Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Regenwassermassen fluten Lindau
Straßen werden überschwemmt, Autos bleiben liegen – Autobahn ist für drei Stunden gesperrt
LINDAU (cf) - Einen derart gewaltigen Starkregen wie am Samstagabend dürfte Lindau noch nicht allzu oft erlebt haben. Innerhalb einer halben Stunde, zwischen 19.10 und 19.40 Uhr, fielen 48 Liter Wasser pro Quadratmeter, teilweise mit Hagel vermischt, im Lindauer Stadtgebiet vom Himmel und sorgten für gut 80 Einsätze der Lindauer Feuerwehren. Unterstützung kam von den Bösenreutiner Kollegen und vom Technischen Hilfswerk Lindau (THW).
Es hatte sich abgezeichnet, dass sich da etwas zusammenbraut, die verschiedenen Wetter-Apps warnten schon Stunden zuvor. Dass es aber so dick kommen würde, war nicht vorauszusehen. Über Lindau und Bodolz hatte sich eine Zelle mit derart entladen, dass beispielsweise der Paradiesplatz auf der Insel nach Einschätzung mancher altgedienter Feuerwehrkameraden erstmals Einsatzort wurde, weil das Wasser von oben kam, nicht – wie sonst – von unten hochdrückte. Hier waren Feuerwehrleute damit beschäftigt, das Nass aus den Geschäften und ebenerdigen Räumen zu pumpen.
Diese Menge an Niederschlägen war schlicht und einfach zu viel in kürzester Zeit, um von den Regenwasserkanälen und Schächten aufgenommen werden zu können. Auf der Reutiner Straße beim Bodenseegymnasium stand das Wasser zum Beispiel so hoch, dass vor allem SUVFahrer vorsichtig ihr Gefährt über den Gehweg lenkten, während andere Autos mutiger durch das Tiefwasser auf die rettende andere Seite gelangten, ebenso der Stadtbus. Auch diese Stelle ist normalerweise kein neuralgischer Punkt bei Starkregen. Im Gegensatz zur Achstraße, auf der den Einsatzkräften das Wasser zum Teil fast bis zu den Knien stand.
Wie Max Witzigmann, Kommandant der Lindauer Feuerwehren, berichtet, war dies ein weit verbreitetes Bild im gesamten Stadtgebiet. Viele Schachtdeckel hob es an und nicht alle lagen danach noch da, wo sie eigentlich hingehören. Mehr oder weniger hilflos mussten Feuerwehrkollegen in der Steigstraße zuschauen, wie sich ein Bach quer über die Straße und kaskadengleich über einen Fußweg Richtung Lugeckstraße die Stufen herunter ergoss.
Auf der Hinteren Insel hatte zuvor der Gewittersturm einen zwölf Meter hohen Baum quer über die Straße geworfen, die dadurch komplett blockiert war. Er wurde in Stücke gesägt und die Straße wieder freigemacht. Den heftigen Niederschlägen war auch die Hochwassersicherung am Lindauer Krankenhaus an der Notaufnahme nicht mehr gewachsen. Hier sicherte die Feuerwehr mit Sandsäcken weiter ab, ins Gebäude eingedrungenes Wasser wurde abgesaugt.
Überflutete Keller und Tiefgaragen wie in der Wackerstraße, hielten die etwa 160 Rettungskräfte sämtlicher Lindauer Wehren, deren Bösenreutiner Kollegen und des THW bis Sonntagmorgen um drei Uhr auf Trab. Wobei es zwei Stunden später wieder mit kleineren Einsätzen weiterging, in erster Linie wegen überfluteter Keller.
Während die Unterführung Langenweg den Sturzregen ohne Probleme wegsteckte, hier stand zu keiner Zeit das Wasser, traf es einen BMWFahrer in der Hundweilerstraße bitter. Das Wasser stand dort nach Angaben der Polizei rund 50 Meter in der Unterführung und ließ das Auto in den Streik treten. Das hatte eine aufwendige Bergung durch das THW und einen Abschleppdienst zur Folge. Ähnlich erging es einer Fahrerin in Rehlings im überfluteten Kreuzungsbereich. Das Wasser stand da für den Pkw einfach zu hoch mit der Folge, dass die Elektronik des Fahrzeugs ihren Dienst quittierte. Die Feuerwehr Weißensberg musste das Fahrzeug schließlich bergen.
Wie die Polizei weiter mitteilt, war die Weißensberger Feuerwehr auch auf der Autobahn beschäftigt, hier machten gebrochenes Astwerk, ein umgestürzter Baum und aufgeschwemmtes Kieswerk eine Durchfahrt unmöglich, weswegen die Autobahn für rund drei Stunden komplett gesperrt werden musste.
Das Unwetter vom Samstagabend traf in erster Linie Lindau. Aber auch in Bodolz waren viele Keller überflutet, die Feuerwehr hatte die Probleme aber nach Information des Kreisbrandrates Wolfgang Endres gut im Griff. Wasserburg verzeichnete wenig Probleme, die Feuerwehr dort lieferte vor allem Sandsäcke aus.