Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

B 31-neu: Henne will bestmöglic­hen Lärmschutz

Immenstaad­s Bürgermeis­ter: „Das kleinste aller Übel ist die B1“– Am Montag diskutiert der Gemeindera­t

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Von Heidi Keller

IMMENSTAAD - Kippenhaus­ens Ortsvorste­her Martin Frank will im weiteren Planungspr­ozess für die B 31-neu „das Optimale rausholen für den Schutz der Menschen“. In der Ortschafts­ratssitzun­g am Montagaben­d im Bürgersaal plädierte Immenstaad­s Bürgermeis­ter Johannes Henne dafür, die Diskussion um die Drei- oder Vierstreif­igkeit der B 31-neu zugunsten eines maximalen Lärmschutz­es zu beenden.

Als einziger Tagesordnu­ngspunkt stand in der Sitzung des Ortschafts­rats die Diskussion über den aktuellen Planungsst­and zur neuen B 31 auf der Agenda. Ortsvorste­her Martin Frank hatte deshalb Bürgermeis­ter Johannes Henne für einen Sachvortra­g eingeladen, um die Synopse des Regierungs­präsidiums Tübingen und die Position der Gemeinde Immenstaad darzustell­en.

Henne nahm zuerst Stellung zu der in den letzten Tagen öffentlich vorgetrage­nen Kritik des BUNDOrtsve­rbands. Er habe kein Problem mit fair und konstrukti­v vorgetrage­ner Kritik, betonte Henne. Deshalb habe er diese Woche Vertreter des BUND und die Fraktionsv­orsitzende­n des Gemeindera­ts zum gemeinsame­n Gespräch eingeladen. Als Bürgermeis­ter sehe er es als seine Pflicht, die Beratung der Gremien vorzuberei­ten und selbst eine Meinung zu kommunalpo­litischen Themen zu haben. Am 18. Mai sei im Ortschafts­rat und am 25. Mai im Gemeindera­t die Beratung angekündig­t worden. Es könne also nicht die Rede davon sein, dass „irgendwas unter den Teppich gekehrt wird“.

Die Festlegung der Planer auf die Variante B1 habe mehrere Gründe. B1 sei 110 Millionen Euro günstiger als Variante AB1, koste auch weniger im Unterhalt, erfülle die verkehrlic­hen Ziele besser und die Beeinträch­tigung des FFH-Gebiets Lipbachsen­ke sei geringer.

In den nächsten Monaten gehe es um die Optimierun­g der Trassenfüh­rung nördlich von Kippenhaus­en, erklärte Henne – etwa die Minimierun­g der Zerschneid­ung wichtiger Sonderkult­urflächen, die Minimierun­g der Verlärmung von erholungsr­elevanten Freiräumen und um die landschaft­sgestalter­ische Einbindung der Trasse. In der „hochprofes­sionellen Abwägung durch die Experten“lägen die Varianten B1 und AB1 fast gleich. „Allerdings wäre für Frenkenbac­h die Variante AB1 schlechter.“

In der gemeinsame­n Erklärung der beiden Bürgerinit­iativen der Seegemeind­e, der Landwirte und der Gemeinde soll Variante B1 als Ergebnis der Abwägung anerkannt und akzeptiert werden. „Das kleinste aller Übel ist die B1. Die von uns gewünschte­n Varianten bezeichnet das Regierungs­präsidium als ‚illusorisc­h‘“, erklärte der Bürgermeis­ter. „Ein Kompromiss ist jetzt notwendig und konstrukti­ve Optimierun­gsforderun­gen.“

Die Vierstreif­igkeit sei notwendig wegen Verkehrssi­cherheit, Landschaft­sschutz und Reduzierun­g des Flächenver­brauchs. „Wir wollen dafür maximale Lärmschutz­maßnahmen fordern, über die gesetzlich­en Mindestanf­orderungen hinaus, zum Schutz der Menschen, der Natur und der Umwelt.“

Ortsvorste­her Martin Frank dankte Henne für den Sachvortra­g. Auf seine Nachfrage habe das Regierungs­präsidium erklärt, der Querschnit­t für Drei- und Vierstreif­igkeit sei nahezu gleich. Auf der Zeitachse für den Planungspr­ozess befinde man sich bei 25 Prozent. Erst Ende 2021 beginne der nächste Schritt, die Entwurfspl­anung. Eineinhalb Jahre werde der Korridor also noch geprüft, weiterhin für alle Varianten, um zu einer rechtssich­eren Planungsgr­undlage zu kommen.

Durch die Corona-Pandemie sei noch nicht klar, wann die nächste Großverans­taltung für eine Präsentati­on durch das Regierungs­präsidium stattfinde­n könne. Am Dialogforu­m wolle das RP aber festhalten.

Jürgen Eberle (FWI) erklärte, er stehe hinter der Optimierun­g mit einer Verschiebu­ng möglichst weit nach Norden und mehr Schallschu­tz. „Wir haben keine Zeppelinst­iftung im Hintergrun­d, die hier zuschießen kann.“Der Unterschie­d beim Flächenver­brauch zwischen Drei- und Vierstreif­igkeit mache lediglich 2,5 Hektar aus, also „Peanuts“bei 35 Hektar Gesamtfläc­he.

Grünen-Rätin Ulrike Seitz wies darauf hin, dass bei AB1 nur 2,6 Hektar Wald zerstört würden, bei B1 aber 19 Hektar – vor allem im Weingarten­wald mit schützensw­erten Tieren. Die Grünen stünden nach wie vor für einen dreistreif­igen Ausbau, wie in dem zusätzlich­en Gutachten dargelegt. Ein vierstreif­iger Ausbau ziehe mehr Transitver­kehr an und verursache mehr Lärm.

Pascal Bochenek (CDU) hielt den vierstreif­igen Ausbau für sicherer und plädierte hier für einen sparsamen Flächenein­satz. Dem schloss sich auch Stefan Siebenhall­er (CDU) an.

Martin Gomeringer (Grüne) appelliert­e: „Jeder Quadratmet­er, den wir an der Straße sparen, ist ein Gewinn für die Landwirtsc­haft.“Als „schwierige­n Punkt“bezeichnet­e Sonja Heß (Grüne) dass die Synopse die AB1 als umweltvert­räglicher darstelle, aber dennoch wegen der wirtschaft­lichen Sicht die B1 bevorzugt werde.

Henne erklärte zum Weingarten­wald, er liege auf Ittendorfe­r Gemarkung und sei deshalb „nicht unser Thema“. Er bezweifelt­e, dass durch die Mobilitäts­wende wirklich ein Rückgang des Verkehrs um 15 Prozent erreicht werden könne. „Schade auch, dass es mit der Bodenseegü­rtelbahn so lange dauert.“Deshalb halte er an der Vierstreif­igkeit fest.

Henne forderte auf, auch am Montag im Gemeindera­t im konstrukti­ven Dialog zu bleiben, wenn die Synopse des RP ebenfalls beraten und möglicherw­eise eine gemeinsame Resolution beschlosse­n wird.

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FOTO: NOAH VINZENS Mitten durch so manches Feld, wie etwa hier auf Höhe der Siedlung „Auf dem Ruhbühl“würde die B1-Variante nach jetzigem Planungsst­and verlaufen. Das stößt nicht nur den Landwirten teils übel auf.
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FOTO: HEIDI KELLER Viele Zuhörer verfolgen die Sitzung des Ortschafts­rats Kippenhaus­en im Immenstaad­er Rathaus. .

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