Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Hochhäuser sind blanker Unsinn“
Zum Wettbewerb zur Gestaltung des neuen Landratsamtes:
Zu meiner folgenden Kritik befähigt mich mein Berufsleben als Architekt und Stadtplaner mit mehreren erfolgreichen Hochhausplanungen für Orte, wo dies sinnvoll und richtig war, und einige Stadtplanungen, für die ich für einen bedeutenden Architekturpreis nominiert wurde. Ich glaube wirklich zu wissen, wann und wo Hochhäuser sinnvoll und notwendig sind und wo nicht. Alle in einer Stadt wie Friedrichshafen notwendige Bausubstanz kann dort Stadtraum bildend in urbaner, die Bewohner stadträumlich zum Verweilen einladenden Form, in Menschen gemäßem Maßstab realisiert werden.
Das ist mit Hochhäusern im Maßstab einer Stadt wie Friedrichshafen nicht möglich. Sie zerschlagen den Maßstab der vorhandenen Bausubstanz und machen die Stadt unwirtlich. In Friedrichshafen sind Hochhäuser blanker Unsinn. Das jüngst in den Medien kolportierte Bild vom Dialog der in Friedrichshafen geplanten Hochhäuser untereinander ist verkaufsorientierte Laienfantasie zur Begründung einer fachlich falschen Planung.
Es ist wohl die Tragik unserer repräsentativen Demokratie, dass sie dabei ist, zur Spielwiese und Bereicherung von Kommerz gesteuerten Interessengruppen mit Einfluss auf politische Entscheidungsträger zu verkommen. Diese Zustände, besonders in der Kommunalpolitik, erlauben solchen Gruppen, ihre Spiele zu betreiben und ganze Städte zu verschandeln. So wie dies in Friedrichshafen durch die geplanten und beschlossenen Hochhäuser nun geschehen wird.
Das sollte den Friedrichshafener Bürgern klar sein. Am Ende bleibt mir nur, Herrn Oberbürgermeister Brand und Herrn Landrat Wölfle zu sagen: Sie beide schädigen mit Ihren fachlich nicht gerechtfertigten Hochhaus-Entscheidungen die Stadtqualität und urbane Wertigkeit von Friedrichshafen in hohem Maße.
Rudolf Moser, Markdorf