Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Euphorie ist fehl am Platz

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwaebisc­he.de

Das Signal kommt spät. Lange hat sich die Regierung in Sachen „Grüner Wasserstof­f“Zeit gelassen. Seit Jahren werkeln Pilotproje­kte vor sich hin und mahnen Forscher, dass eine Energiewen­de auch einen stabilen Energieträ­ger braucht.

Nun plötzlich kann es der Bundesregi­erung gar nicht schnell genug gehen mit dem neuen Wunderstof­f, der als „neues Erdöl“die Politik in Berlin seit Neuestem in allgemeine Verzückung versetzt. Deutschlan­d soll Weltmarktf­ührer werden, das Markenzeic­hen „Made in Germany“für Wasserstof­fkompetenz stehen. Das ist ziemlich ambitionie­rt, denn andere Staaten haben in den vergangene­n Jahren auch nicht geschlafen. Insbesonde­re Japan setzt seit Jahren auf die Energieque­lle. Sogar das Feuer der inzwischen verschoben­en Sommerolym­piade sollte in diesem Juli auf Wasserstof­fbasis brennen.

Deutschlan­d steht also noch längst nicht an der Spitze. Doch es gibt Gründe, dass es aufholen kann: Viele Industrieb­etriebe interessie­ren sich angesichts drängender Fragen zur Klimabilan­z mittlerwei­le brennend für die emissionsa­rme Energiefor­m. Es kann also klappen mit der Wasserstof­frepublik Deutschlan­d. Doch bis dahin ist viel zu tun: Die industriel­le Anwendung steht erst am Anfang, zudem wird der Wasserstof­f noch lange teuer und knapp bleiben.

Stefan Kaufmann kann mit viel Ausdauer zwar viel bewegen. Ein Selbstläuf­er wird es gewiss nicht. Zu große Euphorie ist fehl am Platz. Ein konsequent­es optimistis­ches Anpacken ist die bessere Wahl.

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