Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zurück in den Alltag wird improvisiert
Geschäftsführender Schulleiter sieht Häfler Schulen für die Rückkehr aller Klassen nach Pfingsten gut gerüstet
Von Jens Lindenmüller
FRIEDRICHSHAFEN - Nach den Pfingstferien sollen an allen Häfler Schulen wieder Schüler aller Klassenstufen direkt vor Ort unterrichtet werden. Nicht in den gewohnten Klassengrößen und nicht alle jeden Tag und zur gleichen Zeit, dennoch wird das für die Schulen eine große Herausforderung – auch, weil aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Covid-19-Risikogruppe längst nicht alle Lehrkräfte zur Verfügung stehen werden. Dass alle Schulen diese Herausforderung trotzdem meistern werden, davon ist Steffen Rooschüz, geschäftsführender Schulleiter und Rektor der Merianschule, überzeugt.
Für Rooschüz selbst und sein Kollegium wird sich nach den Pfingstferien nicht allzu viel ändern. Denn an der Merianschule besuchen schon seit vergangener Woche wieder alle Schüler an mindestens zwei Tagen pro Woche den Unterricht. Weil die Gesamtzahl von rund 120 Schülern überschaubar ist und die räumlichen und personellen Gegebenheiten es ermöglicht haben. Rooschüz’ erstes Zwischenfazit fällt positiv aus. „Es funktionert ganz gut“sagt er – und bezieht das sowohl auf die geänderten Abläufe als auch auf das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln.
Dazu gehört zum Beispiel, dass Lehrer wie Schüler sich auf den Gängen im Schulgebäude ausschließlich mit Mund- und Nasenschutz bewegen. Dass einzelne Schüler am falschen Tag in die Schule gekommen sind, verbucht der Rektor unter der Rubrik Anlaufschwierigkeiten. „Das ist eine Frage der Routine“, sagt er.
Und Rooschüz ist überzeugt, dass sich der neue Schulalltag rasch einspielen wird, auch an den anderen Häfler Schulen. Ein einheitliches Konzept für alle gibt es nicht. „Wir haben schon versucht, uns abzustimmen, aber die Voraussetzungen an den einzelnen Schulen sind zu unterschiedlich, als dass man ein Konzept auf alle übertragen könnte“, sagt Rooschüz. Anzahl der Schüler und Lehrer, Zuschnitt der Gebäude, Größe der Klassenzimmer, Anzahl und Größe der Toiletten – all das spiele eine Rolle bei der Frage, wie Abstandsund Hygienevorschriften umgesetzt werden können. Deshalb habe jede Schule ihre eigene Lösung finden müssen – auch mit Unterstützung der Stadtverwaltung, die insbesondere bei der Beschaffung von Materialien wie Handdesinfektionsmittel und Seifenspendern gefordert war.
Die Grundkonzeptionen sind an allen Schulen ähnlich: Die Klassen werden so geteilt, dass in den Klassenzimmern
Mindestabstände von 1,50 Meter zwischen den Schülern eingehalten werden können – und die Klassenstufen wechseln sich mit den Präsenzzeiten in der Schule entweder wöchentlich oder tageweise ab. Auch wenn der organisatorische Aufwand erheblich sei, ist Steffen Rooschüz überzeugt: „Alle Schulen in Friedrichshafen sind gut aufgestellt und werden ihre Konzeptionen umgesetzt bekommen, mit einem gesunden Maß an Improvisation und Kreativität.“Und dies trotz drohender Ausfälle von Lehrkräften, die zu Hause bleiben, weil sie einer Covid-19-Risikogruppe angehören. Auf wie viele Lehrer das an Häfler Schulen insgesamt zutrifft, dazu liegen Rooschüz keine konkreten Erkenntnisse vor. Auch die Stadtverwaltung, das Staatliche Schulamt in Markdorf und das Regierungspräsidium Tübingen können oder wollen auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“keine örtliche oder regionale Zahl nennen. Im landesweiten Durchschnitt rechnet das Stuttgarter Kultusministerium mit einer Ausfallquote von rund 20 Prozent.