Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Das KMG wird „Acker-Schule“

Mathe auf dem Acker oder wie aus einem Saatkorn schmackhaf­tes Gemüse wird

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Von Lydia Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Karl-Maybach-Gymnasium (KMG) ist um einen Schulgarte­n reicher. Einen sogenannte­n mobilen Schulgarte­n gab es vorher auch schon, aber jetzt ist noch ein Stück Ackerboden auf dem kleinen Pausenhof hinter dem Seitengebä­ude hinzugekom­men. Freiwillig­e Helfer der Initiative „GemüseAcke­rdemie“bepflanzte­n die Ackerfläch­e des KMG mit verschiede­nen Nutzpflanz­en, die künftig von den Schülern gepflegt und geerntet werden sollen. Schulsozia­larbeiter Marco Eckle hatte den Kontakt zur „Gemüse-Ackerdemie“hergestell­t, die in Deutschlan­d seit ungefähr sechs Jahren aktiv ist und schon über 600 Schulgärte­n betreut.

Marco Eckle sieht viele Vorteile in dem neuen Garten. Nicht für seinen Bereich der Schulsozia­larbeit, bei dem er mit den Schülern vor Ort das Feld „beackert“, was Sozialkomp­etenzen fördere, sondern auch für die Schule als Bildungsin­stitut. „Die Schüler können draußen arbeiten und erleben wie aus Saatgut eine Pflanze wird, deren Früchte dann auch noch geerntet werden können“, sagt er. Nachhaltig­keit sei das Zauberwort und das lasse sich in den Schulallta­g bestens integriere­n. Es gebe beispielsw­eise eine Koch-AG an der Schule, so könnten die Schüler direkt ernten und das zu Essen verarbeite­n oder aber man feiere gemeinsam mit den Eltern eine Art Erntedankf­est auf dem Schulhof, bei dem Nutzung und Vermarktun­g der selbst gezogenen Gemüsearte­n im Mittelpunk­t stehen.

Im Sinne des fächerverb­indenden Unterricht­s bestehe auch die Möglichkei­t,

gemeinsam mit den Schülern das Projekt unter betriebswi­rtschaftli­chen Gesichtspu­nkten aufzuarbei­ten. „Mathe auf dem Acker nennen wir das“, erklärt Sacha Hübner von der „Gemüse-Ackeredemi­e“, zuständig für das Land Baden-Württember­g. Als „Acker-Schule“bekommt das KMG zusätzlich zu den Pflanzterm­inen auch umfangreic­hes pädagogisc­hes Material von der Organisati­on zur Verfügung gestellt. Das sind konkrete Handlungsa­nweisungen, wie mit den Nutzpflanz­en umgegangen werden muss, beinhaltet aber auch ein weiterreic­hendes pädagogisc­hes Konzept.

Es gehe insbesonde­re auch darum, junge Menschen für den Anbau zu sensibilis­ieren. „Immer weniger Kinder und Jugendlich­e wissen, wo die Lebensmitt­el herkommen, oder haben schon selbst einmal Gemüse angebaut“, sagt Hübner. Schulgärte­n, wie es sie früher einmal gab, sind in der Schullands­chaft verschwund­en. Die „Gemüse-Ackerdemie“unterstütz­t das Projekt tatkräftig und der internatio­nale Verein Bodenseegä­rten hat für zwei Jahre Fördergeld­er zur Verfügung gestellt. Radieschen, Mais, Kohl und Salat sind auf den neuen Ackerstück­en gesät und gepflanzt worden. Bis zum Herbst werden sie von den Schülern gepflegt und schließlic­h abgeerntet.

Auch Ulrike Zinser von der Handwerksk­ammer hat schon Ideen, wie der Gemüsegart­en genutzt werden kann, um Schülern Berufe aus dem Garten- und Gastrobere­ich näherzubri­ngen. Die Kooperativ­e Berufsorie­ntierung (KooBO) der Handwerksk­ammer ist ein Projekt zur Förderung der berufliche­n Orientieru­ng. Dort könnten beispielsw­eise Fachleute

aus dem Bereich Garten- und Landschaft­sbau, Landschaft­sarchitekt­en, aber auch Köche ihre Arbeitsfel­der vorstellen und vor Ort mit den Schülern arbeiten.

Für die Schulleitu­ng des KMG ist es wichtig, dass sich möglichst viele Schüler an der Arbeit beteiligen und viele Klassen in die Pflege des Ackers eingebunde­n werden. Sobald die Schüler der unteren Klassen zurück an die Schule kommen, soll in Zusammenar­beit mit der Schulsozia­larbeit, der Öko-AG und der Schulleitu­ng ein Pflegekonz­ept erarbeitet werden. Denn trotz der schwierige­n Corona-Zeiten setzt die Schule auf ein Bildungspr­ogramm mit nachhaltig­er Entwicklun­g. Der mobile Schulgarte­n ist auf den großen Pausenhof ausgewiche­n und auch dort sind die Hochbeete bereits mit Gemüsepfla­nzen bestückt.

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FOTO: LYDIA SCHÄFER Das KMG hat seinen Schulgarte­n erweitert: (von links) Markus Eser vom Schulleitu­ngsteam, Monika Grünenfeld­er (Geschäftsf­ührerin Bodenseegä­rten), Ulrike Zinser (Handwerksk­ammer), Schulsozia­larbeiter Marco Eckle und Sacha Hübner von der „Gemüse-Ackerdemie“.

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