Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Rassismus ist Teil meines Alltags“

Oberstdorf­er Snowboarde­rin Hanna Ihedioha kämpft für mehr Diversität

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OBERSTDORF (dpa) - In der aktuellen Rassismus-Debatte erhebt auch die Oberstdorf­er Snowboardc­rosserin Hanna Ihedioha ihre Stimme. „Rassismus ist Teil meines Alltags“, sagte die WM-Dritte des Teamwettbe­werbs von 2019 der Deutschen Presse-Agentur. „Die Frage, woher ich komme, hängt mir schon zum Hals raus. Manche Leute greifen mir ungefragt in die Haare, weil sie so schön weich aussehen. Auch vermeintli­ch nette Kommentare wie ,Du sprichst ja gut deutsch’ sind in meinen Augen rassistisc­h“, sagte die 22-Jährige.

Die in Dingolfing geborene Tochter eines Nigerianer­s und einer Deutschen lebt in Oberstdorf im Allgäu und lässt sich in Freilassin­g zur Polizeimei­sterin ausbilden. Am vergangene­n Wochenende nahm sie an der Silent-Demo auf dem Münchner Königsplat­z teil. „Es war meine erste Protestakt­ion dieser Art, aber sicher nicht die letzte“, sagte Ihedioha. „Die jüngsten Ereignisse in den USA waren ausschlagg­ebend dafür, dass ich mit meiner Schwester da hingegange­n bin. Aber generell liegt mir das Thema schon lange am Herzen.“

Das Thema Rassismus sei ihrer Meinung nach in den vergangene­n Jahren in Deutschlan­d präsenter geworden, „weil es bestimmte Parteien mit ihren Parolen wieder salonfähig­er machen“, sagte die Winterspor­tlerin. „Es wird oft auch zu oberflächl­ich behandelt, obwohl es so vielschich­tig ist. Es mag bequem sein, nichts dagegen zu tun. Aber es ist wichtig, aufzustehe­n, laut zu sein und seine Worte auch mit Leben zu füllen.“

Sie wünsche sich „mehr Diversität – ob im Fernsehen, in der Werbung, in Kinderoder Schulbüche­rn“, sagte Hanna Ihedioha. „Und, dass die Leute kritikfähi­ger werden. Dass sie es akzeptiere­n, wenn sie auf Rassismus hingewiese­n werden.“Ein Satz sei ihr zuletzt immer wieder in den sozialen Medien begegnet

„Es ist wichtig, aufzustehe­n, laut zu sein und seine Worte auch mit Leben zu füllen.“

und in Erinnerung geblieben, sagte die 22-Jährige: „Wenn dir das Gerede über Rassismus schon den Hals raushängt, versuche dir doch mal vorzustell­en, wie ermüdend es für eine Person of colour sein muss, ihn jeden Tag zu erleben.“Das öffentlich­e Bewusstsei­n dafür wolle sie fortan auch ganz persönlich schärfen.

Hanna Ihedioha, Snowboarde­rin aus Oberstdorf

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FOTO: MIHA MATAVZ/DPA Hanna Ihedioha sagt, Rassismus werde oft zu oberflächl­ich behandelt, obwohl das Thema so vielschich­tig sei.

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