Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

NRW plant Bundesrats­initiative gegen Billigflei­sch

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BERLIN (AFP/dpa) - Der massive Corona-Ausbruch beim Fleischkon­zern Tönnies facht die Debatte um Billigflei­sch und die Arbeitsbed­ingungen in der Branche weiter an: NordrheinW­estfalens Landwirtsc­hafts- und Verbrauche­rschutzmin­isterin Ursula Heinen-Esser (CDU) kündigte eine Bundesrats­initiative an, um Niedrigpre­ise für Fleisch zu unterbinde­n.

„Die gesamte Kette vom Stall bis zum Teller“müsse überprüft werden, sagte Heinen-Esser der „Rheinische­n Post“. Durch die Bundesrats­initiative sollten im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb vorgesehen­e Ausnahmen bei der Preisgesta­ltung deutlich erschwert werden. Der Preisdruck aus dem Lebensmitt­elhandel wirke sich auf die gesamte Kette aus und damit auch auf die Schlachtbe­triebe. Es gebe „haarsträub­ende Sonderakti­onen, bei denen Fleisch deutlich unter seinem Wert verkauft wird“, sagte HeinenEsse­r.

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) nannte die Nachrichte­n aus Rheda-Wiedenbrüc­k „schockiere­nd“. Dort sei zu erleben, was passiere, „wenn mit Arbeitnehm­ern aus Mittel- und Osteuropa bei uns nicht fair umgegangen wird“. Er fühle sich bestätigt, den Kurs, in der Fleischind­ustrie aufzuräume­n, konsequent umzusetzen, sagte Heil in Berlin. Im Sommer wolle er ein Gesetz vorlegen, das eine digitale Erfassung der Arbeitszei­t in der Fleischind­ustrie vorschreib­t. Zudem sollen Werkverträ­ge in der Branche untersagt werden.

In dem Betrieb des Tönnies-Konzerns wurden mehr als 730 Mitarbeite­r positiv auf das Virus getestet.

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