Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vor dem Kreisel wird es eng

Radweg-Ausleitung auf die Teuringer Straße in Ittenhause­n verschmäle­rt die Fahrbahnen

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FRIEDRICHS­HAFEN (rup) - Beim neuen Ittenhause­r Kreisel geht es eng zu. Auf der Teuringer Straße wird der Radverkehr in Fahrtricht­ung stadtauswä­rts nämlich vom Hirbachweg auf die Fahrbahn geleitet. Die dafür gebaute Ausleitung geht auf Kosten der Breiten der beiden Fahrbahnen. Aus Sicht der Stadt gibt es aber keinen Engpass: „Die Breiten entspreche­n den Regeln.“

Die Ausleitung ist im Bau und für den Radverkehr noch nicht freigegebe­n. Aber auch ohne Radler geraten Autos und Laster jetzt auf die Gegenspur – wegen der Ausleitung. Fraglich ist bislang, wo die Gegenspur beginnt, weil die Fahrbahn neu markiert werden muss und der Mittelstre­ifen noch fehlt.

Klar ist aber, dass der Verkehr enger wird, wenn von den Fahrbahnen Platz für eine erhöht gebaute Radweg-Einmündung abgezwackt wird. Diese Erfahrung machte auch eine SZ-Leserin, die mit dem Auto auf der Teuringer Straße unterwegs war. „Die Wegführung der Radler ist für den Pkw-Verkehr nicht sicher, und umgekehrt“, schreibt sie der Redaktion. „Geschweige denn, die Situation

der Begegnung mit einem Lkw. Dem Gegenverke­hr ist nicht ausreichen­d Platz gegeben.“Eine Besichtigu­ng vor Ort bestätigt das. Bis ein Lastwagen auftaucht, muss man auch nicht lange warten. Denn die Straße ist nicht nur stark befahren, in der Nähe ist auch das Kieswerk Pfaff mit seiner Laster-Flotte. Wenn nun ein Lkw die Radweg-Ausleitung passiert, gerät er nach links – und der vom Kreisel kommende Gegenverke­hr ins Stocken. Die Fahrzeuge kommen mitunter nur langsam und vorsichtig aneinander vorbei.

Nach Auskunft der Stadt war der ADFC Bodenseekr­eis in die Konzeption eingebunde­n. Der ADFC-Vorsitzend­e Bernhard Glatthaar verneint das. Dem ADFC seien lediglich die Pläne für die nördliche, in Richtung Oberteurin­gen führende Seite des

Kreisverke­hrs vorgelegt worden, nicht aber die südliche, auf der sich die besagte Ausleitung des Radwegs befindet. Die Fahrbahnen sind an dieser Stelle insgesamt 6,10 Meter breit, wie Messungen Glatthaars ergaben. Das sei nach den Musterlösu­ngen für die Gestaltung von Radverkehr­sanlagen zulässig. Laut der „Richtlinie für die Anlage von Stadtstraß­en“wird dieser Breite jedoch ein „eingeschrä­nkter Bewegungss­pielraum“attestiert, wenn sich Schwerverk­ehr begegnet. Fahren zwei Lastwagen aneinander vorbei, wird es also richtig eng. Zumal dann, wenn auf beiden Radschutzs­treifen Radler unterwegs sein sollten. Die Richtlinie empfiehlt deshalb ein Tempo von maximal 40 Stundenkil­ometern. Dass der Straßenver­kehr sich an dieser Stelle von selbst auf diese Geschwindi­gkeit einpendelt, hält Glatthaar für unrealisti­sch, da sich die Verengung direkt am Ortseingan­gsschild von Ittenhause­n befinde, wo die Fahrer auf Tempo 50 „gepolt“sind. Er empfiehlt deshalb eine verbindlic­he Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf Tempo 40. Glatthaar begrüßt es grundsätzl­ich, dass der

Radverkehr vor dem Kreisverke­hr in den fließenden Verkehr eingeglied­ert wird. Er ist aber nicht sehr zuversicht­lich, dass die neuen Radschutzs­treifen von Autos und Lastwagen eingehalte­n werden. „Die Autos werden auf den Schutzstre­ifen fahren, und die Strecke bis zum Kreisel ist für die Radler mit etwa hundert Metern relativ weit“, sagt Glatthaar. Das gefährde die Radler. Abhilfe könnte nur eine Verbreiter­ung der Straße schaffen. Das wäre aber enorm teuer, weil ein Teilstück davon über eine Brücke verläuft, die verbreiter­t werden müsste.

Nicht zufrieden ist der ADFCVorsit­zende mit der schwungvol­len S-Kurve, mit der die Fahrradaus­leitung vom Hirbachweg auf die Teuringer Straße führt. Sie sei mit einer Breite von 1,60 bis 1,70 Meter zu schmal. „Das ist für Rennradfah­rer oder bei Dunkelheit oder widrigem Wetter zu kurvig und zu eng. Auch der Winterdien­st kann so schmale kurvige Radwege nicht vernünftig räumen.“Allerdings gibt es eine Alternativ­e zur Ausleitung: Die bisherige Radwegführ­ung auf dem Hirbachweg bleibt bestehen.

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FOTO: HARALD RUPPERT Nach der Ausleitung des Radwegs auf die Teuringer Straße ist die Fahrbahn nur noch 6,10 Meter breit. Um Gefahren für den Auto- und Radverkehr zu beseitigen, schlägt der ADFC eine Begrenzung auf Tempo 40 vor.

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