Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Langenargens Tourismuskurve bekommt Dellen
Zahl der Übernachtungen geht 2019 zurück – Was die laufende Saison in Zeiten von Corona bringt, ist ungewiss
Von Tanja Poimer
LANGENARGEN - Weniger Gäste, ein Minus bei den Übernachtungszahlen: In Langenargen ist die Saison 2019 schlechter gelaufen als im Jahr zuvor. Das ist ein Ergebnis des Berichts, den Alexander Trauthwein vor Kurzem vorstellte. Im Mittelpunkt stand der Rückblick. Eine Vorschau wollte der Tourismuschef wegen der Corona-Pandemie nicht wagen. Nur so viel: „2020 wird wahrscheinlich ein Katastrophenjahr.“
2019 in Zahlen: 50 042 Gäste übernachteten 242 153 Mal. Im Vorjahr waren es 52 703 Urlauber und 250 628 Übernachtungen. Das macht im Vergleich ein Minus von 5,15 beziehungsweise 3,36 Prozent. Die Bettenzahl lag in beiden Jahren bei etwa 2300. Die Erhöhung der Kurtaxe im Rahmen der Einführung der „EchtBodensee-Card“2017, die Kritiker für den Rückgang verantwortlich machen, war kein Thema.
Alexander Trauthwein, der seit November 2019 im Amt ist und Anfang Mai dem Gemeinderat erstmals einen touristischen Überblick gab, warf seinen Blick vielmehr gen Himmel. Denn in fünf Monaten seien die Zahlen besser, in sieben Monaten schlechter gewesen. Ihm zufolge könnte das meist schlechtere Wetter im Jahr 2019 eine Erklärung für die Schwankungen sein. Durch den Trend zu kurzfristigen Buchungen im Zusammenhang mit der Option einer kostenfreien Stornierung wirke sich fehlender Sonnenschein stärker auf das Ergebnis aus als früher. Der Tourismuschef: „Das ist keine Entschuldigung, aber ein Aspekt.“
Wie Alexander Trauthwein ausführte, zeige die Kurve seit 2010 grundsätzlich nach oben – mit den besonders guten Jahren 2014, 2015, 2016 und Dellen in 2017 und 2019. Eine positive Entwicklung sei allerdings nur bei Ferienwohnungen und Privatzimmern auszumachen, während gewerbliche Anbieter ab acht Betten einen Rückgang zu verzeichnen hätten.
Erfreulich sei die Verweildauer, die in Baden-Württemberg insgesamt bei 2,8 und in Langenargen bei 4,8 Tagen liege. Eine weitere Erkenntnis des Amtsleiters: „Langenargen hat keine Wintersaison. Das Geld wird im Sommer gemacht.“50 Prozent der Gäste kommen demnach im Juni, Juli und August, nahezu der Rest im Frühling und Herbst. Roman Wocher, CDU-Gemeinderat und selbst Hotelier, bestätigte das Reiseverhalten: „In der Hauptsaison wissen wir nicht wohin mit den Gästen.“
Der Großteil der Urlauber stammt aus Deutschland und hier aus Baden-Württemberg. Weshalb Alexander Trauthwein auf regen Besuch hofft, sobald die Übernachtungsbetriebe laut Corona-Verordnung an Pfingsten öffnen können.
Grünen-Fraktionschef Ulrich Ziebart wollte wissen, wie andere Kommunen abgeschnitten haben. „Im Bodenseekreis konnten nur Friedrichshafen und Überlingen ein Plus verzeichnen, in allen anderen Orte gab es ebenfalls einen Rückgang“, antwortete der Tourismuschef. Kressbronn zählte zum Beispiel 321 231 Übernachtungen bei einer Aufenthaltsdauer von 3,01 Tagen – inklusive Campingplätze, die es in Langenargen nicht gibt. 2018 waren es 337 038.
Bürgermeister Achim Kraffts Resümee zur vergangenen Saison lautete: „So schlecht war die Entwicklung nicht. Die Gastgeber wären am Ende dieses Jahres wohl froh, sie hätten die Zahlen von 2019.“