Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aktion Ferienspiele wegen Corona abgesagt
Verantwortliche beleuchten die Gründe – Es gibt allerdings ein kleines Trostpflaster im Netz
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - „Wir lesen jeden Tag von neuen Lockerungen. Fakt ist allerdings, dass die Umsetzung der Angebote dann einer Quadratur des Kreises gleichkommt.“Mit diesen Worten wird Dekan Bernd Herbinger, Vorsitzender der katholischen Gesamtkirchengemeinde, in einer Pressemitteilung zitiert. Deshalb hat das katholische Jugendreferat die Ferienspiele abgesagt. „Wir hatten bis zuletzt gehofft. Leider ist nun das eingetroffen, was wir uns noch vor ein paar Monaten nicht vorstellen konnten – wir sagen schweren Herzens die Aktion Ferienspiele ab“, erklärt Niklas Zurell, ehrenamtlicher Leiter der Aktion.
Die Gründe für eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt erklären die Veranstalter wie folgt: Nach aktueller Verordnung dürfen Angebote nur mit einer maximalen Personenzahl von 20 Personen und einer Mindestfläche von zehn Quadratmetern pro Person angeboten werden. Dies soll Mitte Juli auf 100 Personen insgesamt (Kinder und Mitarbeiter) ausgeweitet werden. Hier fehlt den Verantwortlichen die Planungssicherheit, definitiv mit der 100 Personengrenze rechnen zu können. Sollte die Personengrenze aufgrund noch nicht absehbarer Ereignisse nicht zustande kommen beziehungsweise gesenkt werden, müsste Mitte Juli Kindern und Mitarbeitern sehr kurzfristig absagt werden.
Bei der Aktion Ferienspiele sind zudem pro Aktion knapp 260 Personen dabei. Bei 100 Personen könnten circa 70 Kinder und 30 Mitarbeiter teilnehmen. „Dies stellt uns vor die Frage: Welchen Kindern sagen wir ab? Welche Kinder dürfen mitmachen? Wie legen wir die Kriterien fest? Egal wie, es wäre immer für irgendwelche Kinder von Nachteil, das möchten wir vermeiden“, sagt Max Forstner, ehrenamtlicher Leiter der Aktion Ferienspiele.
Zudem wird die Durchführung auch über Mitte Juli hinaus erschwert. Die Abstandsregeln und das Gebot von gleichbleibenden Gruppen machen ein abwechslungsreiches Programm, wie die Kinder es kennen, nicht möglich. Wie soll gespielt, gebastelt, gewerkelt oder getröstet werden, wenn Kinder untereinander und Betreuer zu den Kindern anderthalb Meter Abstand halten sollen? Weitere Highlights der Freizeit wie Großgruppentag, Familienabend oder Projekttag könnten ebenfalls aufgrund der Vorgabe von gleichbleibenden Gruppen und der Personengrenze nicht stattfinden. Verordnung und Handlungsempfehlung
beeinflussen auch weitere Bereiche, wie Essensausgabe und sanitäre Anlagen. Auch Hygienevorgaben behindern die Arbeit, da häufiges Desinfizieren zur Tagesordnung gehören würde.
Ein Übernachten der Mitarbeiter darf laut Handlungsempfehlung ebenfalls nicht stattfinden, ein Problem für die Durchführbarkeit der Aktion Ferienspiele. Zum einen sind circa 40 Prozent der Mitarbeiter nicht aus Friedrichshafen, zum anderen werden diverse Besprechungen und Vorbereitungen für den nächsten Tag abends gemacht. Zuletzt und am wichtigsten sei der Schutz der Gesundheit und die Fürsorgepflicht gegenüber allen anvertrauten Kindern und Mitarbeitern und deren Angehörigen. „Wir sehen ein erhöhtes Risiko für Infektionen, weil alle Kinder und Mitarbeiter abends nach Hause gehen. Wir können nicht kontrollieren, mit wem und in welchem Umfang Kinder und Mitarbeiter im Tagesanschluss Kontakt haben und wollen auf keinen Fall verbieten, Kontakt mit anderen Personen zu haben“, erklärt Jessica Schuff, ehrenamtliche Leiterin der Aktion Ferienspiele.
„Wir wissen, dass diese Entscheidung 400 Kinder traurig macht, wir sind es auch“, sagt ehrenamtlicher Leiter Niklas Sieweke. Damit die Kinder die Aktion Ferienspiele nicht vergessen, bietet sie kleine digitale Aktionen über ihren Youtube-Kanal während des Zeitraums der Ferienspiele an. Nähere Informationen wird es im Vorfeld auf der Facebookund der Instagram-Seite geben.