Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Voll cool“: Blumenteppiche mal ganz anders
Für die Gestaltung des Fronleichnamsfests hat man sich in Ettenkirch eine kreative Lösung ausgedacht
Von Brigitte Geiselhart
FRIEDRICHSHAFEN - Wunderschön gestaltete Blumenteppiche gehören zum Fronleichnamsfest nun mal dazu. Auch in der Ettenkircher Gemeinde St. Petrus und Paulus. Weil das Jahr 2020 aber auch im kirchlichen Leben kreative Lösungen erfordert, hat sich das Kindergottesdienstteam um Gisela Graf diesmal etwas Neues ausgedacht.
Gemeindemitglieder waren dazu eingeladen, mit Hilfe entsprechender Anleitungen im familiären Rahmen einen kleinen Blumenteppich vorzubereiten und ihn dann am Vorabend des Fronleichnamsfests zum Kirchplatz zu bringen – als Beitrag für ein Gesamtkunstwerk, an dem viele fleißige Hände beteiligt waren. Der Erfolg der Aktion war überwältigend. Die Freude bei allen Beteiligten groß. Trotz leichten Nieselregens fand der Festgottesdienst, der von Pfarrer Hermann Veeser zelebriert und von einem Bläserquintett des Musikvereins musikalisch begleitet wurde, im Grünen vor der Kirche statt.
„Die übliche Fronleichnamsprozession mit ihren vier Stationen im Gemeindegebiet musste leider ausfallen. Und auch die Gestaltung der Blumenteppiche an den vier Altären durch unsere vier bewährten Teams fiel Corona zum Opfer, weil die gebotene Abstandsregelung nicht hätte eingehalten werden können“, erzählt
Gisela Graf. Also habe man zur Aktion „Blumenteppiche legen – mal anders“aufgerufen. 35 Holzplatten im Format von jeweils 55 mal 45 Zentimetern wurden – auch dank der Spende von Schreiner Norbert Wieland – an interessierte potentielle Blumenteppich-Gestalter ausgegeben. Für eine Auswahl an möglichen Motiven war ebenso gesorgt, wie für die zugehörigen Arbeitsanleitungen. Sogar der als Grundlage zu verwendende Tapetenkleister wurde gratis mitgeliefert. Blumen und Blüten aus dem eigenen Garten oder angrenzenden Wiesen, Schnitt von Bäumen oder Sträuchern, Holunderblüten, oder doch lieber Margeriten oder Kornblumen? Welche Naturmaterialien verwendet wurden, blieb natürlich allen Mitmachenden selbst überlassen – frei nach dem Motto: „Was die Natur eben hergibt“.
Für einen Regenbogen und für Trauben haben sich Stefanie Mackenrodt und ihre Kinder entschieden. Dazu wurden Blüten aus einer Blühwiese und Lavendel verwendet. Eifrig bei der Sache waren die fünfjährige Pia, der dreijährige Theo und auch das einjährige Nesthäkchen Lilli. Mit von der Partie war auch die 15jährige Magdalena Majer, die der Familie als Babysitterin immer wieder aushilft. „Eine tolle Idee. Kreativ zu sein und mit den Kindern durch die Natur zu streifen ist eine prima Sache und zeigt, dass man in CoronaZeiten noch stärker zusammenwachsen kann“, sagt Stefanie Mackenrodt. „Für uns ist das aber auch ein ganz neuer Zugang zum Fronleichnamsfest.“
Größtenteils Blumen aus dem eigenen Garten verwenden Caroline Jung und ihre Familie für die Blumenteppichgestaltung.
Die fünfjährige Tochter Mathilda hat sich als Motiv ein Herz ausgesucht, die zwei Jahre jüngere Antonia einen Fisch. Noch nicht mithelfen kann die kleine Greta – sie ist gerade einmal zwei Wochen alt. Unterstützung kommt von Oma Gabi Wieland. „Normalerweise bin ich als Mitglied der Musikkapelle Ettenkirch beim Fronleichnamsfest in musikalischer Funktion tätig“, erzählt Caroline Jung. „Für mich ist es wichtig, Glaube und Tradition auch an die nächste Generation weiterzugeben“, sagt die dreifache Mutter.
Gleich drei Holzplatten haben Martina Colucci und ihre Töchter Paolina (elf), Emilia (acht) und Valentina (sieben) zu Blumenteppichen mit Traube, Boot und Sonne gestaltet Man habe dafür gemeinsam die Gärten „geplündert“, sagt sie lachend. Ob’s Spaß gemacht hat? Und wie. Das bestätigen auch die ebenfalls beteiligten Nachbarskinder Sophie (13), Gabriel (neun) und Maximilian Bernhard (fünf). „Voll cool“, so die familienübergreifende Aussage. „Einfach Ehrensache, hier mitzumachen“, befindet auch Papa Franz Bernhard. Gleicher Meinung sind Alexandra und Achim Baumeister und ihre Kinder Mara (14), Emma (zwölf), Linus (zehn) und Josephin (vier). „Eigentlich sind wir Blumenteppich-Neulinge“, räumt Ettenkirchs Ortsvorsteher ein. „Aber nachdem wir den Aufruf in den Ortsnachrichten gelesen haben, waren wir alle sofort dabei.“Gestaltet wurden ein klassisches Kreuz und ein Kelch mit Hostie. Verwendet wurden Blumen aus dem eigenen Garten, dem der Nachbarschaft und der Großeltern – und sogar trockener Kaffeesatz. „Tolle Aktion“, sagt Achim Baumeister. „Schön, dass sich die einzelnen Familien auf diese Weise für die Kirchengemeinde einbringen können.“