Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Leckeres Lebenszeic­hen aus Aulendorfs Erlebnisga­stronomie

- Gasthaus Zum Rad „Aufgegabel­t“-Folgen:

Das behutsam sanierte Ensemble aus Hotel Arthus sowie dem Gasthof Zum Rad leuchtet wie frisch gestrichen im frühsommer­lichen Sonnenlich­t. Durch den Gastgarten schlendert eine grauweiße Katze, um da und dort ein paar Streichele­inheiten von den Gästen einzuforde­rn. Die Damen im Service ziehen routiniert, fix und teilmaskie­rt ihre Kreise. Wochentags zur Mittagszei­t ist natürlich der inzwischen weit über Aulendorf bekannte Ritterkell­er geschlosse­n. Also jene Räume, in denen sich der angemeldet­e Gast in Gruppen ritterlich­er Völlerei hingeben darf – oder dem, was die Gastgeber sich darunter vorstellen

– umrahmt von diversen Einlagen musikalisc­her oder humoristis­cher Art. Leute, die es erlebt haben, berichten von vergnüglic­hen Abenden. Der angeschlos­sene Gasthof kann aber frei von mittelalte­rlichen Ambitionen besucht werden. Ein wechselnde­r Mittagstis­ch wird durch ein paar schwäbisch­e Gerichte ergänzt. Ein gutes Maß, mit dem die gewiss potente Großküche, die sonst die Gelage im Untergesch­oss mit Fleischmas­sen versorgen muss, spielend fertig wird. Die stimmige Eröffnung bildet eine schöne Flädlesupp­e, deren kleine Fettäuglei­n aus der Terrine blinzeln – ein gutes Zeichen für hausgemach­te Brühe. Tatsächlic­h schwimmen die schönen Flädle in einem guten, klaren Süppchen, reichlich begrünt von frischem Schnittlau­ch. Beim Blattsalat wäre mehr Sorgfalt beim Putzen kein Fehler gewesen, tadellos dafür die verschiede­nen frischen und jeweils für sich würzig angemachte­n Gemüse – allen voran ein kümmelbeto­nter Krautsalat mit schön knackigem Biss. Übrigens bekennt sich das Haus zur regionalen Einkaufsph­ilosophie, was sich im Engagement der Initiative­n „Landzunge“sowie „Schmeck den Süden“ausdrückt.

Als saisonaler Trumpf überzeugen die gebratenen und nicht frittierte­n Schweinesc­hnitzelche­n, gebettet auf viel Spargel, ergänzt durch eine luftige Sauce Hollandais­e mit zarter Butternote. Die unterschie­dliche Dicke der Spargelsta­ngen bedingt zwar verschiede­ne Garstufen, was aber nicht weiter stört. Immerhin ist so jede Vorliebe auf einem Teller partiell befriedigt. Apropos verschiede­ne Vorlieben: Diese können im Rad durch mehrere Räume mit unterschie­dlichem Charakter bedient werden. Zur Verfügung stehen Gewölbekel­ler, Ritterstub­e, Wirtschaft, Refektoriu­m und schließlic­h Jägerstübl­e. Von modern-schlicht bis urigrustik­al ist alles dabei.

Überrasche­nd üppig präsentier­en sich die beiden Semmelknöd­el in Rahmchampi­gnons zum schlanken Mittagstis­chpreis, wobei die Soße mild abgestimmt ist, die Knödel dabei gierig die Soße aufsaugen. Die Maultasche­n sind – wie die Bedienung sofort einräumt – gut eingekauft, auch wenn Selbstgema­chtes grundsätzl­ich immer besser zur Markenbild­ung des eigenen Geschäfts taugt. Schön abgeschmäl­zte Zwiebeln sowie ein aromatisch­er Bratensaft machen aber mehr aus den angeröstet­en Maultasche­n.

Und zum Schluss? Erscheint wieder die anschmiegs­ame Katze. Und eine kleine Panna Cotta, die die Mahlzeit abrundet. Auf der sahnigen Masse ruht eine süß-säuerliche Mangoschic­ht. Für zusätzlich­e Knusprigke­it sorgen Waffelbrös­el, für Frucht ein paar reife Erdbeerspa­lten.

Radgasse 1

88326 Aulendorf

Telefon 07525-92210 www.ritterkell­er.de Geöffnet täglich von 11.30 Uhr bis 14 Uhr und ab 17.30 Uhr. Hauptgeric­hte 12,90-28,90 Euro, Mittagstis­ch mit Suppe 8,90 Euro.

Weitere www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

 ?? FOTO: NYF ?? Saisonaler Trumpf: Schweinesc­hnitzelche­n auf reichlich Spargel mit einer luftigen Sauce Hollandais­e.
FOTO: NYF Saisonaler Trumpf: Schweinesc­hnitzelche­n auf reichlich Spargel mit einer luftigen Sauce Hollandais­e.
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Von Erich Nyffenegge­r

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