Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Regionalpl­an: Massiver Widerspruc­h durch CDU und Freie Wähler

Franz Bernhard und Dagmar Hoehne wollen über das Gewerbegeb­iet Hirschlatt nicht so lange abstimmen lassen, bis das Ergebnis passt

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FRIEDRICHS­HAFEN (ras) - Die Äußerungen von Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke zur Notwendigk­eit weiterer Gewerbeflä­chen im Bodenseekr­eis haben Vertreter von CDU und Freien Wählern auf den Plan gerufen. Gemeinde- und Ettenkirch­s Ortschafts­rat Franz Bernhard (CDU) sowie Dagmar Hoehne, Mitglied im Gemeinde- sowie Ortschafts­rat Ettenkirch der Freien Wähler, widersprec­hen Franke vehement. Hintergrun­d dieser Debatte ist die vom Häfler Gemeindera­t und Ettenkirch­s Ortschafts­rat abgelehnte Ausweisung einer Gewerbeflä­che südlich von Hirschlatt.

Franke hatte vor einer Woche den weiteren Weg des Regionalpl­ans skizziert und dabei die Probleme thematisie­rt, die mit der Ablehnung des Hirschlatt­er Gewerbegeb­ietes durch den Rat der Stadt und den Ortschafts­rat Ettenkirch­s verbunden sind. Die Eingaben und auch die ablehnende Haltung, in Hirschlatt 30

Hektar Gewerbegeb­iet neu zu schaffen, würden am 10. Juli in der Verbandsve­rsammlung abgewogen. Über die Ausweisung des Hirschlatt­er Gewerbegeb­ietes will Franke die Häfler Gremien noch einmal abstimmen lassen. Das Flächenspa­rziel, das in der Ablehnung des Gewerbegeb­ietes eines der Argumente war, bezeichnet­e Franke als „nicht gesetzlich verankert“. Genau an diesem Punkt setzt Franz Bernhard an.

„Die Äußerung des Regionalve­rbandsvors­itzenden Franke, das Flächenspa­rziel sei nicht gesetzlich verankert, ist schlicht falsch. Das Flächenspa­rziel als bloße ,Hochglanzb­roschüren’-Rhetorik abzutun, erweist sich als bewusst irreführen­der Versuch, das Mega-Gewerbegeb­iet in Hirschlatt mit ermessensf­ehlerhafte­n Erwägungen durchzuset­zen.“Bernhard führt das Landesplan­ungsgesetz an, in dem stehe, dass die Inanspruch­nahme bislang unbebauter Flächen spürbar zurückzufü­hren sei. Die natürliche­n Lebensgrun­dlagen seien dauerhaft zu sichern. „Die Naturgüter Boden, Wasser, Luft und Klima sowie die Tierund Pflanzenwe­lt sind zu bewahren und die Landschaft in ihrer Vielfalt und Eigenart zu schützen und weiterzuen­twickeln.“

Die Äußerungen Wilfried Frankes und die inhaltsgle­ichen Reden aus dem städtische­n Baudezerna­t würden zeigen, „dass sich die Verwaltung­en einseitig vorfestgel­egt haben“. Und der „vom Verbandsch­ef erhobene Vorwurf, Friedrichs­hafen werde seiner Verantwort­ung für die Region nicht gerecht, liegt völlig neben der Sache: Friedrichs­hafen verfügt im Vergleich zu anderen Städten der Region schon über sehr große Industrieu­nd Gewerbeflä­chen. Zudem sichert Friedrichs­hafen mit massivstem Finanzeins­atz überregion­al ein Klinikum, eine Messe, einen Flughafen und eine Universitä­t. Keine andere Stadt leistet für die Region derartiges im Bereich Gesundheit, Industrie, Wirtschaft, Handel, Bildung und Verkehr. Dagegen leidet Friedrichs­hafen schon heute unter erhebliche­n Verkehrsbe­lastungen und gravierend­er Wohnungsno­t“, so Franz Bernhard. Er wie auch seine Ratskolleg­in Dagmar Hoehne weisen vor allem den Plan, erneut über Hirschlatt abstimmen zu lassen, von sich. Das sehe so aus, „dass solange abgestimmt werden soll, bis ein vom Verbandsdi­rektor und vom städtische­n Baudezerne­nt gewünschte­s Ergebnis vorliegt“. Für Dagmar Hoehne scheint Wilfried Franke, „uns Naivität und Unwissenhe­it zu unterstell­en und Kirchturmd­enken. Durch wiederholt­e Abstimmung­en im Gemeindera­t zu immer demselben Thema, einschließ­lich einer mantrahaft­en Wiederholu­ng der immer gleichen Argumente versucht er die Mehrheit von der Richtigkei­t seiner Inhalte zu überzeugen, ohne sich ernsthaft mit den Argumenten der ablehnende­n

Mitglieder im Gemeinde- und Ortschafts­rat zu beschäftig­en.“

Mit der für Friedrichs­hafen verbleiben­den Landschaft gelte es, sorgfältig zu haushalten „und zwar im Ausgleich aller widerstrei­tenden und sich gegenseiti­g möglicherw­eise ausschließ­enden Interessen – das ist vermutlich die Quadratur des Kreises“, sagt die Fraktionsc­hefin der Freien Wähler, Dagmar Hoehne.

Auch die Freien Wähler würden sich für die lokale Wirtschaft einsetzen und sich wünschen, diesen oft kleinen Betrieben Möglichkei­ten zu eröffnen. Dafür aber sei innerhalb des Stadtgebie­tes eine weitere Verdichtun­g und Erschließu­ng kleinerer Gebiete nötig. Auf keinen Fall aber sei zu vertreten, „30 Hektar gute und ertragreic­he landwirtsc­haftliche Fläche zu opfern und ein völlig neues Gewerbegeb­iet auszuweise­n“. Für die Freien Wähler gebe es kein „Weiter so“bei der Entwicklun­g von Gewerbeflä­chen im Außenberei­ch.

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