Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Rooschüz kritisiert Kultusministerium
Geschäftsführender Schulleiter bemängelt Krisenkommunikation
Von Silja Meyer-Zurwelle
FRIEDRICHSHAFEN - Pfingstferien: Diese 14 Tage freie Zeit bedeuten normalerweise Erholung für Schüler und Lehrende. Doch vor allem Letztere, insbesondere die Schuldirektoren, kommen in Zeiten der CoronaKrise nur schwer zur Ruhe. Das bestätigt auch Friedrichshafens geschäftsführender Schulleiter Steffen Rooschüz, der statt ein paar Tage wegzufahren nun doch wieder am Schreibtisch gelandet ist. „Im Prinzip sind wir an den Häfler Schulen klar und gut für die Zeit nach den Pfingstferien aufgestellt. Die große Schwierigkeit ist aber, dass Ende Juni anscheinend alle Klassen aus dem Primarbereich gemeinsam zurückkehren sollen“, meint er.
Es herrsche daher eine große Unsicherheit bei ihm und seinen Kollegen. „Von dem Vorhaben des Kultusministeriums haben wir nämlich bisher nur aus der Zeitung erfahren“, sagt Rooschüz am Dienstagvormittag auf Anfrage. Seine SchulleiterKollegin Christine Waggershauser von der Grundschule in Fischbach beklagt das übrigens genauso: „Wir haben noch keine direkten Infos und Anweisungen und kennen etwaige Pläne nur aus der Presse“, sagt sie. Geplant sei daher momentan, auch nach den kurzen Ferien wieder in das sogenannte „rollierende System“zu gehen, schildert Rooschüz. „Das läuft ja auch schon länger und ist insofern nicht wirklich etwas Neues. Jede Schule regelt das in Friedrichshafen gerade selbst je nach Möglichkeiten. Manche lassen die Klassen im Wechsel wochenweise, andere tageweise kommen. Das hat ja auch schon mit den Abschlussklassen und den Viertklässlern gut funktioniert“, erläutert der Häfler Schulchef.
Mit wie vielen Unwägbarkeiten er und seine Kollegen seit Wochen zu kämpfen haben, wird schnell deutlich, wenn er aus dem Alltag berichtet. Denn nebenher ändere sich derzeit beispielsweise ständig die Notbetreuung durch die Lockerungen. „Da haben wir stetig steigende Zahlen, weil Eltern doch plötzlich wieder an den Arbeitsplatz zurückgerufen werden und dann ihre Kinder, die vorher zuhause bleiben konnten, unterbringen müssen“, sagt Steffen Rooschüz. Kurz vor den Ferien sei dann noch die Ansage vom Kultusministerium gekommen, dass auch wieder ganztags unterrichtet werden dürfe. „Also setzen wir uns jetzt hin und überlegen uns, wie das mit den Schutzmaßnahmen und dem vorhandenen Personal umsetzbar ist. Es wird uns nicht langweilig“, meint er und lacht. Spannend werde es tatsächlich, wenn Erst- bis Viertklässler Ende Juni regulär zurückkommen. „Dann machen wir gefühlt das 500. Mal neue Stundenpläne“, sagt Rooschüz. Diese Kurzlebigkeit sei anstrengend, gibt er offen zu.
Und doch betont er auch: „Ich habe natürlich überhaupt nichts dagegen, wenn die Wissenschaft es besiegelt, dass wieder alle Schüler zurückkommen dürfen. Es freut mich, wenn wir wieder alle unterrichten können. Denn ganz ehrlich: Die Situation Zuhause unterrichtet zu werden und über Videoschalten Unterricht zu machen ist doch für alle Seiten nicht zufriedenstellend. Das Lernen hat ja immer auch den sozialen Aspekt, dass man miteinander Themen entwickelt. Und dieser Aspekt überträgt sich eben nicht nach Hause, das geht nicht über Kamera und Audio“, ist er sich sicher.
Auch wenn es von außen vielleicht nicht so sichtbar sei, unternähmen er und seine Kollegen viel Kraftanstrengungen, um den Unterricht in dieser Zeit so reibungslos und gut wie möglich umzusetzen, fügt Rooschüz an. „Wir pflegen hier untereinander eine sehr intensive Zusammenarbeit“, lobt er das Team. In Sachen „Krisenmanagement und Kommunikation“wünsche er sich allerdings mehr vom Ministerium. Die kurzfristigen Benachrichtigungen vom Land seien jedes Mal „eine große Herausforderung. Wenn Ministeriumsinfos im Tagestakt kommen, ist die Umsetzung mühsam. Dann ist oft der Rahmen nicht mehr klar, den wir gerade gesteckt haben“, bemängelt er. Deshalb ist seine Fahrtrichtung in dieser Woche auch ganz deutlich: „So lange es keine offizielle Äußerung vom Ministerium uns gegenüber gibt, bleiben wir im rollierenden System.“Bis die nächste Änderung kommt.