Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Maskenball statt Festival-Sommer
Selbstgenähte Mundschutzmasken: Mathias und Penny von Alberti nützen die Corona-Zeit für ein kreatives und soziales Projekt
MARKDORF - „Normalerweise baue ich Satelliten“, sagt Mathias von Alberti, der bei Airbus als Projektmanager viel in ganz Europa unterwegs ist. Durch die Corona-Krise hat auch er zuhause mehr Zeit als sonst und die nutzt er. Zusammen mit seiner Frau Penny produziert er bunte selbst genähte Mundschutzmasken und gibt sie gegen eine Spende von mindestens fünf Euro an Freunde und Bekannte ab.
Auch Kunden der Bäckerei Kloos in Friedrichshafen schätzen den bunten Mundschutz, der angenehm zu tragen ist und mit fröhlichen Farben punktet. Mehrere Hundert Masken haben sie bis jetzt genäht und dafür 1200 Euro gesammelt. „Diesen Betrag haben wir vor Kurzem an das Frauen- und Kinderschutzhaus des Bodenseekreises gespendet“, freuen sich Mathias und Penny von Alberti. Das Geld ist willkommen, denn durch die Corona-Krise verbringen Familien viel Zeit zuhause, was zu mehr Konflikten führt.
Die Masken sind nicht nur selbst genäht, auch die Muster sind selbst entworfen. Denn der Ingenieur pflegt ein nicht alltägliches Hobby. „Ich habe bereits vor einigen Jahren damit angefangen, weiße T-Shirts mit verschiedenen Techniken zu färben und zu bedrucken“, erzählt er. Zu seinen Favoriten gehört das BatikVerfahren, das zurzeit wieder sehr angesagt ist.
Damit werden auch die weißen Tücher bedruckt, aus denen der Mund-Nasenschutz genäht wird. „Dafür brauchte ich Platz, um Farbbehälter und andere Materialien einfach auch mal stehen lassen zu können“, so von Alberti. Kurz entschlossen baute er mithilfe der ganzen Familie eine Werkstatt im Garten auf. Das Schwierigste war das Fundament. Der Fertig-Bausatz für die Hütte selbst war schnell aufgestellt und bietet jetzt genügend Platz für das Hobby. Die Tücher hat seine Frau aus Indien mitgebracht. Sie ist sonst als Stewardess für die Lufthansa unterwegs. Durch die vom Konzern angeordnete Kurzarbeit verbrachte sie ebenfalls viel Zeit zuhause. „Die kann ich auch sinnvoll nutzen“, schmunzelt sie. „Mit der Maskenproduktion haben wir tatsächlich erst ein paar Tage vor Einführung der Maskenpflicht am 27. April begonnen“, erklärt die Mutter von vier Kindern. „Eigentlich wollte ich im Sommer auf einige Musikfestivals gehen, darunter auch das Markdorf Open
Air, und die Tücher dort als Bandanas verkaufen“, beschreibt Mathias von Alberti den ursprünglichen Plan. Doch daraus wurde erstmal nichts. Stattdessen entwickelten die beiden Prototypen für die Masken, die von einigen Freunden ausprobiert wurden. „Schließlich tragen manche Leute den ganzen Tag einen Mundschutz, da muss er bequem sein und die Befestigungsbänder dürfen nicht reiben“, erklärt Penny von Alberti die Anforderungen. Sie ist fürs Nähen verantwortlich und hat darin jetzt einige Erfahrungen gesammelt. Zwischenzeitlich näht sie aus einem Tuch in 40 Minuten vier Masken, die auch das Etikett des kleinen Unternehmens „Dare mighty things“tragen. Der Name „Dare mighty things“ lautet übersetzt „Wage mächtige Dinge“und ist ein Zitat des US-Präsidenten Theodor Roosevelt. Das passt, denn das kleine Familienunternehmen entwickelt bereits weitere Produkte. Neben Masken, T-Shirts und Babybodies gibt es seit Kurzem auch Abschminkpads, die wiederverwendbar sind. „Nachhaltigkeit ist für uns wichtig“, sagt Mathias von Alberti. Deshalb ist er für seine weißen T-Shirts auf der Suche nach Lieferanten, die nach Öko-Standards produzieren und vor allem auf Kinderarbeit verzichten.
Beim Vertrieb setzt er in Zusammenarbeit mit weiteren regionalen Unternehmen auf einen Pop-up-Store, der voraussichtlich Ende Juni im Metz-Quartier in Friedrichshafen öffnet. Außerdem gibt es die Produkte in einem Online-Shop zu kaufen, der gerade seinen Betrieb aufgenommen hat. „Allerdings möchten wir keinen Gewinn erzielen, sondern den Erlös weiterhin spenden“, erklärt das Ehepaar von Alberti die weiteren Ziele. Weitere Infos: www.daremightythings.de.