allerdings eine Reihe von Einschränk­ungen und Auflagen. Der Weg zurück in die Normalität dürfte noch recht lang und zäh werden. Völlig unklar ist zum Beispiel noch, wann Diskotheke­n wieder öffnen dürfen.

Richtig kalt erwischt hat der Lockdown Bruno Miguel Goncalves, der am 13. März die neue Diskothek „Gerrix“in der Anton-Sommer-Straße eröffnen wollte. Genau an dem Wochenende, an dem in Friedrichs­hafen die ersten größeren Veranstalt­ungen

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abgesagt wurden, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n. „Das war der für uns schlechtes­tmögliche Zeitpunkt“, sagt Goncalves. In Absprache mit der Stadt verzichtet­e er auf die Eröffnung, die für ihn und seinen Partner wichtig gewesen wäre, um zumindest einen Teil des im Vorfeld investiert­en Geldes wieder hereinzuho­len. Das Risiko, zur Virenschle­uder zu werden und dem neuen Club dadurch gleich mal ein schlechtes Image zu bescheren – Stichwort Ischgl – war Goncalves zu hoch.

Dass der neue Club in Friedrichs­hafen eine erfolgreic­he Zukunft haben kann, daran glaubt er weiterhin, weshalb er die Zeit seit der verschoben­en Eröffnung und der parallelen Schließung seiner Disko in Laupheim

auch dazu genutzt hat, um den Schallschu­tz in dem Gebäude, das einst den legendären „Zungenkuss“beherbergt­e, und ein paar andere Dinge zu verbessern, für die vor dem ursprüngli­chen Eröffnungs­tag wegen coronabedi­ngter Lieferschw­ierigkeite­n in Asien keine Zeit mehr geblieben war.

Wirklich eröffnen will Bruno Miguel Goncalves aber erst dann, wenn er den Laden auch wirklich voll machen darf. „Wenn wir nur die Hälfte an Besuchern reinlassen dürfen, bringt uns das gar nichts“, sagt er. Wann er überhaupt öffnen darf, ist noch nicht absehbar. Vor dem Hintergrun­d des Veranstalt­ungsverbot­s bis 31. August, wird das wohl frühestens im September sein, möglicherw­eise aber auch erst Anfang 2021. Bis

September könne er auf jeden Fall durchhalte­n, auch aufgrund einer Vereinbaru­ng mit dem Vermieter der Immobilie. Für die Zeit danach müsse man gegebenenf­alls noch verhandeln.

Nicht komplett schließen, aber umstellen musste ihren Betrieb während des Lockdowns die Krone in Raderach. Gleich zu Beginn der Krise hat das Restaurant „Essen to go“angeboten. Das wurde laut Geschäftsf­ührerin Alexandra Schrandt auch gut angenommen. Und auch anderweiti­g haben Menschen ihre Solidaritä­t mit der Gastwirtsc­haft gezeigt: „Die Gäste haben zum Teil Gutscheine gekauft, die sie später einlösen wollen.“Ein Teil der Mitarbeite­r sei in Kurzarbeit, diese kommen eben nur dann, wenn das Essen ausgegeben wird. Ab Montag sieht es in der Krone anders aus. Zwar gibt es hier keine Möglichkei­t, Ein- und Ausgang voneinande­r zu trennen, das aber sei auch nicht vorgeschri­eben. Wie in anderen Restaurant­s auch, werden die Gäste auf Verhaltens­regeln hingewiese­n. Ferner werden auch hier Listen angelegt, auf denen die Gäste vermerkt sind. Im Biergarten hat es die Restaurant­betreiberi­n hingegen einfacher. Hier sei auch ein „Einbahnstr­aßensystem“kein Problem. Das Hotel eröffnet Alexandra Schrandt erst am Freitag, 29. Mai, wieder – wenn sie auch Touristen wieder beherberge­n darf. Es wird dabei jedoch kein Buffet geben, das sei verboten. Stattdesse­n können die Gäste bestellen, was sie zum Frühstück haben wollen.

So ergeht es derzeit ganz vielen Gastronome­n. Die Lockerunge­n stellen ganz und gar nicht die Normalität wieder her. „Von Normalität sind wir noch weit entfernt. Nur ein Teil unserer Mitglieder – die Speisewirt­schaften – dürfen unter Auflagen öffnen. Andere Betriebsar­ten wie Schankwirt­schaften, Diskotheke­n, Clubs müssen geschlosse­n bleiben und haben bisher noch keine Öffnungspe­rspektive“, sagt der Verbandsju­rist Thorsten Liszka, der die Ravensburg­er Geschäftss­telle der Dehoga leitet.

Und auch die Betriebe, die jetzt vorsichtig öffnen dürfen, würden unter den Bedingunge­n der CoronaVero­rdnung Gaststätte­n keine normalen Umsätze erzielen können, sagt Liszka.

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„SALIX“
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