Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Maskenball statt Festival-Sommer

Selbstgenä­hte Mundschutz­masken: Mathias und Penny von Alberti nützen die Corona-Zeit für ein kreatives und soziales Projekt

- Von Kirsten Lichtinger

MARKDORF - „Normalerwe­ise baue ich Satelliten“, sagt Mathias von Alberti, der bei Airbus als Projektman­ager viel in ganz Europa unterwegs ist. Durch die Corona-Krise hat auch er zuhause mehr Zeit als sonst und die nutzt er. Zusammen mit seiner Frau Penny produziert er bunte selbst genähte Mundschutz­masken und gibt sie gegen eine Spende von mindestens fünf Euro an Freunde und Bekannte ab.

Auch Kunden der Bäckerei Kloos in Friedrichs­hafen schätzen den bunten Mundschutz, der angenehm zu tragen ist und mit fröhlichen Farben punktet. Mehrere Hundert Masken haben sie bis jetzt genäht und dafür 1200 Euro gesammelt. „Diesen Betrag haben wir vor Kurzem an das Frauen- und Kinderschu­tzhaus des Bodenseekr­eises gespendet“, freuen sich Mathias und Penny von Alberti. Das Geld ist willkommen, denn durch die Corona-Krise verbringen Familien viel Zeit zuhause, was zu mehr Konflikten führt.

Die Masken sind nicht nur selbst genäht, auch die Muster sind selbst entworfen. Denn der Ingenieur pflegt ein nicht alltäglich­es Hobby. „Ich habe bereits vor einigen Jahren damit angefangen, weiße T-Shirts mit verschiede­nen Techniken zu färben und zu bedrucken“, erzählt er. Zu seinen Favoriten gehört das BatikVerfa­hren, das zurzeit wieder sehr angesagt ist.

Damit werden auch die weißen Tücher bedruckt, aus denen der Mund-Nasenschut­z genäht wird. „Dafür brauchte ich Platz, um Farbbehält­er und andere Materialie­n einfach auch mal stehen lassen zu können“, so von Alberti. Kurz entschloss­en baute er mithilfe der ganzen Familie eine Werkstatt im Garten auf. Das Schwierigs­te war das Fundament. Der Fertig-Bausatz für die Hütte selbst war schnell aufgestell­t und bietet jetzt genügend Platz für das Hobby. Die Tücher hat seine Frau aus Indien mitgebrach­t. Sie ist sonst als Stewardess für die Lufthansa unterwegs. Durch die vom Konzern angeordnet­e Kurzarbeit verbrachte sie ebenfalls viel Zeit zuhause. „Die kann ich auch sinnvoll nutzen“, schmunzelt sie. „Mit der Maskenprod­uktion haben wir tatsächlic­h erst ein paar Tage vor Einführung der Maskenpfli­cht am 27. April begonnen“, erklärt die Mutter von vier Kindern. „Eigentlich wollte ich im Sommer auf einige Musikfesti­vals gehen, darunter auch das Markdorf Open

Air, und die Tücher dort als Bandanas verkaufen“, beschreibt Mathias von Alberti den ursprüngli­chen Plan. Doch daraus wurde erstmal nichts. Stattdesse­n entwickelt­en die beiden Prototypen für die Masken, die von einigen Freunden ausprobier­t wurden. „Schließlic­h tragen manche Leute den ganzen Tag einen Mundschutz, da muss er bequem sein und die Befestigun­gsbänder dürfen nicht reiben“, erklärt Penny von Alberti die Anforderun­gen. Sie ist fürs Nähen verantwort­lich und hat darin jetzt einige Erfahrunge­n gesammelt. Zwischenze­itlich näht sie aus einem Tuch in 40 Minuten vier Masken, die auch das Etikett des kleinen Unternehme­ns „Dare mighty things“tragen. Der Name „Dare mighty things“ lautet übersetzt „Wage mächtige Dinge“und ist ein Zitat des US-Präsidente­n Theodor Roosevelt. Das passt, denn das kleine Familienun­ternehmen entwickelt bereits weitere Produkte. Neben Masken, T-Shirts und Babybodies gibt es seit Kurzem auch Abschminkp­ads, die wiederverw­endbar sind. „Nachhaltig­keit ist für uns wichtig“, sagt Mathias von Alberti. Deshalb ist er für seine weißen T-Shirts auf der Suche nach Lieferante­n, die nach Öko-Standards produziere­n und vor allem auf Kinderarbe­it verzichten.

Beim Vertrieb setzt er in Zusammenar­beit mit weiteren regionalen Unternehme­n auf einen Pop-up-Store, der voraussich­tlich Ende Juni im Metz-Quartier in Friedrichs­hafen öffnet. Außerdem gibt es die Produkte in einem Online-Shop zu kaufen, der gerade seinen Betrieb aufgenomme­n hat. „Allerdings möchten wir keinen Gewinn erzielen, sondern den Erlös weiterhin spenden“, erklärt das Ehepaar von Alberti die weiteren Ziele. Weitere Infos: www.daremighty­things.de.

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Die Tücher, aus denen die Masken entstehen, färbt Mathias von Alberti selbst. Aus einem Tuch entstehen bis zu vier Masken,
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FOTOS: LICHTINGER Penny von Alberti übernimmt das Nähen.

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