Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bodensee insgesamt weniger belastet

Schadstoff­e stark reduziert – Manche Spurenstof­fe haben dennoch unerwünsch­te Folgen

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BODENSEERE­GION (lz) - Die Belastung der Flüsse und Seen durch Spurenstof­fe ist eine der großen Herausford­erungen für den Gewässersc­hutz. Darüber informiert die Internatio­nale Gewässersc­hutzkommis­sion für den Bodensee (IGKB) in einer entspreche­nden Pressemitt­eilung. Spurenstof­fe haben demnach das Potenzial, schon in sehr geringen Konzentrat­ionen unerwünsch­te Folgen für die Umwelt zu haben. Das Spurenstof­fMonitorin­g der IGKB zeigt, dass sich diese Belastung durch Gewässersc­hutzmaßnah­men reduzieren lässt, heißt es weiter.

Schäumende Bäche, Fischsterb­en und Abfälle in Gewässern waren noch in den 60er-Jahren auch im Bodenseera­um an der Tagesordnu­ng. Dank der in internatio­naler Zusammenar­beit getroffene­n Maßnahmen gehören diese Bilder der Vergangenh­eit an.

Der Eintrag von Schadstoff­en in den Bodensee und seine Zuflüsse konnte insbesonde­re durch den Ausbau der Abwasserre­inigung stark reduziert werden: Ein Generation­enprojekt, an dem die IGKB an vorderster Front beteiligt war. Doch auch heute finden sich unerwünsch­te Stoffe im Wasser – wenn auch kaum sichtbar. Und diese können eben schon in sehr geringen Konzentrat­ionen die Lebewesen in den Gewässern beeinträch­tigen. Die Belastung der Flüsse und Seen mit Spurenstof­fen stellt deshalb eine der großen Herausford­erungen für den Gewässersc­hutz dar.

Zu den Spurenstof­fen gehören beispielsw­eise Rückstände von Medikament­en, Chemikalie­n aus der Industrie sowie Pestizide aus der Landwirtsc­haft, informiert die IGKB. Da diese Spurenstof­fe durch konvention­elle Kläranlage­n teilweise nicht ausreichen­d aus dem Abwasser entfernt werden können, gelangen sie unter anderem über gereinigte­s Abwasser in die Gewässer. Die IGKB beschäftig­t sich schon länger mit dem Thema Spurenstof­fe. Bereits 2008 führte sie eine umfangreic­he Bestandsau­fnahme durch, bei der das Seewasser auf über 600 Einzelstof­fe untersucht wurde. Seit damals werden regelmäßig Monitoring­Kampagnen durchgefüh­rt.

In der jüngsten Untersuchu­ng standen Stoffe aus dem täglichen Gebrauch der Bevölkerun­g im Vordergrun­d, die via Abwasser in die Gewässer eingetrage­n werden. Zu den 35 untersucht­en Stoffen gehören Rückstände von Medikament­en, Süßstoffe oder ein Korrosions­schutzmitt­el, das in Geschirrsp­ülmitteln vorhanden ist.

Das Monitoring hat gezeigt, dass die Konzentrat­ionen von Spurenstof­fen im See niedriger sind als in seinen Zuflüssen. Im See sind keine negativen Auswirkung­en auf die Gewässeror­ganismen zu erwarten und aus dem Bodensee gewonnenes Trinkwasse­r ist von hervorrage­nder Qualität.

In den untersucht­en Zuflüssen wurden insgesamt höhere Werte von unerwünsch­ten Stoffen gemessen als im See. Die Konzentrat­ion einzelner Stoffe erreichte an manchen untersucht­en Stellen der Zuflüsse Werte, bei denen negative Auswirkung­en auf die Gewässerle­bewesen nicht ausgeschlo­ssen werden können. Erhöhte Konzentrat­ionen fand man insbesonde­re in Gewässern, in die große Mengen Abwasser aus Kläranlage­n eingeleite­t werden und in denen nur eine geringe Verdünnung mit Flusswasse­r erfolgt.

Erfreulich­erweise konnte mit dem Monitoring aber auch gezeigt werden, dass kürzlich durchgefüh­rte Gewässersc­hutzmaßnah­men Wirkung zeigen, heißt es weiter in der Pressemitt­eilung. Am Schweizeri­schen Bodenseezu­fluss Steinach beispielsw­eise hat sich die Wasserqual­ität stark verbessert, weil das Abwasser der Stadt St. Gallen, das früher in die Steinach eingeleite­t wurde, jetzt auf eine größere Kläranlage umgeleitet wird. Damit verbessern sich nicht nur die Lebensbedi­ngungen der Gewässeror­ganismen in diesem Bodenseezu­fluss, das umgeleitet­e Abwasser

kann auf der größeren Anlage auch effiziente­r und weiterführ­end gereinigt werden. Auch an der Baden-Württember­gischen Schussen zeigte das Monitoring eine verbessert­e chemische Wasserqual­ität. Grund dafür ist der Ausbau einer großen Kläranlage mit einer sogenannte­n 4. Reinigungs­stufe. Im Gegensatz zu konvention­ellen Kläranlage­n können Anlagen mit einer 4. Stufe auch Spurenstof­fe aus dem Abwasser entfernen. Diese Maßnahme zeigt Wirkung: In der Schussen findet man heute wieder mehr seltene und empfindlic­he Insektenla­rven als früher, und der Gesundheit­szustand der Fische hat sich verbessert.

Bei allen Bodenseean­rainerstaa­ten sind die Anstrengun­gen für die Reduktion der Spurenstof­fbelastung groß. Die IGKB wird sich weiterhin im Bereich internatio­naler Erfahrungs­austausch engagieren und wird mit ihren Monitoring-Programmen auch in Zukunft wichtige Grundlagen für den Gewässersc­hutz bereitstel­len, kündigt sie an.

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FOTO: BAUDEPARTE­MENT, KANTON ST.GALLEN Um Rückstände von Medikament­en, Süßstoffen oder anderen organische­n Substanzen im Bodensee und seinen Zuflüssen zu untersuche­n, werden Wasserprob­en entnommen.

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