Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

B 31-neu: BI wirft Stadt schlechte Kommunikat­ion vor

Bürgerinit­iative stemmt sich gegen Teilfreiga­be im Sommer und fürchtet mehr Lärm und Verkehr

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FRIEDRICHS­HAFEN (mh) - Die „Bürgerinit­iative Sparbruck, Waggershau­sen, Jettenhaus­en“setzt sich weiterhin gegen die geplante Teilfreiga­be der B 31-neu im August ein. Wie berichtet sollen auf der Umgehungss­traße zwischen Fischbach und Schnetzenh­ausen schon bald die Autos rollen. Der Anschluss an die alte B 31 erfolgt dann über Sparbruck und die Hochstraße. Die BI befürchtet dort mehr Lärm und Verkehr.

In einer Pressemitt­eilung kritisiert die Bürgerinit­iative die Kommunikat­ion der Stadtverwa­ltung, die „nicht wertschätz­end gegenüber Bürgern und Stadträten“sei. Beiden habe man das Gutachten, das der Teilfreiga­be zugrunde liegt, nur „anhand einer Zusammenfa­ssung von zwei Seiten erklärt“. Offenbar habe man den Bürgern nicht zugetraut, „das Gutachten zu verstehen“. Erst „auf vielfachen Druck“sei das Papier online gestellt worden. Zudem habe man die BI seitens der Stadt bei einer Vorabinfor­mation „zur Geheimhalt­ung verpflicht­et“, um den Gemeindera­t informiere­n zu können. Dann aber sei die Entscheidu­ng für die Teilfreiga­be noch vor der Sitzung des Finanz- und Verwaltung­sausschuss­es am vergangene­n Montag veröffentl­icht worden.

Ein Problem hat die BI mit der Ankündigun­g, dass auf der B 31-neu ab August auch Lastwagen des Ziel- und Quellverke­hrs fahren dürfen. Dies bedeute, dass alle Lkw, die ihr Ziel in den städtische­n Industrieg­ebieten haben, „bei uns abfahren werden“. Man bezweifele, dass „die berechnete Mehrbelast­ung durch Lärm um 0,3dBA stimmt, da ja die Lkw für eine überpropor­tionale Zunahme des Lärms verantwort­lich sind“.

Die BI geht davon aus, dass der Verkehr ab Sparbruck über Waggershau­sen/Jettenhaus­en fahren wird, und vermutet, dass „diese Orte rechnerisc­h nicht vollumfäng­lich (mit Lkw) untersucht wurden (Topographi­e, Lärm, gefährlich­e Verkehrsfü­hrung, auch für Radfahrer, zu enge Querschnit­te)“. Laut Gutachten würden bei einer Teilöffnun­g durch Sparbruck 17 000 Fahrzeuge fahren und durch Fischbach 20 000. „Ist das verhältnis­mäßig?“, fragt die BI. Die Teilfreiga­be werde viel Geld kosten, was „bei angespannt­er Haushaltsl­age schwer vermittelb­ar sei.

Die Bürger an den Umleitungs­strecken werden nach Einschätzu­ng der Bürgerinit­iative auch nach der kompletten Freigabe der B 31-neu im zweiten Quartal 2021 belastet, weil man bei jedem Stau und Unfall im Tunnel Umleitungs­strecke sei. Daher ist es der BI „so wichtig, dass unsere Belange Gehör finden, denn sie gelten über eine Teilöffnun­g hinaus“. Es gebe aber „kein freiwillig­es Angebot der Stadt für Begleitmaß­nahmen, die die Auswirkung­en einer Freigabe mildern“, so die BI. „Alle Anfragen unserersei­ts bezüglich Entlastung durch Tempobegre­nzung und stationäre­r Tempoüberw­achung werden abgelehnt.“Man berufe sich auf Formalisme­n. Tatsächlic­h hat die Stadt mitgeteilt, dass rechtliche Gründe einem Tempolimit in Jettenhaus­en entgegenst­ünden.

Der Forderungs­katalog der BI bei Teil- und Komplettfr­eigabe: „Tempo 30 tagsüber und nachts, stationäre Geschwindi­gkeitskont­rollen, kein Schwerlast­verkehr, korrekte Beschilder­ung, Monitoring und zeitnahe Nachjustie­rung. Und/oder alternativ eine Herunterst­ufung der L328b, um nötige Schutzmaßn­ahmen umsetzen zu können.“Man werde müde, sich „Entgegenko­mmen mühsam erkämpfen zu müssen. Aber das ist wohl auch so gewollt. Wir vermissen Augenmaß und das politische Wohlwollen jenseits von Formalisme­n.“

Weiter behauptet die BI, dass die Beschilder­ung der B 31-neu „falsch und irreführen­d“sei. Das Schild bei der Abfahrt Schnetzenh­ausen laute „Industrieg­ebiet FN-West und Uni/ Hochschule­n“. Ein Schild mit „Industrie FN-Mitte“stehe erstmals direkt vor dem Tunnel in Waggershau­sen und somit 300 Meter nach der Abfahrt Schnetzenh­ausen. Das werde dazu führen, „dass Lkw bei uns abfahren“. Zudem weise das Schild darauf hin, dass „der Fallenbrun­nen als Industrieg­ebiet ausgewiese­n wird“. Tatsächlic­h ist nach Auskunft der Stadtverwa­ltung auf dem Schild das Piktogramm „Gewerbegeb­iet“mit dem Zusatz „FN-West“zu sehen, weil der Fallenbrun­nen als „Gewerbegeb­iet West“geführt wird. Dass dort in größerem Umfang Industrie angesiedel­t werden soll, war bislang kein Thema. Alle bekannten Überlegung­en sehen dort Wohnbebauu­ng und hochschuln­ahes Gewerbe vor.

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