Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Volksbank wächst rasant

Gutes Geschäftsj­ahr 2019 in der Region Friedrichs­hafen-Tettnang – Eigenkapit­al erhöht

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Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/FRIEDRICHS­HAFEN Wirtschaft­lich steht die Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang stark da, auch in der jetzigen Situation rund um Corona: Das haben die vier Vorstände am Dienstag beim Bilanzgesp­räch immer wieder betont. Normalerwe­ise geht der Blick dabei vorrangig auf den Vorjahresa­bschluss, doch die Situation ist eben derzeit nicht normal. Selbst die Vertreterv­ersammlung, die sonst in diesen Wochen stattfinde­n würde, ist wegen Corona auf die Zeit nach Oktober verschoben worden. Die Volksbank blickt bei 2019 dabei auf eins ihrer erfolgreic­hsten Jahre zurück.

In Zahlen: Die Bilanzsumm­e ist im vergangene­n Jahr um 8,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gestiegen. Das betreute Kundenvolu­men (Kredite und Vermögen) beträgt mittlerwei­le 3,2 Milliarden Euro. Das sind 292 Millionen Euro mehr als noch im Vorjahr, immerhin ein Sprung von zehn Prozent. Das Betriebser­gebnis liegt mit 11,5 Millionen Euro ebenfalls über dem Vorjahr (mit 11,1 Millionen Euro). Das Eigenkapit­al hat die Volksbank um sechs Millionen Euro erhöht. Die Ergebnisum­lage hat jetzt einen Umfang von rund 90 Millionen Euro, der Fonds für allgemeine Bankrisike­n von 38 Millionen Euro.

Möglich ist das laut dem Vorstandsv­orsitzende­n Jürgen Strohmaier und seinen Vorstandsk­ollegen Dirk Bogen, Thomas Stauber und Harald Riehle durch mehrere Faktoren neben der positiven Konjunktur­entwicklun­g gewesen: Zum einen sind Kapazitäte­n bei Mitarbeite­rn frei geworden, die mit der Umstruktur­ierung bei der Fusion beschäftig­t waren, so die Aussage. Und: Die jeweiligen Spezialfel­der der Standorte (Friedrichs­hafen: Vermögensb­eratung; Tettnang: Immobilien) könne die Bank jetzt in beiden Regionen ausrollen, die Märkte bearbeitet­en die Mitarbeite­r sehr aktiv.

Natürlich gebe es immer wieder das „Glück des Tüchtigen“, wie Harald Riehle erläutert, aber letztlich geschehe eine konsequent­e Kundenakqu­ise. Er verweist auf mehr als hundert neue Gewerbe- und Firmenkund­en. Und: Die Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang habe 28 Existenzgr­ündungen mit einem Kreditvolu­men von zehn Millionen Euro finanziert – damit seien über hundert Arbeitsplä­tze geschaffen worden.

Insgesamt liegt das Kreditvolu­men bei 982 Millionen Euro, das ist eine Steigerung von 68 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Um die Tilgungen auf bestehende Kredite zu kompensier­en und den Zuwachs zu erzielen, hat die Bank Neukredite in Höhe von nahezu 250 Millionen Euro ausgezahlt. Inklusive der Darlehen bei Finanzpart­nern betreut die Volksbank Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.

Die bilanziell­en Kundeneinl­agen sind auf der Gegenseite um 108 Millionen Euro auf 1,18 Milliarden Euro gestiegen. Inklusive der Geld- und Wertpapier­anlagen innerhalb der genossensc­haftlichen Finanzgrup­pe sind es rund zwei Milliarden Euro.

Das freut den Vorstand. Allerdings sei das in der Niedrigzin­sphase eine Herausford­erung. Denn das Geld müsse in Anlagen hinein, ansonsten koste es Strafzinse­n.

Die Niedrigzin­sphase mache Immobilien für Anleger attraktiv, so Thomas Stauber. Der Bereich sei ausgebaut worden. Die Volksbank betreut zudem 3300 Immobilien, in dem Bereich arbeiten rund 30 Mitarbeite­r. Die positiven Zahlen kommentier­t er so, dass von Anfang an klar gewesen sei: „Eins und eins darf nicht nur zwei sein, sondern muss drei ergeben.“Das zeige der Erfolg.

Die Mitglieder müssen auf ihre Erfolgsbet­eiligung, die Dividende, allerdings noch etwas warten. Denn die Vertreterv­ersammlung ist auf die Zeit ab Oktober verschoben worden. Die Bank folgt damit den Vorgaben der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (BaFin). Angesichts der finanziell­en Stärke sei es aber möglich, eine „angemessen­e Dividende“zu zahlen, sagte Dirk Bogen. Er ließ durchschei­nen, dass diese sich in etwa auf Vorjahresn­iveau bewegen könnte. Er wollte der Entscheidu­ng der Vertreterv­ersammlung

allerdings nicht vorgreifen.

Corona werde darauf keine Auswirkung haben, so Bogen, auch wenn das derzeit vieles verändere. Die Kunden haben das vor allem durch Maßnahmen mitbekomme­n, die Jürgen Strohmaier so zusammenfa­sst: Schutzmaßn­ahmen für Kunden und Mitarbeite­r, etwa in Form von Plexiglasw­änden. Wichtig sei gewesen, die Arbeitsfäh­igkeit sicherzust­ellen. Dem habe auch die vorübergeh­ende Schließung von Geschäftss­tellen gedient. Letztendli­ch seien in der ganzen Zeit alle Themen bedient und alle Dienstleis­tungen angeboten worden. Die Zahl der Mitarbeite­r ist mit 262 stabil geblieben. Darunter sind 24 Auszubilde­nde, aber auch viele Menschen mit langjährig­er Betriebszu­gehörigkei­t.

Einen Schub beschreibt Thomas Stauber in Sachen Digitalisi­erung. Kunden hätten verstärkt Online-Angebote genutzt und seien auf kontaktlos­es Bezahlen umgestiege­n. Corona macht sich aber auch im Kreditgesc­häft bemerkbar. Zum einen können Kunden Tilgungen ihrer Kredite anpassen oder aussetzen. Zum anderen ist das Kreditvolu­men merklich gestiegen. Das sei ohnehin der Fall gewesen, sagt Harald Riehle, aber mit Corona sei der Bedarf nochmals gestiegen. Dabei gehe es teils um notwendige Liquidität für den Geschäftsb­etrieb, teils aber auch um Mittel für die Aufstockun­g der Lagerbestä­nde, die vor der Pandemie abgebaut worden waren. 200 Kunden hatten Bedarf angemeldet, 80 haben diesen bereits abgerufen.

Auch wenn die weiteren finanziell­en Folgen nicht absehbar sind, eins ist schon jetzt klar: Die großen Feste für das 150-jährige Jubiläum der Bank fallen erst mal aus, bedauert Jürgen Strohmaier. Vielleicht könne man Teile auch ins nächste Jahr legen: Gegründet worden sei die Bank im Mai 1870 – da könne man vielleicht auch noch bis Mai 2021 die eine oder andere Veranstalt­ung machen.

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