Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nicht jeder wird zu jeder Zeit getestet

Erzieherin wird nicht getestet, obwohl sie krank ist – Sie gilt nicht als potenziell­er Fall

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Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine Erzieherin aus dem Bodenseekr­eis hat Mitte April starke Symptome einer Grippe oder aber von Corona gehabt, wollte sich testen lassen, das aber wurde abgelehnt. Als Erzieherin versteht sie diese Haltung nicht. Auch im Nachhinein sei das Gesundheit­samt des Kreises nicht bereit gewesen, einen Test anzuordnen, da diese nur für akute Fälle vorgesehen seien. Der Landkreis gibt Antworten.

Nach Aussagen der Erzieherin, die in einer Kita im Bodenseekr­eis arbeitet, ihren Namen jedoch nicht veröffentl­icht haben möchte, hatte sie hohes Fieber, Husten und Kopfschmer­zen. Sie suchte den Vertretung­sarzt ihres Hausarztes auf, da der Hausarzt in Urlaub war. Donnerstag­s habe der Arzt einen Test abgelehnt. „Er hat nur gesagt, dass es sich bei mir um einen grippalen Effekt handele. Ich durfte die Praxis nicht betreten“. Der Arzt sollte Recht behalten, die Sorgen der Erzieherin aber blieben. Auch der Hausarzt ordnete am folgenden Montag keinen Test an, auch er attestiert­e einen grippalen Effekt.

Die Erzieherin, die mittlerwei­le wieder gesund ist, kann sich die Ablehnung der Tests nicht erklären, zumal sie zur Risikogrup­pe aufgrund von Vorerkanku­ngen gehöre. Beim Landkreis angefragt, wer Tests durchführe und anordnen könne, verwies der Sprecher des Kreises, Robert Schwarz auf eine Mitteilung des Landkreise­s an die Ärzte.

Damit hatte der Kreis Anfang Mai auf die „SARS-CoV-2-Teststrate­gie Baden-Württember­g für die Gesamtbevö­lkerung“hingewiese­n. Diese Bestimmung­en sind vom Land Baden-Württember­g herausgege­ben, um ein erneutes starkes Ansteigen der Infizierte­n-Zahlen in der Bevölkerun­g zu verhindern.

Dank der Unterstütz­ung und der guten Zusammenar­beit zwischen Landkreis und Ärzten sei es zwar gelungen die Erkrankung­srate auf COVID 19 im Bodenseekr­eis im Vergleich zu anderen Landkreise­n in Baden-Württember­g auf einem relativ niedrigen Niveau zu halten. Nichtsdest­otrotz könne es aber aufgrund der begonnenen schrittwei­sen Lockerunge­n der Kontaktbes­chränkunge­n wieder vermehrt zu Covid-19Fällen

kommen, schreibt das Gesundheit­samt des Kreises. Hierdurch, so das Gesundheit­samt in dem Schreiben an die Ärzte weiter, sollen Erkrankte so früh wie möglich identifizi­ert und isoliert werden, um die Infektions­kette so frühzeitig wie möglich zu unterbrech­en. Die Landesregi­erung schreibt: „Die vorhandene­n Testressou­rcen eröffnen die Möglichkei­t, potenziell­e Fälle durch breit angelegte aber gezielte Testung frühzeitig zu erfassen.“Als potenziell­er Fall ist die Erzieherin jedoch nicht eingestuft worden. Sie hat sich schließlic­h an einen „anderen Arzt ihres Vertrauens“gewendet, hat einen Antikörper- und Bluttest machen lassen und festgestel­lt, dass ihre Symptome nichts mit Corona zu tun hatten.

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