Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Euphorie ist fehl am Platz
Das Signal kommt spät. Lange hat sich die Regierung in Sachen „Grüner Wasserstoff“Zeit gelassen. Seit Jahren werkeln Pilotprojekte vor sich hin und mahnen Forscher, dass eine Energiewende auch einen stabilen Energieträger braucht.
Nun plötzlich kann es der Bundesregierung gar nicht schnell genug gehen mit dem neuen Wunderstoff, der als „neues Erdöl“die Politik in Berlin seit Neuestem in allgemeine Verzückung versetzt. Deutschland soll Weltmarktführer werden, das Markenzeichen „Made in Germany“für Wasserstoffkompetenz stehen. Das ist ziemlich ambitioniert, denn andere Staaten haben in den vergangenen Jahren auch nicht geschlafen. Insbesondere Japan setzt seit Jahren auf die Energiequelle. Sogar das Feuer der inzwischen verschobenen Sommerolympiade sollte in diesem Juli auf Wasserstoffbasis brennen.
Deutschland steht also noch längst nicht an der Spitze. Doch es gibt Gründe, dass es aufholen kann: Viele Industriebetriebe interessieren sich angesichts drängender Fragen zur Klimabilanz mittlerweile brennend für die emissionsarme Energieform. Es kann also klappen mit der Wasserstoffrepublik Deutschland. Doch bis dahin ist viel zu tun: Die industrielle Anwendung steht erst am Anfang, zudem wird der Wasserstoff noch lange teuer und knapp bleiben.
Stefan Kaufmann kann mit viel Ausdauer zwar viel bewegen. Ein Selbstläufer wird es gewiss nicht. Zu große Euphorie ist fehl am Platz. Ein konsequentes optimistisches Anpacken ist die bessere Wahl.