Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Brasilien spielt wieder – trotz der vielen Toten
RIO DE JANEIRO (SID) - Nach gut drei Monaten Pause rollt der Ball wieder in Rio de Janeiros Fußballtempel Maracana. Mit einem 3:0 (1:0) gegen Bangu AC läutete MultiChampion CR Flamengo die finale Phase in der regionalen Staatsmeisterschaft ein und sicherte sich gleich vorzeitig das Halbfinalticket der Campeonato Carioca. Parallel verzeichnete laut lokaler Medien das auf dem Nebengelände der mystischen Arena aufgeschlagene Feldlazarett am Donnerstag zwei Todesfälle.
Ungeachtet der provisorischen Notfallstation in Rufweite dröhnte vor der Partie lautstark Musik durch die menschenleere Arena. Hilderaldo Bellini, Kapitän der Weltmeister 1958, trug auf seiner Statue am Maracana-Eingang demonstrativ Maske. Mit 274 Covid-19-Toten registrierte das Bundesland dennoch seinen drittschlimmsten Tag während der Pandemie, kommt mittlerweile auf 8412 Opfer und 87 317 Krankheitsfälle. Die Stadt Rio selber vermeldet jedoch rückläufige Zahlen.
Dennoch wollen nicht alle Fußball spielen. Kurz vor der FlamengoPartie verkündeten die Erzrivalen Fluminense FC und Botafogo FR, vor das Oberste Sportgericht (STJ) zu ziehen, um ihren für Montag geplanten Restart auf Anfang Juli zu verschieben. Eine regionale Instanz in Rio hatte zuvor ihren Antrag abgelehnt. Wie makaber und verrückt die Situation mittlerweile ist, zeigt die Tatsache, dass Fluminense erst am Freitag und Botafogo gar einen Tag später ins Mannschaftstraining einsteigen wollen.
Beim Auftaktspiel am Donnerstag im Maracana wurden Bälle und Bänke desinfiziert, die Delegationszahl auf 40 Personen pro Team reduziert. Die regionale Staatsmeisterschaft war Mitte März unterbrochen worden. Der ursprünglich für Mai angesetzte Start der nationalen Liga wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.