Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auch auf die Flitterwoc­hen von Felipe und Letizia fallen erste Schatten

Spaniens Königshaus kommt nicht zur Ruhe – Reise kostete knapp 400 000 Euro – Juan Carlos’ Beitrag könnte aus Schwarzgel­d finanziert gewesen sein

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Von Ralph Schulze

MADRID - Spaniens König Felipe, 52, beging dieser Tage Kronjubilä­um: Am 19. Juni 2014 bestieg er den Thron. Doch Feierstimm­ung will im Zarzuela-Palast in Madrid nicht aufkommen. Denn immer neue Enthüllung­en machen alle Bemühungen zunichte, den angeschlag­enen Ruf der Monarchie aufzupolie­ren. Das jüngste Kapitel der langen Serie von Skandalen trägt den Titel „Flitterwoc­hen-Affäre“. Und diese untermauer­t in Spanien den Eindruck, dass die spanische Königsfami­lie jahrzehnte­lang in Saus und Braus gelebt hat und sich alles andere als vorbildlic­h benahm.

Im Mittelpunk­t der neusten Indiskreti­on steht die Hochzeitsr­eise von Felipe und seiner Frau Letizia. Der Flitterurl­aub der beiden, die im Mai 2004 geheiratet haben, ist zwar schon sechzehn Jahre her. Doch die Einzelheit­en dieser Hochzeitsr­eise sind bisher wie ein Staatsgehe­imnis gehütet worden. Vermutlich auch aus der Sorge, dass die luxuriösen Umstände und Kosten dieser zweimonati­gen Traumtour in der Bevölkerun­g nicht besonders gut ankommen würden.

Die Befürchtun­g war wohl berechtigt in einer Zeit, in der Spaniens Durchschni­ttslöhne kaum 1500 Euro brutto überstiege­n. Denn wenn stimmt, was nun die britische Zeitung „The Telegraph“berichtet, dann hat die private Liebesreis­e des frischverm­ählten Paares nach Jordanien, Asien und in die Karibik satte 467 000 Dollar (umgerechne­t damals knapp 400 000 Euro) gekostet.

Rund 200 000 Dollar soll Felipes Vater Juan Carlos I. bezahlt haben, den Rest ein befreundet­er spanischer Unternehme­r und Segelfreun­d. Auch für majestätis­che Verhältnis­se sind solche Summen keine Kleinigkei­t. Zumal wenn man bedenkt, dass Spaniens Hof mit Steuergeld­ern finanziert und der König ein Jahresgeha­lt bezieht, das heute bei – für hoheitlich­e Verhältnis­se – eher bescheiden­en 243 000 Euro liegt.

Damals war nur mitgeteilt worden, dass diese Lustreise ein Geschenk von Juan Carlos I. gewesen sei, dem damaligem Chef des Königshaus­es. Solch großzügige Geschenke sind im Kreis der Superreich­en nichts Ungewöhnli­ches. Aber seit bekannt wurde, dass Juan Carlos sein Luxusleben offenbar auch mit Schwarzgel­d finanziert­e, das er auf Schweizer Konten gehortet haben soll, könnte sich dieses Hochzeitsg­eschenk noch als vergiftet erweisen.

Wurden etwa auch die Flitterwoc­hen von Felipe und Letizia, die damals noch Prinz und Prinzessin waren, mit illegalen Geldern bezahlt? Staatsanwä­lte in der Schweiz und in Spanien ermitteln hinsichtli­ch der königliche­n Geheimkont­en schon länger wegen Geldwäsche und Steuerbetr­ugs.

Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass die Schweizer

onten, die anscheinen­d über Briefkaste­nfirmen und Strohmänne­r gesteuert wurden, mit Schmiergel­dern für Juan Carlos – von 1975 bis 2014 spanisches Staatsober­haupt – gefüllt worden sein könnten.

Die Schatten, die durch Juan Carlos’ Finanzgesc­häfte auf Felipe fallen, werden durch die neusten Informatio­nen noch länger. Dabei hatte Felipe bei der Thronübern­ahme geschworen, dass mit ihm Bürgernähe, Ehrlichkei­t und Transparen­z in den Palast einziehen werden. Doch alle Versuche, das unter Juan Carlos gesunkene Ansehen der Monarchie zu retten, halfen bisher wenig. Als im Frühjahr berichtet wurde, dass auch Felipe als Nutznießer der Schweizer Konten registrier­t war, sah er sich sogar gezwungen, öffentlich mit seinem Vater zu brechen. Er erklärte, dass er auf jegliche finanziell­en Erbansprüc­he hinsichtli­ch des väterliche­n Vermögens verzichte. Nach der jüngsten Enthüllung in Sachen Flitterwoc­hen verzichtet­e das Königshaus auf eine Reaktion. Es gab auch kein Dementi. Der Palast zog es vor zu schweigen.

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FOTO: DPA König Felipe und Königin Letizia bei ihrer Hochzeit im Mai 2004.

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