Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Fahrradstraße B 467-alt: Entscheidung steht an
Kressbronner Gemeinderat ist am Mittwoch, 24. Juni, ab 16.30 Uhr gefragt – Initiative sammelt Unterschriften
KRESSBRONN - Vorfahrt für Radler: Die Bürgerinitiative „Sichere B 467alt“setzt sich dafür ein, dass auf der Strecke zwischen Gießenbrücke und Reutenen eine Fahrradstraße eingerichtet wird. Nachdem der Tettnanger Gemeinderat bereits zugestimmt hat, kommt es jetzt auf das Kressbronner Gremium an. Die Entscheidung fällt in der Sitzung am Mittwoch, 24. Juni. Die Befürchtung der Initiative: Bürgerliche Wählervereinigung (BWV) und CDU könnten mehrheitlich gegen den Antrag stimmen – wie Anfang des Jahres im Fall der geforderten Fahrradstraße zwischen Oberdorf und Kressbronn.
Andere Verkehrsteilnehmer richten sich nach der Geschwindigkeit der Radfahrer. Kraftfahrzeuge, Busse und Traktoren dürfen die Straße nutzen, müssen allerdings eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern einhalten. Wenn es nach der Initiative geht, soll es in Zukunft auf der B 467-alt so laufen. Die kurvige und schmale Verbindung durch den Tettnanger Wald, auf der bislang Tempo 70 gilt, müsse für radfahrende Schüler, Pendler und Touristen sicherer werden. „Es gibt keinen vernünftigen Grund, gegen die Fahrradstraße zu sein“, betont Petra Genesis.
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Von Tanja Poimer
Nachdem der Tettnanger Gemeindeund der Ortschaftsrat Langnau die Fahrradstraße bereits abgesegnet haben, ist die Entscheidung des Kressbronner Gemeinderats in zwei Wochen ausschlaggebend. Der Grund: Gießenbrücke beziehungsweise 200 Meter der 2,3 Kilometer langen Strecke befinden sich auf Gemarkung der Seegemeinde.
Die Bürgerinitiative hat im Vorfeld eine Unterschriftenaktion für Kressbronner gestartet. Die Hoffnung: möglichst viele Unterstützer zu finden, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. Listen liegen in den Bäckereien Zeh und Berkmüller, im Papier- und Buchladen, im Bioladen Massag und bei Fahrrad Deusch aus, wie Rolf Maier, der frühere Pastoralreferent, mitteilt, der die Initiative
unterstützt. Eine erste ortsübergreifende Aktion brachte 647 Unterschriften ein. Bei der Übergabe Anfang März sagte Bürgermeister Daniel Enzensperger seine Unterstützung zu: „Die Sicherheit der Radfahrer, insbesondere der Schüler, ist uns sehr wichtig. Daher werde ich in der Gemeinderatssitzung die Einrichtung einer Fahrradstraße auch auf dem Kressbronner Teilstück vorschlagen.“
Ob ihm die Mehrheit der Gemeinderäte folgen wird, ist unklar. „Wir haben den Antrag noch nicht abschließend diskutiert“, sagt BWVFraktionsvorsitzender Stefan Fehringer auf SZ-Anfrage. Für ihn wäre derzeit ein Limit von 50 Stundenkilometern jedoch eine bessere Lösung als eine Fahrradstraße. Er sieht die Gefahr
für Radler nicht auf der alten B 467, sondern in der Stadt.
Überhaupt stelle sich die Frage: „Wie geht es nach dem Teilstück in Richtung Betznau und Kressbronn weiter?“Dazu komme, dass auf einer Fahrradstraße der Radler „Herr im Geschehen“sei, aber die Strecke nutzten auch viele Pendler, die zur Arbeit nach Tettnang fahren. Stefan Fehringer: „Was fehlt, ist eine Gesamtbetrachtung.“
Karl Bentele von der CDU kann ebenfalls noch nicht sagen, wie seine Fraktion entscheiden wird. Im Moment ist er aber „eher gegen eine Fahrradstraße“. Mittelfristiges Ziel müsse vielmehr sein, einen Fahrradweg auf der alten Bundesstraße einzurichten. „Tempo 30 bremst Autofahrer aus“, ist der Fraktionschef überzeugt. Eine aktuelle Umleitung und die Geschwindigkeitsbegrenzung, die damit einhergeht, beweise: „Tempo 50 funktioniert gut.“
Einigkeit herrscht bereits bei den Grünen: „Wir sind für die Fahrradstraße“, sagt Fraktionschefin Silvia Queri. Die Menschen sollten zum Radfahren animiert werden, „und dazu gehören sichere Straßen, auf denen Radler nicht um ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder fürchten müssen“. Auch Martin Kolb (SPD) kündigt an, „zur Sicherheit der Radler“für den Antrag zu stimmen.
Ende Januar sprach sich Langenargens Gemeinderat klar für eine Fahrradstraße zwischen Oberdorf und Kressbronn aus, das Gremium in Kressbronn knapp dagegen – womit sich die Sache erledigt hatte. Inzwischen gilt auf der Strecke Tempo 50.