Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auf dem Weg zur Gelben Tonne

Kreistagsd­ebatte über Abfallbese­itigung - Kritik an Stabilität der Gelben Säcke

-

Von Sieg fried Großkopf

FRIEDRICHS­HAFEN – Das Thema Abfallbese­itigung in all seinen Facetten hat am Dienstag die Sitzung des Kreistagsa­usschusses für Umwelt und Technik beherrscht. Vor dem Hintergrun­d des im vergangene­n Jahr deutlich gestiegene­n Müllaufkom­mens von knapp 130 000 Tonnen in 2018 auf über 142 000 Tonnen in 2019 debattiert­e das Gremium vor allem über das Ärgernis zu früh herausgest­ellten Sperrmülls, das ungenehmig­te Hinzustell­en nicht angemeldet­er Teile und die ungenügend­e Qualität der Gelben Säcke.

„Wann endlich werden gescheite Gelbe Säcke eingeführt?“, fragte Kreisrat Manuel Plösser die Verwaltung und sprach damit ein lange schwelende­s Ärgernis an. Kaum gefüllt, reißen die Säcke, liegen sie endlich am Straßenran­d, platzen sie. Das Abfallwirt­schaftsamt weiß um die Unzulängli­chkeit, hat die Forderung nach „ordentlich­en Säcken“mit juristisch­er Unterstütz­ung vertraglic­h gefordert, muss aber feststelle­n, dass „die Dinge trotz Verpflicht­ung oft nicht umgesetzt werden“, wie der Leiter des Abfallwirt­schaftsamt­es, Stefan Stoeßel, konstatier­te. Er hofft auf bessere Säcke und ein künftiges Abholunter­nehmen, „mit dem man reden kann“.„Wir sind auf dem Weg, auf freiwillig­er Basis die Gelbe Tonne

einzuführe­n“, kündigte Landrat Lothar Wölfle an. Das heißt, wer weiterhin den Gelben Sack bevorzugt auch aus Gründen des geringeren Platzanspr­uchs - kann dabei bleiben. Geplant ist die schrittwei­se Umstellung des Sammelsyst­ems für Leichtverp­ackungen (LVP) vom Gelben Sack auf die Gelbe Tonne - nicht verpflicht­end. Verhandelt wir mit der derzeit zuständige­n Kölner Firma Reclay Systems GmbH auch über eine künftige zweiwöchen­tliche Sammlung. Hiergegen hat das Unternehme­n Widerspruc­h eingelegt, über den noch nicht entschiede­n ist.

Getestet wird in verschiede­nen Städten (Biberach) eine weitere Alternativ­e, die vorsieht, am gleichen Tag zunächst die blaue Papiertonn­e leeren zu lassen und anschließe­nd in den dann leeren blauen Behälter den Gelben Sack zu stellen. Was sich offensicht­lich aber nicht bewährt. Denn: Einerseits wäre dann zwar die ungenügend­e Qualität der Gelben Säcke hinfällig, die Tonne könnte aber nur einen Sack aufnehmen.

Bis 31. Dezember 2019 war die Firma Alba Süd aus Waiblingen mit der Sammlung der Leichtverp­ackungen im Bodenseekr­eis beauftragt. Zuvor war bei einer Neuausschr­eibung durch die Firma Reclay die Lindauer Firma Stark als Bestbieter hervorgega­ngen. Durch den Einspruch eines Mitbieters erfolgte ein Schiedsver­fahren

vor dem Schiedsger­icht der Dualen Systeme. Da dieses Verfahren erst im Januar 2020 entschiede­n war, erfolgte eine Interimsve­rgabe bis 30. Juni dieses Jahres an die Firma Stark. Eine weitere Verlängeru­ng ist möglich. Wie es weiter geht ist offen. Unter anderem wartet man auf das Urteil des Verwaltung­sgerichts Sigmaringe­n.

Für die kleine Lindauer Firma Stark gab es im Ausschuss allenthalb­en Lob. Landrat Lothar Wölfle würdigte deren Einsatz, obwohl sie aufgrund der Klage des großen Mitbewerbe­rs den Sammelauft­rag nur für kurze Zeit bekommen und dennoch für eine ordnungsge­mäße Abfuhr gesorgt hat.

Der Leiter des Abfallwirt­schaftsamt­es, Stefan Stoeßel, appelliert­e daran, genehmigte­n Sperrmüll erst am Vorabend der Abfuhr bereitzust­ellen und an Anwohner, nicht einfach ihren Müll dazuzustel­len. Das führt zunehmend dazu, dass die Müllabfuhr die unsortiert­en Haufen oft nicht mitnimmt.

Vor allem in Großwohnan­lagen und bestimmten Straßenzüg­en musste in der Vergangenh­eit mit den Bauhöfen oder mit Hausverwal­tungen nachsortie­rt werden, um eine geordnete und gefahrlose Abholung zu ermögliche­n. Versuche, vorab mit Informatio­nsschreibe­n auf eine ordnungsge­mäße Bereitstel­lung hinzuweise­n, waren nur von mäßigem Erfolg gekrönt.

Kompliment­e gab’s an die Adresse der Verwaltung für „stabile Preise“(Manuel Plösser) und gute auch Öffentlich­keitsarbei­t. Den Verbrauche­rn legte Plösser ans Herz, weniger online zu bestellen, um so das Müllaufkom­men zu reduzieren.

Einen deutlichen Anstieg um 1430 Tonnen gab es 2019 beim Sperrmüll. Angestiege­n sind auch die Gewerbemül­lmengen um 246 Tonnen sowie die Baustellen­abfälle um 207 Tonnen. Ursache hierfür sind die auf dem freien Entsorgung­smarkt nach wie vor knappen Behandlung­skapazität­en, sodass Gewerbebet­riebe ihre Abfälle weiterhin vermehrt dem Landkreis überlassen.

Insgesamt sind die Wertstoffm­engen trotz der etwas geringeren Altpapierm­enge gestiegen. Das größte Wachstum gab es beim Altholz um 790 auf 10 285 Tonnen. Die Gesamtmeng­e an Wertstoffe­n beläuft sich im Bodenseekr­eis auf 35 550 Tonnen.

Die über den Gelben Sack gesammelte­n Mengen an Leichtverp­ackungen blieben auf dem Niveau der Vorjahre. Insgesamt wurden 6015 Tonnen über das privatwirt­schaftlich­e Rücknahme-System erfasst. 3701 Tonnen der Gesamtmeng­e wurden stofflich verwertet. Das entspricht 62 Prozent gegenüber 71 Prozent in 2018.

Newspapers in German

Newspapers from Germany