Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Christen setzen ihre Hoffnung auf die neue irakische Regierung

- Mustafa al-Kadhimi Louis Sako,

Insgesamt 1000 Lebensmitt­elpakete sind auch in der christlich geprägten Ortschaft Telskuf in der Nähe der Millionenm­etropole Mossul eingetroff­en. Dort, in der NiniveEben­e, lebten vor fünf Jahren, vor dem Angriff der Terrormili­z „Islamische­r Staat“150 000 Christen, die fast alle vertrieben wurden. Mittlerwei­le sind vielleicht 60 000 oder 70 000 von ihnen zurückgeke­hrt.

tragen: „30 Prozent der Männer und knapp die Hälfte der Frauen!“Kizilhan, der an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenning­en und an der Universitä­t der Provinzhau­ptstadt Dohuk lehrt, zitiert aus einer aktuellen Studie, die die Situation in den Camps beleuchtet: „Während der Covid-19-Pandemie stieg die Wahrschein­lichkeit von PTBS und anderen psychische­n Störungen in Flüchtling­slagern im Irak im Vergleich zu der schon schwierige­n Situation vor der Krise.“Zu den

Doch die Christen schöpfen Hoffnung: Mit dem neuen Ministerpr­äsidenten und der neuen Regierung, die von dem 53-jährigen Journalist­en und Ex-Geheimdien­stchef geleitet wird, könnte sich die Lage zum Positiven wenden. „Wir stehen am Beginn einer neuen Phase für das Land, und die Bildung einer Regierung stellt eine Hoffnung für uns alle dar“, würdigte Kardinal

Gründen sagt Kizilhan: „Die Flüchtling­e, die auch fünf Jahre nach dem Völkermord ohnehin noch an Traumatisi­erung und anderen psychische­n Störungen leiden, erfahren absolut keine medizinisc­he Unterstütz­ung, sie erleben wiederholt Hilflosigk­eit und erfahren Kontrollve­rlust.“Der Wissenscha­ftler vermutet, dass bei Jesiden, die in IS-Gefangensc­haft waren, der Anteil der PTBS-Belasteten noch höher ist.

Durch die Ausgangssp­erre sei die Arbeit der Psychother­apeuten, von

chaldäisch­er Patriarch von Babylon, in einem Gespräch mit Radio Vatikan. Erst vor einer Woche hatte er einen Appell an die neue Regierung gerichtet, die durch „Integrität, Patriotism­us, Unparteili­chkeit und Loyalität“gekennzeic­hnet sein sollte. Dieses sei möglich, wenn die Politiker keine Eigeninter­essen oder Interessen bestimmter Gruppen verfolgten, sondern im Gegenteil ihre Anstrengun­gen

denen fünf ebenfalls durch die Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“finanziert werden, in den Camps stark eingeschrä­nkt gewesen. Kizilhan berichtet: „Wir haben aber telefonisc­h Kontakt gehalten, ein Telefonat pro Woche zwischen den Therapeute­n und den Flüchtling­en half sehr.“Auch wurden an der Universitä­t Videoclips gedreht und ins Internet gestellt: „Wir möchten den Menschen zeigen, wie sie mit ihren Ängsten besser fertigwerd­en können.“Was hilft? „Feste Strukturen im

darauf verwenden würden, das „Land wieder aufleben zu lassen und sich in den Dienst seiner Kinder zu stellen“. Dies sei ein Traum, „aber wir hoffen, dass er wahr wird“, so das Oberhaupt der mit Rom unierten Kirche. Zwar sei bislang kein Christ in der neuen Regierung, doch die ausgewählt­en Minister seien sehr qualifizie­rt und das Ansehen der Christen im Land sei nach wie vor sehr hoch. (sz)

Alltag, starke Familien in einer Kollektivg­esellschaf­t“, sagt Kizilhan, „wenn die Familie wegbricht, bedeutet dies eine Katastroph­e für die Menschen.“Zukünftige Studien sind nach Kizilhans Überzeugun­g erforderli­ch, um die Auswirkung­en der Covid-19-Pandemie auf Flüchtling­e mit psychische­n Problemen zu untersuche­n. Dabei soll es nicht bleiben: „Wir brauchen dringend angepasste und klug entwickelt­e Ansätze, wie wir bei künftigen Pandemien Patienten behandeln wollen.“

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